Christian Nottmeier

Adolf von Harnack und die deutsche Politik 1890-1930

Eine biografische Studie zum Verhältnis von Protestantismus, Wissenschaft und Politik. Dissertation
Cover: Adolf von Harnack und die deutsche Politik 1890-1930
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2004
ISBN 9783161481543
Gebunden, 582 Seiten, 89,00 EUR

Klappentext

Der Berliner Kirchenhistoriker und Wissenschaftsorganisator Adolf von Harnack gehörte zu den prägenden Gestalten des liberalen Protestantismus in Deutschland um 1900. Christian Nottmeier geht unter Rückgriff auf bisher kaum ausgewertetes Quellenmaterial dem Zusammenhang von Harnacks kulturtheologischem Entwurf und seinem politischem Engagement seit 1890 nach. Zunächst untersucht er die Genese von Harnacks Kulturtheologie sowie seine politischen Prägungen in der Dorpater, Leipziger und Giessener Zeit bis zum Ruf nach Berlin 1888. Es werden Harnacks sozialpolitische Aktivitäten im evangelisch-sozialen Kongress dargestellt, sein wissenschaftspolitisches Wirken, seine konfessionspolitischen Überlegungen zum Katholizismus, vor allem aber seine Einbindung in die Netzwerke gouvernementaler Gelehrtenpolitiker um 1900, deren Versuche einer behutsamen Reform des Reiches in der Zeit vor 1914, mehr noch aber in der Zeit des Weltkrieges, er mit seinen Kontakten zu Kaiser und Reichsleitung voranzutreiben versuchte

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2004

Als "glänzende Dissertation" würdigt Friedrich Wilhelm Graf diese Studie des Berliner Historikers und Theologen Christian Nottmeier über Adolf von Harnack, die die innere Einheit von dessen Kulturtheologie, Wissenschaftspolitik und politische Praxis zu erweisen sucht. Nottmeier schildere zunächst Harnacks Herkunft aus der Welt des baltischen Luthertums, um dann seine theologischen Suchbewegungen, etwa die intensive Nietzsche-Lektüre, zu beschreiben. Anschließend erläutere er Harnacks politische Wege und Irrwege im Kontext der wilhelminischen Gelehrtenpolitik. Er zeige zudem, dass Harnack gegen kulturkämpferische Polarisierung und die Verschärfung von Klassenkonflikten auf Interessenausgleich durch Konfliktvermeidung, Konsenspflege und Sozialreform gesetzt habe. Graf lobt insbesondere die "hohe Sensibilität", die der Autor bei seinen Ausführungen an den Tag legt. Mit "feinem Federstrich" zeichne Nottmeier nicht nur viele bisher unbekannte gelehrtenpolitische Aktivitäten Harnacks nach. Darüber hinaus gelingen Nottmeier zur Freude Grafs auch "prägnante Skizzen" komplexer theologischer Diskurslandschaften.
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