Henry Kissinger

China

Zwischen Tradition und Herausforderung
Cover: China
C. Bertelsmann Verlag, München 2011
ISBN 9783570100561
Gebunden, 606 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen H. Dierlamm, H. Etinnger, O. Grasmück; N. Juraschetz und M. Müller. Als US-Außenminister wirkte Henry Kissinger vor vier Jahrzehnten entscheidend an der Öffnung Chinas mit. Er kennt das Land, seine Geschichte und seine Politik von Mao bis heute. Jetzt legt er die Summe seiner Erfahrungen mit dem "Reich der Mitte" vor. Er beschreibt das konfuzianisch geprägte Selbstverständnis und die globale Strategie Chinas, seine Entwicklung von den Anfängen der frühen Großdynastien, die sich bewusst abschotteten, über die ersten Kontakte mit der Außenwelt und die maoistische Revolution bis zum heutigen Aufschwung zur Supermacht. Seine besonderen Kenntnisse und Kontakte bilden den Hintergrund einer Prognose über Chinas Zukunft und die Konsequenzen für die internationalen Beziehungen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.08.2011

Mark Siemons weiß Henry Kissingers Buch über China zu schätzen und nimmt es gegenüber Kritik aus den USA in Schutz. Auch wenn das Werk überwiegend aus den Erinnerungen des ehemaligen US- Außenministers an seine geheime China-Diplomatie und die Begegnungen mit den chinesischen Machthabern inklusive Mao besteht, möchte er es nicht der Gattung der Politikermemoiren zurechnen. In den Mittelpunkt seiner ausführlichen Besprechung stellt er die Auseinandersetzung mit der Kritik an Kissingers Versuch, eine Art überzeitlich gültige Art chinesischer Politik, einen Idealtypus zu destillieren, der dem Go-Spiel ähnlicher sei als dem Schach, also nicht auf schrittweise Ausschaltung des Gegners ziele, sondern auf langfristige Einkreisung und Verschiebung von Räumen. Zwar gibt er der Kritik, Kissinger tappe zum einen in die Kulturalismus-Falle und wolle zum anderen ohnehin nur sein Konzept einer Realpolitik verteidigen, in dem die Menschenrechte eher ausgeklammert werden, in vielen Punkten recht. Aber er hebt zugleich die Vorzüge der klassischen chinesischen Strategie hervor und kommt zu dem Schluss, dass auch die westliche Menschenrechtspolitik "durchaus davon lernen kann".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.07.2011

Eine lohnende Lektüre sieht Felix Lee in diesem Buch Henry Kissingers, in dem der ehemalige US-Sicherheitsberater und Außenminister sein "Insiderwissen" über China von Mao bis heute darlegt. Der 1923 geborene Politiker scheint ihm einer der wenigen, der sämtliche Machthaber Chinas von Mao über Deng Xiaoping bis Hu Jintao persönlich kennengelernt hat. Zudem bescheinigt er Kissinger, sich intensiv mit der jüngeren Geschichte des Landes befasst zu haben und daher auch eine "differenzierten Analyse" des gegenwärtigen Chinas zu bieten. Im Zentrum des Buchs sieht er allerdings die Erinnerungen des Autors an die Wiederannäherung von China und den USA vor gut 40 Jahren, die dieser vorbereitet und wesentlich mitgestaltete.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.07.2011

Für "brillant" befindet Rezensent Gregor Schöllgen Henry Kissingers Rückblick auf über 40 Jahre chinesisch-amerikanische Beziehungen. Kissinger erweise sich als intimer Kenner neuzeitlicher chinesischer Geschichte. Seine Darstellung derselben ab 1969 profitiert zudem von über 50 Besuchen Kissingers im Reich der Mitte, informiert der Rezensent - als Sicherheitsberater bzw. Außenminister der Regierungen Nixon und Carter sei Kissinger schließlich maßgeblich an der Aufnahme und Ausgestaltung der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und China beteiligt gewesen. Die - teilweise von gängigen Lesarten abweichenden - Überlegungen des Autors zur Rolle Chinas im Korea- und Vietnamkrieg, aber auch die Porträts einzelner Politiker (namentlich Stalins, Nixons, Mao Tse-tungs, Tschu En-lais und Deng Xiaopings) haben Schöllgen tief beeindruckt. Auch ein historischer Vergleich, den Kissinger zwischen den Konstellationen Deutschland/England vor 1914 und USA/China in der Gegenwart anstellt, gibt dem Rezensenten im positiven Sinne zu denken. Kissingers Anmahnung von Transparenz im diplomatischen Umgang miteinander hält Schöllgen dabei für ein Credo, welches auch im nur marginal behandelten Europa gehört werden sollte.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.06.2011

Wie schon andere Kritiker vor ihm stellt Tilman Spengler fest, dass in Henry Kissingers Blick auf China und seine Jahre als Außenminister und Sicherheitsberater der amerikanischen Regierung nicht viel Verlässliches über Chinas Geschichte und Kultur zu erfahren ist. Dafür wird für ihn das Buch richtig spannend, wo es zum Selbstporträt von Kissingers politischem Wirken wird. Er findet, dass es einen erhellenden Blick in die (zweifelhaften) Motivationen großer Politik erlaubt, wie es Nixons "Ping-Pong-Diplomatie" gegenüber China war. Kissingers Buch bietet eine Begründung der China-Politik der 1970er Jahre und die Folgen, in seinen "eklektischen" Erklärungsmustern von Chinas Traditionen und Handlungsweisen allerdings gelangt es über "manches fragwürdige Feuilleton" nicht hinaus, wie der Rezensent rügt. Am ehesten kann man hier lernen, wie man moralisch zweifelhafte Allianzen legitimiert und zudem, das macht für Spengler den Hauptreiz des Buches aus, einen Blick in das große Kino der politischen Inszenierung werfen.
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