Gretha Jünger, Carl Schmitt

Gretha Jünger / Carl Schmitt: Briefwechsel 1934-1953

Cover: Gretha Jünger / Carl Schmitt: Briefwechsel 1934-1953
Akademie Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783050042947
Gebunden, 230 Seiten, 44,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Ingeborg Villinger und Alexander Jaser. Bei dem Briefwechsel handelt es sich um den einzigen, den Carl Schmitt mit einer Frau über längere Zeit geführt hat. Die Schriftstellerin Gretha Jünger, die unter dem Namen Gretha von Jeinsen publizierte, ist weniger bekannt als ihr Mann Ernst Jünger, sie hat jedoch an seiner Seite ein eigenständiges unabhängiges Profil als Intellektuelle bewahrt und mit vielen bedeutenden Personen der Zeitgeschichte der 30iger bis 50iger Jahre verkehrt und korrespondiert. Deutlich wird in dem Briefwechsel ihr mit Furchtlosigkeit gepaarter Wille, der sich in praktischer Bewältigung der Alltagsschwierigkeiten wie in Ausnahmesituationen zeigt, bei gleichzeitiger klar von ihr erkannter fraulicher Abhängigkeit im Verhältnis zu ihrem Mann, den sie Gebieter nennt.
Der Briefwechsel lässt sich in drei Phasen einteilen; die erste von 1934 bis 1939 hat nur einen geringen Briefbestand und enthält Hinweise auf aktuelle Lektüren, Besucher und vor allem Familiennachrichten zu Carl Schmitts Patensohn Carl Alexander Jünger. In der zweiten Phase bis 1945 bildet das aktuelle Kriegsgeschehen den Hintergrund des Austausches. Es geht um die Fortsetzung von Briefgesprächen nach gegenseitigen tagelangen Besuchen, um Erörterungen von Schriften Schmitts und Ernst Jüngers, den alltäglichen Schrecken des Bombenkrieges und die gegenseitige Sorge um das Befinden. Die dritte Phase mit dem umfangreichsten Bestand reicht bis zum Abbruch des Briefwechsels 1954; in der Nachkriegszeit stehen zunächst die Fragen nach dem Verbleib der Bekannten- und Freundeskreise im Vordergrund, später Krankheit und Tod von Carl Schmitts Ehefrau Duska, dann aber vor allem die bald einsetzenden unterschiedlichen Wirkungen der Arbeiten Ernst Jüngers und Carl Schmitts in der Öffentlichkeit. Während Schmitt im sauerländischen Exil grollt, beginnt für Jünger eine neue erfolgreiche Schriftstellerexistenz. Spannungen und Missverständnisse, die Gretha Jünger aufzuklären versucht, dauern an und führen zu einem abrupten Ende des jahrzehntelangen intensiven Briefaustausches.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2007

Rezensent Wolfgang Schuller hat diesen Briefwechsel zwischen Carl Schmitt und Ernst Jüngers Ehefrau Gretha mit großem Interesse gelesen. Zum einen ist ihm die Person Gretha Jünger dadurch sehr viel fassbarer geworden, an der Schmitt offenbar vor allem Offenheit und Vitalität beeindruckte. Deutlich wurde dem Rezensenten eine gewisse Distanz zu den Nazis, die sie an einer Stelle als "Schakale" bezeichnet, auch wenn sie auf Martin Niemöllers Schuldbekenntnisse eher herablassend reagierte ("Ich bin nicht für Asche zu haben, sondern für die Flamme"). Aber auch Carl Schmitt trat ihm in diesen Briefen recht deutlich entgegen. So schildert der Rezensent Schmitts selbstmitleidige Klagen über die Vorwürfe gegen ihn, denen er sich nach Kriegsende ausgesetzt sah und für die er vor allem Juden verantwortlich machte (für bemerkenswert hält Schuller hierbei, dass Gretha Jünger dazu nichts sagt). Bemerkenswert erscheint Schuller auch, dass Schmitt, der Gretha Jünger bis dahin in ihrer Offenheit ermunterte, den Briefwechsel abbrach, als sie ihn deutlich vor Gerhard Nebel und Armin Mohler warnte, an denen sie die Illoyalität störte. Zum Schluss bemängelt Schuller nur einige Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten in dem ansonsten von ihm als Hilfreich bezeichneten Kommentar der Herausgeber.
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