Colum McCann

Wie spät ist es jetzt dort, wo du bist?

Drei Erzählungen und eine Novelle
Cover: Wie spät ist es jetzt dort, wo du bist?
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017
ISBN 9783644052918
Gebunden, 256 Seiten, 16,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. Neue Erzählungen von Colum McCann: In der längsten, der Novelle "Dreizehn Sichtweisen", geht ein alter Mann an einem verschneiten Tag in Manhattan mit seinem Sohn essen. Der Sohn muss los, und als der Mann später allein das Restaurant verlässt, wird er auf offener Straße überfallen und umgebracht. Die mit dem Fall betrauten Kriminalbeamten rekonstruieren seine Wege, die Überwachungskameras bei ihm zu Hause, im Lokal und auf der Straße aufgezeichnet haben. Ihre Arbeit gleicht der von Dichtern: der Suche nach einem zufälligen Schlüssel, der, an der richtigen Stelle eingepasst, plötzlich allem Sinn verleiht. Dieses "Schlüssel"-Stück des vorliegenden Bandes, wenn nicht sogar von McCanns Werk, wird ergänzt durch weitere Erzählungen. Eine Frau ruft an Silvester aus einem Unterstand in den afghanischen Bergen zu Hause an; eine andere erkennt ihren früheren Folterer als Mitglied einer Friedensverhandlungskommission im Fernsehen wieder.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.05.2017

Friedhelm Rathjen staunt, wie raffiniert Colum McCann in den vorliegenden Erzählungen mitunter zwischen Gegenwart und Vergangenheit beziehungsweise zwischen Ich-Erzähler und dritter Person wechselt. Dass der Autor in seinen Texten Lücken und Risse zulässt, scheint ihm zu gefallen. McCanns Erzählen besticht für ihn gerade durch seine scheinbare Absichtslosigkeit und den Rhythmus des Gewöhnlichen. Hier liegt für Rathjen die Definition dieses Schreibens, weniger in den außergewöhnlichen Handlungen und Einfällen. Der Autor entwirft eigentlich keine Geschichten, sondern Existenzen, findet der Rezensent, und sind die Erzählsituationen, wie auch in diesem Band, noch so komplex.
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