Arthur Schopenhauer

Senilia

Gedanken im Alter
Cover: Senilia
C.H. Beck Verlag, München 2010
ISBN 9783406596452
Gebunden, 374 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Franco Volpi und Ernst Ziegler. Unter den nachgelassenen Papieren Schopenhauers fand sich ein Band von 150 dicht beschriebenen Seiten. Er hat den Titel "Senilia" und enthält, neben anderem, eine "Kunst des Alterns". Dieses Manuskript, gleichsam Schopenhauers philosophisches Testament, wird hier erstmals vollständig transkribiert herausgegeben. In den letzten Jahren seines Lebens hat Schopenhauer Tag für Tag die Früchte seiner regelmäßigen Meditationen in dieses "Gedankenbuch" notiert: Zitate, Reflexionen, Erinnerungen, wissenschaftliche Überlegungen, psychologische Beobachtungen, Beschimpfungen und Tiraden, Entwürfe und Pläne, Benimmregeln und Lebensmaximen. Es sind die letzten Tropfen der Weisheit, die das Philosophieren ihm bietet: gleichsam eine geistige Arznei, die ihm das Alter erträglich und sogar angenehm macht. In den "Senilia" beobachten wir Schopenhauer, den Meister des Pessimismus, bei der Ausübung der "Kunst des Alterns".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.09.2010

Otto A. Böhmer, der gerade über die Altersweisheit Schopenhauers ein Buch geschrieben hat, führt uns in einer langen Kritik zitatenreich durch des Philosophen "Gedanken im Alter". In seinen Augen ist Schopenhauer überhaupt als "Erfinder der Altersweisheit" zu würdigen, und wenn er auch einräumen muss, dass Glück wohl nicht aus den Alterseinsichten des Philosophen zu gewinnen ist, so verspricht der Rezensent doch zumindest Gelassenheit als Lektüreertrag. Wichtig erscheint Böhme, dass der Philosoph die Bedeutung des gegenwärtigen Augenblicks als einzige "Form alles Lebens" ansieht, sehnsuchtsvolle Blicke in Vergangenheit und Zukunft also zu nichts führen. Der Rezensent hat erhellende Vergleiche zwischen Jugend und Alter gefunden und nimmt zur Kenntnis, dass laut Schopenhauer der "Kern des Wesens" des Menschen immer gleich bleibt. Zudem stellt Böhme fest, dass der Philosoph ein wie auch immer geartetes Weiterexistieren nach dem Tod zumindest für wahrscheinlich hält, und da findet der Kritiker den für seinen Pessimismus berühmten Philosophen "erstaunlich optimistisch".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.07.2010

Ludger Lütkehaus, Herausgeber der Schopenhauer-Ausgabe letzter Hand, lobt die Arbeit der Kollegen: die ungekürzte Nachlassausgabe sei das passende "Komplement" zu seiner eigenen Edition. Im vorliegenden Band sind nun die "Senilia" - vom gar nicht vergreisten Philosophen selbst so benannt - versammelt. Kürzere Texte, die er in den letzten acht Jahren seines Lebens nach Abschluss der Hauptwerke verfasste. Aufregende Neuerungen gibt es, so Lütkehaus, nicht mehr: die Feinde sind die alten (die Universitätsphilosophie), unerwartete Thesen kommen nicht hinzu. Durchaus gönnen könne man dem lange Verfemten manch "triumphalistische Gebärde" angesichts seines gewaltigen Spätruhms. Und sehr lesenswert findet der Rezensent jene Stücke, die sich geradezu zu "Aphorismen der Altersweisheit" runden. Zur Ausgabe selbst hat Lütkehaus noch das lobende Wort, dass sie exzellent kommentiert sei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.06.2010

Wirklich "mustergültig" findet Rezensent Konrad Paul Liessmann Franco Volpis und Ernst Zieglers Edition der Altersschriften Arthur Schopenhauers. Der Philosoph, der Zeit seines Lebens unter mangelnder akademischer Anerkennung litt, trat Kritikern und anderen Zeitgenossen häufig mit spöttisch-grummelnden Bemerkungen entgegen und hielt diese in einem "Senilia" betitelten Heft fest. Aber auch Zitate, Gelesenes, Gedankensplitter, Einfälle für spätere Arbeiten etc. finden sich in dem häufig "provokanten" Band wieder, so Liessmann und zitiert einen Spruch, der seiner Ansicht nach auch über den Karikaturenstreit passen würde: "Was für ein schlechtes Gewißen die Religion haben muss, ist daran zu ermessen, das es bei so schweren Strafen verboten ist, über sie zu spotten.". Es handele sich bei diesen Texten aus den Jahren 1852-1860 nicht um eine Philosophie des Alters, und es sei auch keine Erstveröffentlichung. Aber im Gegensatz zur Edition Artur Hübschers aus den Jahren 1966-1975 griffen die beiden Herausgeber nicht ordnend in die Texte ein und bewahrten so die oft chaotische und verwirrende Form und Abfolge. Das habe den Vorteil, dass auch "interessierte Laien" versuchen könnten, Schopenhauers Handschrift zu dechiffrieren. Ein vorbildlicher Anmerkunsapparat erleichtere den Weg durch die bisweilen recht starrsinnigen und eitlen Gedanken des Philosophen, erkläre seine rätselhaften Verweise und liefere Übersetzungen der so beliebten fremdsprachlichen Zitate, lobt überdies der Kritiker.
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