Goran Vojnovic

Unter dem Feigenbaum

Roman
Cover: Unter dem Feigenbaum
Folio Verlag, Wien - Bozen 2018
ISBN 9783852567495
Gebunden, 352 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof. Über ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit Jadrans Großvater nach Istrien kam und dort eine Familie gründete. Nun ist er tot, und auch Jadrans Vater hat nach Ausbruch des Bosnienkrieges die Familie verlassen. Mit dem Besuch im Haus des Großvaters beginnt die Suche des jungen Mannes nach der eigenen Identität und führt ihn unweigerlich in die Wirren auf dem Balkan. Der Zerfall des Staates und dessen neue Grenzen haben auch die Familienbande zerschnitten. Einzig der Feigenbaum im Garten seines Großvaters scheint alle Stürme unbeschadet überstanden zu haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2019

Rezensent Volker Breidecker schätzt den slowenischen Autor und Regisseur Goran Vojnovic seit dessen Debüt "Cefuri raus!", in dem er sich dem Schicksal ethnischer Minderheiten und Binnenmigranten in Ex-Jugoslawien widmete. Auch in seinem inzwischen dritten Roman bleibt der Autor seinem Thema treu, holt aber weiter aus, indem er sich mit gleich drei Generationen einer zerrissenen Familie beschäftigt, erklärt der Kritiker. Für seine multiethnische Generationensaga wählt Vojnovic eine "hochkomplexe, epische Form", weiß dabei die achronologischen und losen Episoden aber "souverän" zu verknüpfen, staunt der Rezensent, der dem Autor zudem eine erstaunliche "Sensitivität" attestiert. Dass der Ton gelegentlich ein wenig drehbuchhaft klingt, geht für Breidecker in Ordnung: Die "erfühlten Gedanken" in den grandiosen inneren Monologen machen das mehr als wett, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2018

Rezensent Jörg Plath lobt Goran Vojnovics neuen Roman "Unter dem Feigenbaum" als lesenswertes "Sittenbild der postjugoslawischen Gesellschaften". Wie ihm der slowenische Autor und Filmregisseur hier anhand von drei Generation bildgewaltig von Trennungen, Verlust und dem Zerbrechen einer Familie erzählt, hat dem Kritiker gut gefallen. Auch damit, dass Vojnovic fragmentarisch und in "aufgelöster Chronologie" schreibt, kommt Plath gut zurecht. Dass der Autor in seinem melancholisch grundierten Roman gelegentlich zu "Pathos" neigt, kann der Rezensent verzeihen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.09.2018

Norbert Mappes-Niediek lernt in den Romanen von Goran Vojnovic Wissenswertes über die jugoslawische Geschichte und die in Slowenien lebenden "Balkanesen", die das Land nach seiner Unabhängigkeit so gern losgeworden wäre. Halb Familiengeschichte, halb Geschichtspanorama eines untergegangenen Landes führt ihn der neue Text zurück in die vierziger bis siebziger Jahre, überrascht mit "schönen Bildern" und "gelungenen Szenen" eines Familienlebens und vielen bemerkenswerten Charakteren. Symbole für ein zerrissenes Land bekommt der Rezensent mit den Figurengeschichten über Flucht, Hass, Moral, Rätsel und Ehezoff.

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