George Orwell

Über Nationalismus

Cover: Über Nationalismus
dtv, München 2020
ISBN 9783423147378
Kartoniert, 64 Seiten, 8,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn. Mit einem Nachwort von Armin Nassehi. Worin unterscheiden sich Patriotismus und Nationalismus? Und was kennzeichnet nationalistisches Denken? Dieser 1945 verfasste Essay erscheint erstmals auf Deutsch und zeigt George Orwell als Ideologiekritiker.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2020

In einer kurzen, prägnanten Besprechung bezweifelt Rezensentin Claudia Mäder, ob der Titel für diesen Essay von George Orwell so gelungen ist. Denn mit "Nationalismus" sei vom Autor auch damals schon jede menschliche Gruppierung gemeint, die sich unter einer Klassifizierung versammelte. Das könne die Nation sein, die Kirche oder die Klasse. Sobald das Sich-über-andere-Stellen einsetze, werde der Mensch blind für die Realität. Claudia Mäder modernisiert diesen Ansatz, wenn sie schreibt, dass mit dieser Vorstellung auch "identitär aufgeladene Segmente" der Gesellschaft einen allgemeinen Diskurs verunmöglichen. Gefallen hat ihr daher auch das Nachwort von Armin Nassehi, der Orwell bescheinigt, seine Ausführungen seien auch zur Gegenwartdiagnose höchst brauchbar.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.01.2020

Tania Martini hält die Ankündigung des Verlags zu George Orwells Essay durchaus nicht für übertrieben. Aktuell erscheint ihr der vom Soziologen Armin Nassehi um ein Nachwort bereicherte, erstmals ins Deutsche übertragene Text vor allem wegen Orwells kritischer Analyse ideologischer Prozesse und Emotionen rund um kollektive Identifikationen. Das letztere obsessiv, instabil und gleichgültig gegenüber der Realität sind, vermittelt ihr der Autor ebenso wie die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen Nationalismus und Patriotismus, auch wenn Orwell hier abstrakt bleibt, wie Martini feststellt. Hochaktuell findet die Rezensentin ferner Orwells Kritik an der Doppelmoral gegenüber der Gewalt der USA einerseits und derjenigen Russlands und Chinas andererseits.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.01.2020

Gustav Seibts Bewunderung für George Orwell hält sich in Grenzen, und sie wächst auch nicht mit diesem Essay über den "Nationalismus". Wie Seibt darstellt, bezieht Orwell den Begriff nicht nur auf die Nation, sondern auf jede Form von Überidentifikation mit einer Gruppe oder einer Sache. Als Überlegungen zum Chauvinismus kann der Rezensent das vielleicht gelten lassen, vor allem wenn man ihn als eher mentale Disposition von Reizbarkeit, Unbedingtheit und Realitätsverweigerung begreift, wie es auch Armin Nassehi in seinem Nachwort herausdestilliere. Aber als Betrachtung des historischen Phänomens taugt der Band in Seibst Augen nicht. Die Unterscheidung von übersteigertem Nationalismus und defensivem Patriotismus erscheint Seibt doch recht verharmlosend. Da rät er zu Rabindranath Tagores wieder aufgelegtem und deutlich kraftvollerem Essay "Nationalismus".
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