Benjamin Quaderer

Für immer die Alpen

Roman
Cover: Für immer die Alpen
Luchterhand Literaturverlag, München 2020
ISBN 9783630876139
Gebunden, 592 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Staatsfeind Nummer 1 zu sein ist nicht leicht. Das gilt auch dann, wenn dieser Staat einer der kleinsten der Erde ist: das Fürstentum Liechtenstein. Johann Kaiser, Sohn eines Fotografen, Weltenbummler, Meister der Manipulation, lebt unter falschem Namen an einem unbekannten Ort. Mit dem Verkauf gestohlener Kundendaten einer großen Bank hat er so gut verdient, dass es sich unbesorgt leben ließe - wären da nicht die Verleumdungen aus seiner Heimat, die aus ihm einen Verräter machen wollen. Im Versuch, die Deutungshoheit über sein Leben zurückzuerlangen, greift Johann zu Stift und Papier. Benjamin Quaderer hat einen Debütroman geschrieben über die Macht des Geldes und die Macht des Erzählens. Das Porträt eines Hochstaplers, der die Gesellschaft spiegelt, die er betrügt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.06.2020

Paul Jandl begibt sich mit Benjamin Quaderers Schelmenroman entlang der Geschichte des Datendiebs Heinrich Kieber ins falsche Herz Liechtensteins. Was der Autor dem Leser hier auftischt, eine Geschichte über moralischen Verfall und steigende Kontostände, steht laut Jandl selbst auf schwankendem Boden. Nie weiß Jandl, was quellensicher, was nur behauptet ist im Text, zumal der Autor mit Literaturangaben und Fußnoten protzt, um seine Hochstaplergeschichte abzusichern. Für Jandl ein famoses Spiel, ein "inverser Heimatroman".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2020

Rezensentin Katharina Teutsch verfällt dem Erzähler in Benjamin Quaderers Debütroman vollkommen, dem Buch auch. Wie Quaderer den unfassbaren Aufstieg eines Waisenkindes in die Liechtensteiner höheren Kreise und zum Steuerdatenräuber für den BND erzählt, als fußnotensatten Mix aus Schelmenentwicklungsroman, Sozialdrama, Liechtensteiner Regionalgeschichte und Thriller, findet Teutsch klasse. Mit dem geklauten Moped geht's über die Alpen und zu allerhand "unerhörten Begebenheiten", denen die Rezensentin zwar nicht immer bis zu Ende zu folgen vermag, die sie aber dennoch mit ihrer Rasanz an den Text fesseln.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.03.2020

Philipp Theisohn liest Benjamin Quaderers Liechtensteiner Nationalepos als Hochstaplergeschichte, auch wenn er weiß, dass vieles, was hier so fantastisch klingt, reelle Hintergründe hat. Die Verwandlung eines mittellosen Heimkinds zum weltläufigen Großbürger und schließlich zum Steuerdatendieb hält er für eine Allegorie auf den Staat Liechtenstein und für ein fesselndes Gleichnis unseres Verschwindens. Was wahr ist, was nicht, Biografien, Identitäten, Erlebnisse, diese Frage agiert der Text laut Theisohn bis in das Experimentieren mit Schreibweisen und Perspektiven hinein und mit einem fragwürdigen Erzähler aus. Geheimnisse, lernt Theisohn, vervielfältigen sich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.03.2020

Wahrhaft ein Roman zur Zeit. Geschrieben von einem Liechtensteiner, stark erwartet, mit hohen Vorschüssen bedacht, erzählt Rezensent Hubert Winkels. Und Benjamin Quaderers "Für immer die Alpen" erfüllt diese Erwartungen, ruft Winkels begeistert, bevor er detailreich einsteigt in die chaotische und postmodern verschachtelte Geschichte des Johann Kaiser, der tut, was nur böse Liechtensteiner tun: Daten über Geldwäsche an den BND leaken, aus Eigennutz natürlich. Es handelt sich hier um das "Nationalepos des Staates Liechtenstein", wenn auch ein amüsantes, satirisches, literarisch höchst virtuoses, versichert der Rezensent. Bewundernd erzählt er etwa, wie Quaderer mit der Form des Romans spielt, das Buch als Gegenstand reflektiert und mit Schwärzungen, Rötungen und allen möglichen pseudodokumentarischen Tricks operiert. Und das alles basiert außerdem noch auf realen Vorbildern. Ein Epos der "Geldwerdung des Menschen", so Winkels.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2020

Rezensent David Hugendick hat sich anstecken lassen von der Leichtigkeit in Benjamin Quaderers Liechtenstein-Roman: "Für immer die Alpen" erzählt vom Bankmitarbeiter und Hochstapler Johann Kaiser, der aus einem Zeugenschutzprogramm heraus auf sein Leben zurückblickt: auf Stationen im spanischen Kloster, seine Affäre mit Fürstin Gina und den Verdacht, er habe deutschen Behörden Informationen über Steuerhinterzieher verkauft. Hugendick folgt den "vorwitzigen Kanonaden" dieses "Lebenslügenkünstler" über weite Passagen mit großem Vergnügen, bis Quaderer sich zunehmend auf metafiktionale Einfälle kapriziert. Dann wird dem Rezensenten der "postmoderne Schelmenroman", der so leichtfüßig anhob, zu strapaziös.
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