Bruno Gebhardt

Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte in 24 Bänden

Band 9: Probleme deutscher Geschichte 1495-1806; Reichsreformation und Reformation 1495-1555
Cover: Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte in 24 Bänden
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2001
ISBN 9783608600094
Gebunden, 414 Seiten, 40,14 EUR

Klappentext

Zehnte, völlig neu bearbeitete Auflage, herausgegeben von Wolfgang Benz, Alfred Haverkamp, Jürgen Kocka und Wolfgang Reinhard. Der erste Teil des Bandes behandelt den Wandel im wissenschaftlichen Umgang mit der gesamten deutschen Frühneuzeit bis 1806 und ihre Hauptprobleme aus zeitlicher, räumlicher und sachlicher Perspektive. Der zweite Teil bietet eine neue Darstellung der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts, die Wirtschaft und Gesellschaft, Politik und Religion zu einem Gesamtbild integriert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.02.2002

Hohe Ansprüche wurden an die Neubearbeitung des "Gebhardt"-Handbuchs der deutschen Geschichte gestellt - auch von den Herausgebern. Doch von einer Einlösung sind die beiden neuen Bände meilenweit entfernt, konstatiert Rezensent Bernd Roeck Die Herausforderung wurde einfach nicht angenommen, das Neue sei doch bloß eine Fortsetzung des Alten. Gerade mal die Farbe des Einbands hat sich verändert, aber wieder gibt's keine Abbildungen, keine Karten oder Tabellen und wieder wird "Gültiges verkündet", schimpft Roeck. Dabei ist der "reflektierte Einführungsessay" von Wolfgang Reinhard sogar ein äußerst unterhaltsames Appetithäppchen, - ein seltenes Lob in dieser Besprechung - aber danach kommt "Hausmannskost", setzt Roeck seinen Verriss fort. Zwar sei nichts verkehrt, aber die Akzentsetzung ist ihm ein Graus. Da fehlen die Frauen, ebenso die Kunst und Kultur der Renaissance, "Manierismus und Barock kommen sicherheitshalber nicht einmal als Begriffe vor" und so weiter und so fort. Uralte Debatten um den Dreißigjährigen Krieg werden neu aufgewärmt, während wichtige Fragen ausgespart bleiben, ärgert sich Roeck. Schade, schade.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.2001

Seit 1892 ist der Gebhardt das zuverlässige Überblicks-Werk über die deutsche Geschichte. Auch konzeptionell ist er in all seinen Neuausgaben mit der Zeit gegangen: die neueste vollständige Überarbeitung macht da keine Ausnahme, ist auf 24 Bände geplant, mit vier Herausgebern. Die Bände neun und zehn, die bereits erschienen sind, nimmt der Rezensent Joachim Whaley in einer ausführlichen, auch ins Detail gehenden Besprechung, als Probe aufs Exempel der bis 2005 sich vervollständigen Gesamtausgabe.
1) Wolfgang Reinhard: "Gebhardt" Band 9: Probleme deutscher Geschichte 1495-1806 / Reichsreform und Reformation 1495-1555
Whaley ist von der Neukonzeption sehr angetan, lobt etwa die auch theoretische Veränderungen des Fachs reflektierende Einleitung in den 9. Band von Wolfgang Reinhard. Der Abschied von der Fokussierung auf politische Geschichte ist endgültig gekommen, es werden nun auch "Wirtschaft, Gesellschaft, Verfassung, Politik, Mentalität und Kultur in ihren Wechselwirkungen zusammenhängend analysiert." Gelungen scheint Whaley das in beiden Bänden gut, wenn auch methodisch durchaus unterschiedlich. Kritisch setzt er sich mit einzelnen Punkten auseinander, etwa mit Reinhards Auffassungen von Staatlichkeit.
2) Lanzinner/Schormann: "Gebhardt" Band 10: Konfessionelles Zeitalter 1555-1618. Dreißigjähriger Krieg 1618-1648
Fast ausschließlich positiv äußert er sich über den von Lanzinner und Schormann verfassten 10. Band: Lanzinner gelinge es, die Epoche zwischen 1555 und 1618 als "eine der spannendsten der deutschen Geschichte überhaupt" kenntlich werden zu lassen. Sein Fazit: Der Gebhardt wird "weiterhin unverzichtbar" sein - nur der angewachsene Umfang könnte abschreckend wirken.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2001

Urs Hafner lässt zunächst den alten "Gebhardt", das berühmte Handbuch für alle Oberschüler und Geschichtsinteressierten, Revue passieren, bevor er auf die neu konzipierte, zehn Bände umfassende Neuauflage dieses historischen Nachschlagewerkes zu sprechen kommt. Band 9, von Wolfgang Reinhard betreut, steht dann exemplarisch im Mittelpunkt von Hafners Besprechung, an dem sich die alten Mängel und neuen Ansätze zu einem widersprüchlichen Bild formieren. Bei aller Mühe, meint Hafner, die sich die Herausgeber gegeben hätten, auch für neuere Forschungsansätze offen zu sein, stoße das ganze Unternehmen immer wieder an die Grenzen des eigenen Genres: Es bleibe ein in Paragraphen unterteiltes Handbuch, das auf Abbildungen im wesentlichen verzichte und stark pädagogisch ausgerichtet sei. Gewagte Interpretationen fänden zugunsten abgesicherter Erkenntnisse und traditioneller Sichtweisen von Politik und Geschichte darin keinen Platz. Eine Ausnahme bildet Hafner zufolge die "fulminante" Einführung von Reinhard zur frühen Neuzeit in Band 9, der seine Zweifel über die Einheit von Zeit und Raum erstaunlich weit treibe.
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