Hartwig Schultz

Joseph von Eichendorff

Eine Biografie
Cover: Joseph von Eichendorff
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783458173625
Gebunden, 368 Seiten, 22,80 EUR

Klappentext

Die Romantik erlebt in Eichendorffs Erzählungen und Gedichten eine letzte Blüte, während er an seinem Beamtenschreibtisch - durchaus eigensinnig und widerständig - der preußischen Regierung dient. Besonderes Gewicht legt Hartwig Schultz auf Eichendorffs Werk, ausdrücklich auch auf unbekanntere Schriften. Dabei werden heute eher befremdliche Seiten nicht ausgespart, Eichendorffs krudes Frauenbild etwa, wie es sich in seiner Bewertung Bettine von Arnims manifestiert, oder sein dogmatischer Antiprotestantismus. Ein neuer Blick fällt auf die zumeist als ideal verklärte Ehe des Romantikers und die Zeit, in der er von seinem Dienst in Königsberg freigestellt war, um in Berlin unter strenger Geheimhaltung an einem neuen Pressegesetz mitzuarbeiten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.03.2008

Diese Biografie ist anders, findet Alexander Kosenina. Für ihn stellt das Buch vor allem eine "Rekonstruktion der Lebensumstände" Joseph von Eichendorffs dar und "kein weiteres Panorama der Romantik". Den nüchternen, dem Rezensenten durchaus Neues präsentierenden Blick des Verfassers Hartwig Schultz nimmt Kosenina dankbar zur Kenntnis und erkennt drei Konstanten im Eichendorff'schen Lebensbild, die dem Autor als Orientierung dienen: Traditionsverbundenheit, "Vermittlung zwischen bürgerlicher und poetischer Existenz" und das Gottvertrauen. Die nicht selten "gegen Selbstaussagen des Dichters" gerichtete kritische Darstellung empfindet Kosenina als wohltuend. Vermisst hat er gelegentlich den Schwung sowie Augenmaß beim Schwelgen in Details und Zitaten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.12.2007

Gabriele Killert hat zwei Biografien des Spätromantikers Joseph von Eichendorff gelesen, wobei sie die eine ärgerlich, die andere reichlich mühsam fand. Hartwig Schultz geht ihr mit seinem Experten-Gestus, dem es vor allem darum zu tun ist, Eichendorff-Irrtümer aus der Welt zu schaffen, gehörig auf die Nerven. Zumal sie findet, dass der Autor mit seiner geradezu an Polizeimethoden erinnernden akribischen Untersuchung des Dichters Leben und Werk überhaupt nicht gerecht wird. Indem er wiederholt auf die Diskrepanz zwischen den literarischen Texten und dem als juristischer Gutachter in Preußischen Diensten stehenden Beamten pocht, spricht er ihm nicht nur die "Wahrhaftigkeit" ab, so die Rezensentin indigniert. Zudem lassen seine küchenpsychologischen Deutungen und seine germanistischen Spitzfindigkeiten völlig vergessen, dass es sich bei Eichendorff um einen "bedeutenden Dichter" handelte, so Killert entrüstet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.11.2007

Norbert Hummelt kann seine Enttäuschung über Hartwig Schultz' Eichendorff-Biografie nicht verbergen. Er hätte sich anlässlich Eichendorffs Tod vor 150 Jahren ein Werk gewünscht, das die Faszination dieses Dichters dem Leser wirklich nahe bringt, eine Faszination zumal, die Hummelt nie losgelassen hat, von der er auch sehr ausführlich und schwärmerisch erzählt. In vorliegendem Buch wird zu seinem Bedauern die starke Wirkung, die Intensität, die "Schönheit der Schwermut" von Eichendorffs Dichtung nicht lebendig. Allzu ausführlich zitiert ihm der Autor aus den Tagebüchern, allzu sehr betreibt er kleinteilige, Hummelt anödende Philologie. Hummelt hält Schultz vor, darüber die Person Eichendorffs aus dem Blick zu verlieren. Zudem kritisiert er, dass Schultz es versäumt, Eichendorffs Dichtung "neu zu lesen". Das einzige, was ihm seines Erachtens von dieser Biografie im Gedächtnis bleiben wird, ist der Nachweis, dass Eichendorff und Brentano sich in Heidelberg "gar nicht begegnet sind".