Christoph Bartmann

Die Rückkehr der Diener

Das neue Bürgertum und sein Personal
Cover: Die Rückkehr der Diener
Carl Hanser Verlag, München 2016
ISBN 9783446252875
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Hauspersonal? Diener? Bei uns doch nicht! Mit Verlaub, wir leben im 21. Jahrhundert. Gut, da gibt es die Polin, die die Wohnung putzt. Die Einkäufe trägt der Bote die Treppe hoch, und abends kommt der erstklassige Lieferdienst mit dem Essen. Anders sind Arbeit und Privatleben doch gar nicht zu schaffen. Dass unser Alltag von Computern abhängt, stimmt nur zur Hälfte. Für Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege suchen wir uns - am einfachsten im Internet - Personal. Und so entsteht parallel zur digitalisierten Welt eine neue Klasse schlecht bezahlter Helfer. Christoph Bartmann richtet seinen Blick auf ein neofeudales Bürgertum, das mit sozialer Spaltung offenbar gut leben kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.09.2016

Hannes Hintermeier liest Christoph Bartmanns Bericht aus dem Reich der unsichtbaren, rund um die Uhr verfügbaren Putzfrauen, Altenpfleger, Pizzaboten, Paketfahrer etc. mit großem Interesse. Für ihn scheint der Autor damit einen wunden Punkt unserer Gesellschaft zu berühren. Was die digital gestützte "Plattform-Ökonomie" verbirgt, spricht der Autor aus, meint Hintermeier. Dahinter stecken die Zementierung sozialer Ungerechtigkeit und Schwarzarbeit einerseits und der Zugewinn von Zeit fürs zerstreute Nichstun nebst Verlust praktischer Alltagskompetenz andererseits. Für den Autor ein doppelt schlechtes Geschäft. Seine eigene "Serviceangst" kann Bartmann nicht überwinden, erfährt Hintermeier, selbst als ihm als New Yorker Goethe-Vorstand jeder erdenkliche Service angeboten wird. Wie sich der Autor über Literatur und Film dem Phänomen Dienstleistungsgesellschaft widmet, um schließlich den Rat weiterzugeben, lieber mal selber Hand anzulegen, anstatt nur von Fair Trade zu faseln, findet der Rezensent lesens- und bedenkenswert.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.08.2016

Peter Praschl bekommt mit Christoph Bartmanns Essay eine Phänomenologie des zeitgenössische Sichbedienenlassens, keine Sozialreportage mit Gruselstorys aus der Welt der Servicekräfte. Eindringlich erscheint ihm Bartmanns Diagnose, da der Autor ihm darlegt, dass das servicebegleitete Leben der Mittelklasse keineswegs unschuldig ist, sondern an Elendzusammenhänge geknüpft ist, von denen wir kaum etwas ahnen, wenn wir den Pizzaboten kommen lassen oder die Reinemachefrau. Als New Yorker auf Zeit, weiß Bartmann dem Rezensenten davon zu berichten, wie Wohlstand in den USA mit Armut und Elend etwa in Guatemala City zu tun hat. Dass die Stimmen der "Diener" selbst im Buch fehlen, findet Praschl "konsequent". In jedem Fall regt ihn Bartmann zum Nachdenken an über in Anspruch genommene Dienstleistungen und eine Entlastung der Entlastung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.08.2016

Jens Bisky empfiehlt: selber putzen. Christoph Bartmanns Buch nämlich führt ihm eine Lebensführung vor Augen, die ohne Servicepersonal gar nicht mehr auskommt und offeriert Alternativen. Basierend auf seinen Erlebnissen mit Portiers, Reinigungskräften und Kindermädchen in einem Apartmenthaus in der New Yorker Upper West Side hinterfragt der Autor kulturell irritiert und essayistisch seine eigenen moralischen Serviceängste und stellt soziale Fragen der Gegenwart, erläutert Bisky. Dass Bartmann den Leser nicht mit Appellen und Empörung abspeist, sondern einen scharfen Blick für Ambivalenzen walten lässt und mit Ironie und sitzenden Formulierungen aufwartet, gefällt Bisky. Bartmanns empirisch gewonnenen Einblicken und seinen Überlegungen zur häuslichen Arbeit folgt Bisky gerne und mit Gewinn.
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