Albert Ostermaier

Lenz im Libanon

Roman
Cover: Lenz im Libanon
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518424742
Gebunden, 190 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

In Büchners Novelle zieht sich der Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz zurück, da er die Welt nur auf dem Kopf gehend erträgt. Der Schriftsteller Lenz in Albert Ostermaiers neuem Roman flüchtet sich vor dem Betrieb, dabei gleichzeitig süchtig nach dem dauernden Online-Sein, dem Erwähnt-Sein. Er entdeckt für sich Beirut, das ihm eine Lösung verspricht und damit ein Ende der Schreib-und Selbstkrise: Doch Beirut ist die Stadt der Gegensätze, der Vieldeutigkeiten, und damit ein Beispiel für eine Zukunft. All das sieht, spürt Lenz, als er 2014 durch die Stadt irrt: Er gerät zwischen den Fronten unter Beschuss und flüchtet in Ruinen, er gerät zwischen die Fronten von Liebenden und Hassenden und flüchtet in das Halbdunkel, er erinnert sich an den Bürgerkrieg, an Szenen, die er nicht erlebt haben kann, Albträume, denen er entkommen wollte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.07.2015

Wie aus Versehen entstanden, erscheint Judith von Sternburg Albert Ostermaiers Bericht von einer Libanon-Reise im Tross von Außenminister Steinmeier. Zwar erkennt die Rezensentin Möglichkeiten im Text, doch sind diese von Entgleisungen über Flüchtlingsschicksale und Selbstmordattentate und von dem Formulierungswahn der Figuren überlagert, wie sie schreibt. Papiernen, verkrampft, verfasst aus der Feuilleton-Perspektive, garniert mit banalen Bildern, so stellt sich ihr der Text dar. Erzählerische Situationen bietet ihr der Autor dagegen zu wenige.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2015

Schon vor der Lektüre von Alfred Ostermaiers neuem Roman "Lenz im Libanon" hatte Rezensentin Lena Bopp ihre Zweifel: Was kommt dabei heraus, wenn der Autor seine bei einer Libanon-Reise mit Frank Walter Steinmeier gesammelten Erfahrungen mit seiner eingängigen Büchner-Lektüre verbindet? Zunächst viel Pathos, verpackt in Alliterationen, Anaphern und weiteren "Buchstabenspielereien", berichtet die Kritikerin und kann auch den gelegentlichen poetischen Ausflügen des Autors nicht viel abgewinnen. Nicht nur inhaltlich, auch formal, etwa durch das Übereinanderblenden verschiedener Wahrnehmungsebenen fühlt sich Bopp immer wieder an Büchners "Lenz" - und andere Werke des Autors - erinnert, kann einen Mehrwert aber nicht erkennen: Aktuelle Fragen werden zwar gestellt, auch diskutiert, präzise Antworten findet die Kritikerin aber nicht. Ein wenig mehr persönliche Auseinandersetzung hätte dem Buch gut getan, schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.04.2015

Wer einen Roman derart deutlich an Georg Büchners "Lenz" entlang schreibt, kann nur verlieren, meint Rezensent Tobias Lehmkuhl nach der Lektüre von Albert Ostermaiers neuem Buch "Lenz im Libanon". Der Autor, der selbst an einer Kulturdelegation im Gefolge Frank-Walter Steinmeiers in den Libanon teilnahm, schildere hier die Erlebnisse eines Lyrikers namens Lenz, der in Begleitung eines Außenministers ein Flüchtlingscamp besucht: Zwischen den fortlaufenden Panikattacken des Romanhelden, "bedeutungsschweren" Monologen und einer überdrehenden Textmaschine, die Alliterationen wie "Sperma, Speichel und Schlächterfantasien" ausspuckt, entdeckt der Kritiker zwar auch ruhige Töne, muss aber schließlich gestehen, dass er froh ist, dieses "floskelgewürzte Jammertal" wieder zu verlassen.
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