Boris Groys (Hg.), Aage Hansen-Löve (Hg.)

Am Nullpunkt

Positionen der russischen Avantgarde
Cover: Am Nullpunkt
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783518293645
Kartoniert, 777 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Gabriele Leupold, Annelore Nitschke und Olga Radetzkaja. Die Vorstellung des Anfangs bei Null in bezug sowohl auf die gesellschaftliche Existenz als auch auf das künstlerische Schaffen stand im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen der russischen Avantgarde und schien im Zuge des Umsturzes im Oktober 1917 ihren utopischen Charakter zu verlieren: Die Avantgarde konnte in dieser einzigartigen historischen Situation nicht nur die Bestätigung ihrer theoretischen Konstruktionen und künstlerischen Intuitionen sehen, sondern auch eine einmalige Chance zu ihrer Umsetzung in die Praxis. Dies belegen die in diesem Band versammelten, zum Teil erstmals auf deutsch vorliegenden Texte u. a. von Kasimir Malewitsch, Alexej Kruchjonych oder Nikolaj Tarabukin sowie der Oberiu-Gruppe um Daniil Charms, die dem kulturpolitischen Kahlschlag des Stalinismus als letzte Avantgardegruppe bis zum Anfang der 30er Jahre widerstand. Sämtliche Texte sind mit Kurzbiografien der Autoren versehen und sowohl theoretisch als auch historisch kommentiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2006

Skeptisch hält Hendrik Feindt diese mit Bundesmitteln geförderte Anthologie mit Texten der russischen Avantgarde in Händen. Wird hier wohl ein bisschen schwarz-weiß gemalt? Die vorgenommene Scheidung von guter russischer Avantgarde und bösem sowjetischen Konservatismus jedenfalls will Feindt nicht akzeptieren. Das Aufbruchspathos, findet er, taugt allenfalls zur musealen Adelung der Malewitschs und Rodtschenkos. Ein Glück, dass die Texte selbst dieser vorgegebenen Dichotomie widersprechen. Darüber kann Feindt auch eine auf "falsche Schonung" bedachte deutsche Übersetzung nicht hinwegtäuschen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.03.2006

Dieser vom Münchner Slawisten Aage Hansen-Löve besorgte Band ist Teil eines dreiteiligen Projekts, mit dem der Philosoph und Medienwissenschaftler Boris Groys die "geistige Situation in Osteuropa und ihre kulturhistorischen Voraussetzungen" zu fassen versucht, und Rezensent Ulrich M. Schmid ist höchst zufrieden mit den gehaltvollen Ergebnissen. "Am Nullpunkt" widmet sich der russischen Avantgarde in der Kunst zur Zeit der bolschewistischen Revolution und nimmt vor allem Kasimir Malewitschs Suprematismus in den Blick, der einige rabiate Vorschläge zur Neugestaltung der Kultur beinhaltete. So hatte Malewitsch 1919 zur Förderung der generellen Vorstellungskraft gefordert, alle überlieferten Kunstwerke zu verbrennen und nur noch ihre Asche auszustellen.