29.02.2024 Die Zeit feiert Timon Karl Kaleytas Roman "Heilung", der mit viel Lust an der Groteske erzählt, wie die Suche nach dem richtigen Leben in Faschismus umschlagen kann. In Dlf Kultur empfiehlt der Dichter Nico Bleutge wärmstens Olga Ravns Band "Meine Arbeit" als eigenwilliges, äthetisch anspruchsvolles Buch über Mutterschaft. Die FAZ begegnet in Aurora Venturinis "Wir, die Familie Caserta" einer rebellischen Hochbegabten. Die FR blättert duch ein Fotoalbum der Familie Kafka.
28.02.2024 Die NZZ empfiehlt Dana Grigorceas Roman "Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen": Zwei Liebesgeschichten, die um einen Künstler kreisen und um das Wesen der Kunst. FAZ und FR verlieren jedes Zeitgefühl im Lockdown mit Elizabeth Strouts "Am Meer". Dlf Kultur lernt die Dunkelheit kennen, beim "Wandern bei Nacht" mit John Lewis-Stempel. Und die FR lernt vom Dichter Harwig Mauritz: "die toten schlafen fest".
27.02.2024 In purem Lesegenuss schwelgt die FAZ mit den Gedichten der Feministin und Bilderstürmerin Yosano Akiko. Die NZZ hingegen findet in der Lyrik des rumänischen Dichters Nichita Danilov sowohl die "stille Schönheit" der Bukowina als auch Kritik am russischen Totalitarismus vor. Brauchen wir noch einen autofiktionalen Roman, fragt die FR - und antwortet: Wenn er von Franz Dobler kommt, dann ja! Dlf Kultur lässt sich währenddessen von Neil deGrasse Tyson vom Kosmos aus irdische Probleme erläutern.
26.02.2024 Die FAZ hält gleich zwei gute Beispiele dafür in Händen, wie man auch den Kleinsten das Thema Flucht näherbringen kann: Christoph Drösser und Nora Coenenberg erzählen ohne Naivität von geflüchteten Kindern aus Syrien und dem Südsudan. Im Bilderbuch "Ich wäre gern ein Baum" von Andrea Hensgen geht es um Erfahrungen von Vertreibung und den Wunsch nach Geborgenheit. Die SZ erfährt von Paul Lendvai, wie Heuchelei Autokraten stärkt. Mit Annika Brockschmidt vollzieht sie den Weg der Republikanischen Partei in den Trumpismus nach.
24.02.2024 Die FAZ entdeckt mit Werken von Egon Bondy und Ivo Vodseďálek zwei glanzvolle tschechische Abspaltungen des Surrealismus, der selbst vor Stalin nicht haltmachte: Totaler Realismus und Peinliche Poesie. Die FR empfiehlt Patrick Bahners' Streitschrift "Kampagne in Deutschland", die sich gegen Bénédicte Savoys Restitutionsdiskurs wendet. Die SZ feiert Joy Williams' Roman "In der Gnade". Dlf Kultur verbringt einen glücklichen Nachmittag mit Candice Fox' Thriller "Stunde um Stunde".
23.02.2024 Die FAZ lernt Anna Mahler dank Gabriele Reiterer als ernstzunehmende Musikerin und Bildhauerin kennen. Mit Vittorio Magnago Lampugnani denkt sie über nachhaltige Architektur nach. Zum Meisterwerk küren SZ und Dlf Kimberly Brubaker Bradleys Jugendroman über ein junges Mädchen im England der Dreißigerjahre. Der Dlf begibt sich mit Hartmut Binder außerdem auf Kafkas Spuren. Und Dlf Kultur taucht mit Lyndsey Stonebridge ein in Leben und Werk von Hannah Arendt.
22.02.2024 Ein begeisterter Michael Kleeberg (FAZ) spürt die Kraft der Liebe in Wilhelm Bartschs Lyrikband "Hohe See und niemands Land". Die FR lässt sich vom überwältigenden Strom eines Langgedichts von Kurt Drawert mitreißen: "Alles neigt sich zum Unverständlichen hin". Außerdem empfiehlt die FAZ "Verpasst", das erstaunliche Romandebüt der österreichischen Autorin Hannah Oppolzer. Die Zeit begleitet mit Roberto Savianos Roman "Falcone" einen der mutigsten Mafiajäger Italiens bis in den Tod 1992. Dlf Kultur amüsiert sich mit einer ethnologischen Weltreise zum Thema "Betrunkenes Betragen".
21.02.2024 Die FAZ bewundert das etwas "schräge Fantum" von Konrad Rufus Müller, der Adenauer gern auflauferte, um das perfekte Foto zu machen. Außerdem lauscht sie angetan Irene Langmann, die über Generationen hinweg vom Schicksal der Russlandeutschen erzählt. Die FR lässt sich von Paul Auster erklären, weshalb die Amerikaner so an ihren Waffen hängen. Was passiert, wenn in der amerikanischen Provinz die Schusswaffen plötzlich nicht mehr funktionieren, erfährt die SZ in Jonathan Lethems postapokalyptischem Roman "Der Stillstand". Und Dlf Kultur folgt mit dem estnischen Autor Tauno Vahter gebannt den "11 Fluchten des Madies Jefferson".
20.02.2024 Die FAZ verbarrikadiert sich mit Rüdiger Safranskis Kafka-Buch vor der Außenwelt. Außerdem ist sie fasziniert von Judith Koelemeijers Biografie der niederländischen Jüdin Etty Hillesum. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt Laura Lichtblaus Roman bei Dlf Kultur: eine junge Frau entdeckt die Verstrickungen ihrer Familie in das Euthanasie-Programm der Nazis. Dlf preist Sofi Oksanes Band "Putins Krieg gegen die Frauen", der die systematische Misogynie des russischen Regimes denunziert, als ein wichtiges und mutiges Buch.
19.02.2024 Die FAZ spitzt die Ohren, wenn Gert Westphal die Thomas-Mann-Novelle "Tristan" vorliest: von der Kaufmannsgattin Gabriele Klöterjahn bis zum kugelrunden Baby Anton verleiht er jeder Figur ihr eigenes Timbre. Mit dem zweiten Teil der "Jahrhundertstimmen" bekommt sie deutsche Geschichte in Originalaufnahmen zu hören: von Adorno bis Ulbricht ist alles dabei. Der Dlf lobt Aleksandar Hemons "Die Welt und alles, was sie enthält" als großen Roman über Liebe, Krieg und Emigration. Dénes Krusovszky wird seinem Ruf als "ungarischer Jonathan Franzen" gerecht, findet er außerdem.
17.02.2024 Die FAZ staunt, wie Daryna Gladun die Grauen des Kriegs in der Ukraine in Lyrik fasst. Die SZ lernt von Mirna Funk, was es heißt, Jüdin zu sein. Mit Roberto Saviano begibt sie sich auf die Spuren von Falcone. Die taz lässt sich von Samuel Salzborn noch einmal erklären, in welchem Ausmaß Antisemitismus die Demokratie gefährdet. Von Franz Dobler erfährt sie, was es bedeutet, zwischen zwei Müttern aufzuwachsen. FAS und Dlf lauschen Omri Boehm und Daniel Kehlmann bei ihrem Gespräch über Kant, die FAS hätte allerdings gern mehr von Kehlmann gehört.
16.02.2024 Eine andere Geschichte der BRD liest der Dlf bei Frank Bösch, der ihm von Waffen- und Energiedeals mit Diktatoren in der Nachkiegszeit erzählt. Ein düsteres Porträt Russlands in fünf Verbrechen verdankt er Julian Hans. Die FR empfiehlt einen von Tania Martini und Klaus Bittermann herausgegebenen Band mit Essays zum 7. Oktober. Außerdem bewundert sie die "ökonomische Eleganz" in Michela Murgias letzten Erzählungen. Dlf Kultur erkundet mit Maggie Millners Paaren neue Formen des Begehrens. Und die FAZ blickt mit Mustafa Suleyman auf Perspektiven und Gefahren der KI.
15.02.2024 Gleich dreimal besprochen wird Uwe Wittstocks Buch über die Schicksale deutscher Intellektueller und Künstler, wie etwa Walter Benjamin, Hannah Arendt und Heinrich Mann, die 1940 von Marseille aus nach Fluchtmöglichkeiten suchten: Die SZ ist enthusiastisch. Die Zeit freut sich über nüchterne Fakten einer - und lebendige Prosaminiaturen andererseits. Auch die FAZ gibt sich dem filmhaften Sog gerne hin - vermisst aber zuweilen etwas Kontext. Barbara Kingsolvers Sozialroman über den jungen "Demon Copperhead", könnte es mit seinem Vorbild Charles Dickens aufnehmen, meint Dlf Kultur. Und die taz zieht mit Tobias Allers durch Berliner Clubs.
14.02.2024 Die FAZ blättert bedächtig in Nora Krugs neuer Graphic Novel, in der die Tagebücher einer Ukrainerin und eines Russen aus dem Krieg zu lesen sind: diese unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschehen, illustriert von der renommierten Künstlerin, können niemanden kalt lassen. Die taz ist beglückt von der "zauberhaft-verwunschenen Atmosphäre" in Hayao Miyazakis Manga "Shunas Reise". Dlf liest gebannt die von Margaret Atwood und Douglas Preston versammelten Geschichten aus der Zeit der Pandemie in New York. Außerdem begeistert er sich für die brillanten und zeitlosen Erzählungen des belgischen Schriftstellers Roger van de Velde aus der Psychiatrie.
13.02.2024 Die FAZ ist tief beeindruckt von den regimekritischen Texten der russischen Journalistin Jelena Kostjutschenko, versammelt in "Das Land, das ich liebe". Dlf vertieft sich in Dilek Güngörs Buch "A wie Ada", in dem die Protagonistin versucht, als Kind türkischer Eltern ihren Platz zwischen zwei Identitäten zu finden. Auch die FR ist hingerissen davon, wie Güngör hier die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Unverwechselbarkeit und dem Verlangen dazuzugehören schildert. Die SZ lobt in höchsten Tönen Ian Penmans Buch über Rainer Werner Fassbinder als Werk, das im besten Sinne vom Kino her geschrieben ist.
12.02.2024 Die NZZ taucht mit Mojca Kumerdejs Erzählungen "Unter die Oberfläche" von vermeintlich Vertrautem. Die SZ ist bewegt von Çetin Gültekins Buch über seinen Bruder Gökhan, der unter den Opfern des rassistischen Anschlags in Hanau war. Die taz empfiehlt zwei Bände über die Band "Kraftwerk" - und das nicht nur für Fans. Dlf Kultur schmökert in Jan Koneffkes Roman "Im Schatten zweier Sommer", der von der Liebe zwischen Joseph Roth und der jungen Fanny erzählt.
10.02.2024 Die SZ zieht den Hut vor Sofi Oksanen und ihrem politischen Werk "Putins Krieg gegen die Frauen". Mely Kiyaks Vater-Tochter-Roman ist wunderschön und tieftraurig zugleich, schnieft sie. Die taz verschlingt Timon Kaleytas Roman "Heilung". In Simon Parkins "Die Insel der außergewöhnlichen Gefangenen" erfährt sie, wie Churchill deutsche Künstler in Lagern einsperrte. Die FAS trauert um Michela Murgia und bewundert, wie die Schriftstellerin ihre Krebsdiagnose in kraftvolle Literatur umzuwandeln wusste. Die FAZ feiert die Wiederentdeckung der Romane von Joy Williams.
09.02.2024 Mit Spannung folgt die FAZ mit Julia Schneidawind den schicksalsreichen Wegen der Bibliotheken deutsch-jüdischer Autoren. Die NZZ empfiehlt nachdrücklich Theodor W. Adornos Vortrag zur Bekämpfung des Antisemitismus aus dem Jahr 1962. Nicht nur Jugendlichen legt die SZ Martin Schäubles unvoreingenommene Geschichte der Israelis und Palästinenser ans Herz. Die taz seziert mit einem frühen Roman von Joan Didion das "kommunikativ zerstörte Soziotop" Hollywoods. Und der Dlf lässt sich von Mely Kiyak eine besondere Vater-Tochter-Geschichte erzählen.
08.02.2024 Die Zeit rühmt Han Kangs zarte Liebesgeschichte zwischen einer verstummten Schriftstellerin und ihrem Griechischlehrer. Die FAZ freut sich über Gedichte des polnischen Lyrikers Miron Bialoszewski, der im scheinbar Banalen eine ganze Welt aufscheinen ließ. Auch die FR liest Poesie: In Tom Schulz' neuem Gedichtband "Die Erde hebt uns auf" werden die kritischen Aspekte der Verbindung von Mensch und Natur nicht ausgespart. Die taz denkt mit Büchern von Eva Schörkhuber und Birgit Fuß über den Tod nach.
07.02.2024 Die SZ verliebt sich in das erste auf Jiddisch gedichtete Heldenepos "Bovo dʼAntona" von Eliah Levita. Die Welt ist sehr angetan von Sandra Langereis' Biografie über Erasmus von Rotterdam, der zeitlebens von einer "geheimnisvollen Naturgewalt" zum Schreiben getrieben wurde. Die FAZ ergründet mit Theodora Beckers kenntnisreichem Buch die "Dialektik der Hure" in Zeiten des Warenkapitalismus.
06.02.2024 Die NZZ feiert die Wiederentdeckung der spätmittelalterlichen Frühfeministin Christine de Pizan, die ihre frauenfeindlichen Kollegen in die Schranken wies. Mit "Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten" von Slata Roschal vertieft sich die FAZ in das eindringliche Porträt einer Zugewanderten. Mit dem neuen Buch von Alex Capus schlendert die SZ weinselig durch ein vordigitales Piemont. Theodor W. Adornos Essays "Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute" sind nicht von gestern, nickt die Welt. Und Dlf Kultur gefällt der Verzicht auf jede Sozialromantik in Cho Nam-Joos Roman über eine junge Frau im Seoul des späten 20. Jahrhunderts.
05.02.2024 Eine düstere, aber höchst lesenswerte Entdeckung macht die FAZ mit Mark SaFrankos Krimi "AmeriGone", in dem sich zwei Manager auf einen blutigen Trip zwischen Gesellschaftskritik, Philosophie und Wahnsinn begeben. Die SZ ist beeindruckt von Christian Bommarius' Kriegs-Montage "Todeswalzer". Die taz erfährt von Ann Marks, wie die Fotografin Vivian Maier ihr Leben selbst in die Hand nahm. Mit J.J. Voskuils Roman "Nachbarn" ergründet sie die versteckte Homophobie eines niederländischen Ehepaars.
03.02.2024 Die FAZ staunt mit Ernst Osterkamp über Goethes Altersradikalität.Die taz fühlt sich von Heinz Budes "Boomern" git unterhalten, wenn auch nicht wissenschaftlich weitergebildet - und zweifelt am Sinn des Generationenporträts. Der Deutschlandfunk lässt sich von Gerhard Henschels "Schelmenroman" in die lauschigen Neunziger entführen. Die FR steigt mit Karl Schlögel auf den Hoover-Damm. Die NZZ besucht Iris Wolffs "Lichtungen" in Siebenbürgen.
02.02.2024 Die NZZ lernt von Florence Hazrat, dass F. Scott Fitzgerald das Ausrufezeichen verachtete, Albert Camus es vermied und Salman Rushdie es liebt. Die FAZ schaut mit Fatma Keser und Andreas Stahl in die "Gesichter des politischen Islam". Die FR schwärmt von Henning Ziebritzkis Essays über Poesie, die André Breton gefallen hätten. Kate Kitagawa und Timothy Revell rücken mit ihrer alternativen Mathematik-Geschichte Frauen und People of Colour ins Rampenlicht, freut sich Dlf Kultur.
01.02.2024 Die FAZ blickt mit Yavuz Ekincis Familienroman "Das ferne Dorf meiner Kindheit" entsetzt auf das armenische wie das kurdische Trauma. Mit Jose A. Oliver liest sie Andalusisch, Alemannisch, Deutsch und Spanisch. Die FR amüsiert sich in Josephine Teys "Wie ein Hauch im Wind" mit der Londoner Prominenz im Dörfchen Salcott St Mary. Die SZ liest bei Michel Friedman, was heute Judenhass ist. Die Zeit lernt eine extrem traurige und kluge 10-Jährige kennen in Karen Köhlers Kinderbuch "Himmelwärts".