Carl Schmitt

Carl Schmitt: Jugendbriefe

Briefschaften an seine Schwester Auguste 1905 bis 1913
Cover: Carl Schmitt: Jugendbriefe
Akademie Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783050034836
Broschiert, 180 Seiten, 32,72 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Ernst Hüsmert. Das Buch enthält eine kommentierte Sammlung von 87 Briefen und Postkarten des 17- bis 25-jährigen Carl Schmitt an seine Schwester Auguste. Es handelt sich um Schriftstücke vorwiegend familiären Inhalts, in denen der Schüler, Student und erfolgreich veröffentlichende junge Wissenschaftler das Fachspezifische eher ausklammert. Diese Briefe und Karten leisten weit mehr als die Widerlegung dubioser Legenden über Carl Schmitt. Sie lassen teilhaben an Entwicklung und Aufstieg eines jungen Talents, machen seinen Hunger zur Kunst, gleich welcher Provenienz, manifest und belegen ein außergewöhnliches Bildungsniveau, sein selbstloses Engagement für Verwandte und Freunde sowie die Perfektionierung eines eigenen Stils von der Klamotte bis zu effektvollen prägnanten Formulierungen im Freundeskreis von Gleichgesinnten und Dichtern, unter denen besonders Theodor Däubler zu nennen ist. Eine Einführung des Herausgebers skizziert die Stationen von Carl Schmitts Lebensweg und versucht, dessen geistige Entwicklung nachzuzeichnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.02.2001

Thomas Wirtz sieht mit dem Erscheinen dieses Bandes eine Lücke geschlossen, zumal er der Ansicht ist, dass es gerade bei Carl Schmitt besonders wichtig ist, über seine Lebensumstände informiert zu sein. Bisher wurde viel spekuliert, merkt Wirtz an: etwa über Schmitts Jugend, der als Katholik im protestantischen Plettenberg aufwuchs, was für viele Autoren bisher Grund zu er Annahme war, Schmitt habe durch religiöse Ressentiments eine Tendenz zum Antisemitismus entwickelt. Der vorliegende Band bietet nach Wirtz daher eine willkommene Aufklärung. So werde in den Briefen "an keiner einzigen Stelle (...) eine konfessionelle Militanz" spürbar. Stattdessen herrschen andere Themen vor: Kultur und finanzielle Belange, aber auch der Wunsch der weit entfernt lebenden Geschwister, durch Klatsch und Tratsch so etwas wie einen "verlorenen gemeinsamen Alltag" fortzusetzen. Wer jedoch über Schmitts juristische Tätigkeiten und Veröffentlichungen erfahren will, wird hier nicht fündig, so der Rezensent. Doch zeigen sich, wie er betont, bereits Vorläufer von Schmitts "Schattenrissen", einer 1913 veröffentlichten Porträtsammlung "mit ihren oft bösen und immer kundigen Ausfällen auf den empfindsamen Zeitgeist". Wenn Schmitt überhaupt Ressentiments zeigt, so sind diese, wie der Rezensent feststellt, nie religiöser, sondern eher sozialer Art, wobei auch eine Tendenz zum Selbstmitleid bisweilen sichtbar wird. Insgesamt bewertet Wirtz dieses Buch als eine "kleine Sensation", besonders wohl, weil der Leser einige bisher unterschätzte Seiten Schmitts kennen lernen kann.
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