Heike Baranzke

Würde der Kreatur?

Die Idee der Würde im Horizont der Bioethik
Cover: Würde der Kreatur?
Königshausen und Neumann Verlag, Würzburg 2002
ISBN 9783826023330
Gebunden, 408 Seiten, 49,50 EUR

Klappentext

Die "Würde der Kreatur" respektive die geschöpfliche Würde von Tieren und Pflanzen wird seit etwa zehn Jahren zunehmend in bio- und gentechnologischen Zusammenhängen sowie im Kontext der Tierethik bemüht. Es wird gezeigt, dass den beiden Würdebegriffen unterschiedliche Ideen- und Begriffstraditionen und somit verschiedene Gehalte zugrunde liegen, die als Bonitas- und Dignitas-Traditionen unterschieden werden, um die Äquivokation in beiden Würdebegriffen benennen und auflösen zu können. Eine systematische und begründungstheoretische Vermittlung der beiden Würdevorstellungen wird anhand der Kantischen Moralphilosophie und der Beziehung zwischen Glück und Würde erarbeitet und für eine Bewertung aktueller tierethischer Positionen herangezogen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2002

Heike Baranzkes Abhandlung über die "Würde der Kreatur" hat Rezensent Richard David Precht vollauf überzeugt. Im Zentrum des Buches steht laut Precht die Frage, warum der Mensch nicht unmoralisch gegenüber anderen Spezies sein dürfe. Um diese Frage zu klären, unternimmt die Autorin eine detaillierte ideengeschichtliche Analyse des Begriff der Würde, weiß der Rezensent. Wie er näher ausführt, unterscheidet sie dabei zwei grundlegende Konzepte von Würde, zum einen die "psychophysische" Würde der Kreatur (bonitas) und zum anderen die moralisch ausgezeichnete Würde des Menschen (dignitas). Im Gegensatz zu einer utilitaristische Tierethik à la Peter Singer, die der besonderen menschlichen Moralfähigkeit keine Rechnung trage, so der Rezensent, sieht die Autorin bei Kant einen Ansatzpunkt, die spezifisch menschliche Würde mit der alles umfassenden Würde der Kreatur zusammenzudenken. Precht hebt hervor, dass Baranzke die bekannte tierfeindliche Lesart Kants als Missverständnis entlarvt und einen tierfreundlichen Kant entdeckt, nach dem Tierquälerei vollkommen und unbedingt verboten ist. Anschließend untersuche Baranzke die Traditionen des Tierschutzes und Tierrechts und fördere dabei teilweise "überraschend Progressives" zu Tage. Fazit des Rezensenten: Ein "artistischer Versöhnungsversuch von Menschen würde und Würde der Kreatur".