Christopher Hitchens

The Hitch

Geständnisse eines Unbeugsamen
Cover: The Hitch
Karl Blessing Verlag, München 2011
ISBN 9783896674142
Gebunden, 672 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Ikonen von ihrem Sockel zu stürzen ist ein Anliegen, das Christopher Hitchens mit der Nonchalance eines Salonlöwen und der Unerbittlichkeit eines Rottweilers verfolgt - wie seine Biografien über Mutter Teresa, Henry Kissinger und Bill Clinton beweisen. In seiner Autobiografie tritt "The Hitch" selbst ungeschminkt vor den Spiegel. Wie ein britischer Trotzkist, in der ersten Reihe der Vietnamkriegsgegner, nach dem 11. September die amerikanische Staatsbürgerschaft annimmt und bis heute zu den prominentesten und umstrittensten Befürwortern des Irakkriegs zählt. Wie der zum christlichen Glauben erzogene Sohn einer freigeistigen Mutter, die bis zu ihrem Selbstmord ihre jüdische Herkunft geheim hielt, seine atheistischen Ansichten zum Weltbestseller macht. Wie ein auf Kuba kaffeepflückender junger Linksintellektueller gegen das Establishment anstürmt und sich beim Cocktail mit Margaret Thatcher wiederfindet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.11.2011

Christopher Hitchens, der sich als Autor und Journalist mit der halben Welt angelegt hat, ist für die Rezensentin Sylvia Staude eine faszinierende Figur. Die vorliegenden Memoiren sind in ihren Augen keine Autobiografie im strengen Sinn, denn mit seinem Privatleben geht der Autor ihrem Urteil nach recht diskret um. Gleichwohl bietet das Werk die Gelegenheit, die Entwicklung Hitchens vom Trotzkisten, Sozialisten zum irgendwie Linken und schließlich Neokonservativen zu verfolgen, was Staude recht spannend findet. Hitchens löst bei ihr ein ambivalentes Gefühl aus: einerseits bewundert sie seinen Mut, seinen Kampfgeist, seinen scharfen Verstand, seine Offenheit. Andererseits kann sie durchaus nachvollziehen, dass mancher ihn unerträglich findet. Denn auch in vorliegendem Werk findet sie immer wieder lange Passagen, die von der Eitelkeit des Autors zeugen, etwa wenn er Namedropping betreibt und hervorhebt, welch wichtigen Persönlichkeiten (vor allem Männer) er kennt. Am meisten berührt zeigt sich Staude von den Passagen über Hitchens Eltern, in denen sich ein anderer "Hitch" zeigt. Nicht ganz zufrieden ist die Rezensentin allerdings mit dem Lektorat und der immer mal wieder holprigen Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.10.2011

Angetan zeigt sich Rezensentin Doris Akrap von Christopher Hitchens' Memoiren. Dass nicht jeder den streitbaren Kolumnisten, Essayisten und Literaturkritiker auf Anhieb sympathisch finden wird, kann sie durchaus nachvollziehen. Aber auch wenn sie zu den Kritikern seines Eintretens für den Irak-Krieg gehört, schätzt ihn als Skeptiker und bissig-ironischen Polemiker. Sie hebt hervor, dass Hitchens als Reporter viele Konflikte hautnah miterlebt hat: 1968 auf Kuba, in den 70ern in Simbabwe, Argentinien und Marokko, in den 80ern in Nicaragua, bei der Revolution 1989 in Rumänien usw. Und sie hält ihm zu Gute, dass er bei aller Egozentrik und Eitelkeit immer auch zu Selbstkritik in der Lage ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Christopher Hitchens hat sich als Reporter fast überall hin gewagt. Er kann schreiben, ist witzig und selbstironisch. Und wenn er sich mit jemandem angelegt hat, waren es immer Leute, die mächtiger waren als er. Aber, und damit ist er für Rezensentin Franziska Augstein gewissermaßen unten durch - er hat 2001 den Irakkrieg unterstützt und sich nie davon distanziert, im Gegenteil. Augstein kann ihm das in ihrer Kritik nicht verzeihen, so wenig wie das Pathos, das Hitchens manchmal an den Tag legt. Weil sie sich aber Hitchens "elegant-amüsanter englischer Niedertracht" doch nicht entziehen kann, muss man ihre Rezension - die, das ist klar, keine lobende ist - am Ende doch als Lektüreempfehlung verstehen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

Was war es nochmal, was diesen Mann so berühmt und berüchtigt macht? Nach der Lektüre von Christopher Hitchens Autobiografie hält Nils Minkmar zwar einen roten Faden durch die verzweigten Meinungen und Äußerungen des Debattiergenies in der Hand, doch wichtiger erscheint ihm etwas anderes. Der Weg führt zurück zur Mutter des Autors und zu einem Kapitel, das Minkmar das Herz zerreißt, weil es mit dem Tod der Mutter endet und weil es den Rest erklärt, ein spektakuläres Leben. Und davon gibt der Autor beredt Zeugnis, gibt dem Rezensenten Burleskes, Pikareskes, Buntscheckiges, über anzügliche Begegnungen mit Maggie Thatcher und auch über Stammtischwitze. Der Wechsel zwischen hingebungsvollen Porträts von Freunden, wie Rushdie oder Edward Said einerseits und schenkelklopfendem Humor andererseits, scheint dem Rezensenten einem solchen Leben angemessen.
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