Daniil Charms

Sieben Zehntel eines Kopfs

Werke 2. Gedichte
Cover: Sieben Zehntel eines Kopfs
Galiani Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783869710297
Gebunden, 240 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben, nachgedichtet und mit einem Nachwort von Alexander Nitzberg. Charms' großes dichterisches Oeuvre war bislang kaum auf Deutsch zugänglich. Der Großteil erscheint hier erstmals.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2013

Rezensent Uwe Stolzmann weiß diese vierbändige Werkausgabe des russischen Avantgardisten Daniil Charms (1905-1942) zu schätzen. Die von Vladimir Glozer und Alexander Nitzberg herausgegebene deutsche Ausgabe erschließt für ihn das breite Oeuvre des Schriftstellers und verdeutlicht, dass Charms nicht nur ein "Meister grotesker Prosa" war, sondern auch Lyriker, Dramatiker und Performance-Künstler. Zahlreiche Texte waren nach Auskunft des Rezensenten bisher nicht ins Deutsche übertragen oder nur in weniger überzeugenden Übersetzungen zu lesen. Nicht immer scheint Stolzmann die Lektüre der vier Bände die reine Freude zu sein, finden sich unter den Texten doch auch einige Belanglosigkeiten. Auf der anderen Seite hat er immer wieder Überraschendes entdeckt. Die Ausgabe ermöglicht in seinen Augen jedenfalls einen neuen, umfassenderen Blick auf Charms sowohl im Blick auf die Breite seines Oeuvres als auch im Blick auf die Abgründe des Schriftstellers.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.01.2012

Sibylle Cramer liebt ihn einfach, diesen "Freischärler in der Maske des Spaßvogels". Denn bei allem Witz und aller Absurdität, war der Unsinn für Daniil Charms ein Instrument im politischen Kampf gegen Stalin, der die Sowjetunion in ein Totenhaus verwandelte. Zum Beispiel erinnert Cramer an die Geschichte "Darüber wie ein Mann zerbröselt", die von einem Mann erzählt, von dessen Existenz nach einer kritischen Bemerkung gegenüber der Obrigkeit nur soviel übrig bleibt, dass man es zusammenkehren kann. Daher begrüßt sie diese Ausgabe, die in sehr schöner Edition die Werke Charms' in bisher nicht erreichtem Umfang zugänglich macht. Doch ganz glücklich ist sie nicht mit den Übertragungen durch Beate Rausch und Alexander Nitzberg, die Charms radikal eindeutschen und dabei sogar auf Berlinerische Idiomen und deutsche Namen zurückgreifen. Nicht nur dass ihr da die elegante Übersetzung Peter Urbans lieber wäre. Auch sieht sie die Gefahr, dass der politische Kontext verloren geht und Charms, der für seine Texte mit Gefängnis und Verbannung zahlen musste, auf einen Sprachartisten reduziert wird.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.04.2011

Rezensent Felix Philipp Ingold hat den zweiten Band der von Alexander Nitzberg besorgten Werkausgabe des russischen Avantgarde-Poeten Daniil Charms unter die Lupe genommen und sich dabei weniger auf Charms als auf die Übersetzungsleistung des Herausgebers konzentriert. Dabei handelt es sich um eine Nachübersetzung, informiert der Rezensent, denn um die Übertragung Charms' ins Deutsche hat sich zuvor der mehrfach ausgezeichnete Übersetzer Peter Urban verdient gemacht. An Urban muss sich Nitzberg folglich messen lassen, meint der Rezensent, und an Urban misst er ihn auch. Und gelangt dabei zu dem Schluss, dass Nitzbergs Neuübersetzung die Leistung Urbans in den Schatten stellt. Die Sensibilität, der Einfallsreichtum und das poetische Talent Nitzbergs nötigen Ingold den größten Respekt ab; bravourös werde er den höchst verschiedenen Genres gerecht, in denen Charms sich ausdrückt. Nicht als schnöde Nachübersetzung, sondern als "Nachsang" will Ingold diese "Korrespondenz" mit Daniil Charms verstanden wissen. Die im Kommentarteil zu findende Polemik gegen Urban bleibe allerdings hinter dem Niveau der Übersetzungsleistung zurück, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2010

Vorsicht Suchtgefahr! Rezensentin Sabine Berking warnt uns eindringlich vor diesem Beckett des Ostens, Daniil Charms und seinem "Jaja" (russisch für Dada). Unerschrockenen aber stellt Berking die ersten zwei Bände (Prosa und Gedichte) der neu übersetzten und mit Erstveröffentlichungen sowie Zeichnungen des Dichters aufwartende Werkausgabe als "schaurigschönes Vergnügen" vor. Jedenfalls was die Prosa, ihre Übersetzung durch Beate Rausch und Charms Händchen für das Mystische im Alltäglichen anbetrifft. Bei den Gedichten hat Berking dann doch arge Zweifel, ob die für die Ausgabe vorgenommene thematische Ordnung und der eigens eingestellte Fokus auf Metrik und Rhythmik im Sinne des Autors wären.
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