31.07.2023 Die SZ verweilt mit Cees Nootebooms Essay "In den Bäumen blühen Steine" bei den elementaren Dingen des Lebens. Die FAZ freut sich über Martin Janners charmante Anleitung zur Rettung des Waldes. Die taz ist gefesselt von Kim Koplins romantischem Thriller "Die Guten und die Toten." Die NZZ liest überzeugt und ernüchtert Olaf Kühls "Z. Kurze Geschichte Russlands".
29.07.2023 Die FAZ streift mit Martin Huber und Wolfgang Straub durch Thomas Bernhards Wien. Die FR ist stark beeindruckt, wenn Gerd Koenen über Russland nachdenkt. Die SZ vertieft sich in Necati Öziris Roman "Vatermal". Die taz spürt den heiligen Zorn in Christian Geisslers wiederentdecktem Roman "Anfrage", der 1960 die Verdrängung der Nazi-Verbrechen beschrieb. Dlf Kultur fordert mit The Tjong-Khing, allen Vierjährigen (und allen Erwachsenen): Torte für alle!
28.07.2023 Die FAZ wird bestens unterhalten und informiert über Musik und erotische Niederlagen im Briefwechsel zwischen Theodor W. Adorno und dem Violinisten Rudolf Kolisch. Über den Begriff der Zärtlichkeit im bürgerlichen Ehediskurs lässt sie sich von Johannes Kleinbeck aufklären. Die SZ ermittelt mit Juliane Pickels einen „Rattensommer“ lang in einem alten Mordfall. Die FR schlägt sich mit Elsemarie Maletzke in Agathes dunklem Garten mit einer Horde Ornithologen herum. Und Dlf Kultur bewundert die sprachliche Wucht, mit der sich Cecile Wajsbrot während einer Zugfahrt nach Polen an den Holocaust erinnert.
27.07.2023 Die FAZ freut sich über Kurzgeschichten der Psychoanalytikerin Jane Campbell, in denen kluge, bissige und gefühlsstarke Frauen jenseits der siebzig Platz haben. Die SZ begrüßt das aufklärerische Anliegen von Julian Nida-Rümelins Band "Cancel Culture", hätte sich aber über mehr Differenzierung gefreut. Die Zeit schaudert vor dem totalitären Biedermeier in Eva von Redeckers Plädoyer für "Bleibefreiheit". Dlf Kultur lernt dagegen mit der Physikerin Michio Kaku, sich grünes Wachstum schon mal vorzustellen.
26.07.2023 Meisterwerk! Die FAZ empfiehlt wärmstens Eva Vieznaviecs Roman "Was suchst du, Wolf?", der auf die blutgetränkte Geschichte von Belarus seit den Revolutionsjahren zurückblickt. Dlf Kultur sehnt sich mit den Bewohnern von "Nincshof" nach Ruhe vor der Hektik und dem Medienlärm des modernen Lebens. Die NZZ erinnert sich mit Alois Berger an das das vergessene Schtetl Föhrenwald in Bayern. Die FR lässt sich von Matthias Wittekindts historischem Krimi "Spur des Verrats" zum Internationalen Sozialistenkongress in Kopenhagen führen.
25.07.2023 Die FAZ entdeckt Victor Hugo mit dem Band "Ozean. Dinge, die ich gesehen habe" als bildgewaltigen Meister der kleinen Form. Außerdem erhält sie mit dem Buch des Juristen Guiliano Turone über die italienische Loge P2 fesselnde Einblicke in ein Netzwerk zwischen Politik und Kriminalität. Einen wahren Schatz birgt Dlf Kultur mit Jody Rosens "Kulturgeschichte des Fahrrads".
24.07.2023 Die NZZ empfiehlt einen neuen Band mit Reden und Essays von Herta Müller, die den inneren Freigeist schulen. Der Dlf lässt sich vom wilden Lyrismus in Pierre Guyotats Erinnerungen an den Algerienkrieg in den Bann ziehen. Dlf Kultur ist fasziniert von der geheimnisvollen Protagonistin in Emma Clines "Die Einladung". Die FAZ liest mit Jesse Roses "Das Gespenst will bleiben" und Brenda Heijnis "Skaterherz" gleich zwei Kinderbücher, in denen Geister und Menschen friedlich koexistieren.
22.07.2023 Emma Cline hatte mit ihren "Girls" einen Riesenerfolg. Nun erscheint "Die Einladung" auf Deutsch und begeistert die ersten Kritiker in taz und FAS auf Neue: ein mit lässiger Meisterschaft hingeworfenes Meisterstück über Mann und Frau und Arm und Reich sei das. Der Deutschlandfunk empfiehlt eine monumentale Biografie über Georges Pérec. Die FR liest eine Studie Matthias Vetters über die Geschichte der russischen Emigration.
21.07.2023 Die FAZ empfiehlt Hermann Funkes Architektur-Kritiken aus den Jahren 1962-2003 als Geschichte Nachkriegsdeutschlands, seiner Träume und Alpträume. Die NZZ folgt mit Audur Ava Olafsdottir einem Lebensmüden, der im Kriegsgebiet neuen Mut schöpft. Der Dlf erfährt in Ulrike von Hirschhausens und Jörn Leonhards Globalgeschichte der Empires, was im Kern von imperialistischen Herrschaftsbestrebungen. Und Dlf Kultur begibt sich mit Xi Xi und einem leidenschaftlichen Elektroinstallateur durch das Hongkong der Siebziger.
20.07.2023 Die FAZ fühlt ihre Fantasie beflügelt durch Ulrike Sterblichs Roman "Drifter". Die FR lernt von dem Philosophen Leon Joskowitz den Zauber des Kochens in der Steinzeit. Der Dlf sagt der Moderne Adieu mit Johanna Seebauers Dorfroman "Nincshof". Dlf Kultur lässt sich von Jennifer Ackerman in "Die geheime Welt der Vögel" einführen.
19.07.2023 Die FAZ liest interessiert Nikolai Epplees Überlegungen, wie Russland seine sowjetische Vergangenheit - und insbesondere die Verbrechen des Stalinismus - aufarbeiten könnte. Die SZ lernt von Julia Lovell, wie Mao mit seiner blutigen Kulturrevolution zum Idol für antiimperialistische Kämpfer weltweit wurde. Der Dlf blickt mit dem Band "Zukunftsbilder 2045" hoffnungsfroh in die Welt von morgen. Die SZ spürt in Mieko Kawakamis Roman "All die Liebenden der Nacht" die Welterschöpfung der Millenials.
18.07.2023 Die SZ amüsiert sich prächtig mit Daniel Gascóns Roman über einen Hipster in der spanischen Provinz. Der Dlf feiert die Wiederentdeckung von Raymond Radiguets Debütroman "Den Teufel im Leib" aus dem Jahr 1923. Außerdem taucht er mit Elfi Conrads "Schneeflocken wie Feuer" in die Geschichte einer weiblichen Selbstermächtigung im Deutschland der Nachkriegszeit ein. Die FAZ lernt aus dem Band "Der lange Weg zur Demokratie", wie die Aufstände gegen die Sowjet-Diktatur bis heute Vorbildfunktion haben.
17.07.2023 Die FAZ hört Hörbücher: Mit Volker Weidermann begibt sie sich auf maritime Streifzüge. Außerdem empfiehlt sie die Erinnerungen des Holocaust-Überlebenden Carl Lazslo. Die SZ lernt mit Ilko-Sascha Kowalczuks Biografie, dass Walter Ulbricht viel charismatischer war als angenommen.
15.07.2023 Michel Houellebecq stößt mit der Rekapitulation seiner Porno-Affäre auf geteilte Meinungen: Der Dlf amüsiert sich, die taz ist peinlich berührt. Lieber stürzt sich die taz auf eine senfgelbe Graphic Novel über Simone de Beauvoir. Zum Meisterwerk kürt die FAZ Amelie Nothombs biografischen Roman „Der belgische Konsul“ über ihren Vater. Die FR empfiehlt einen von Wolfgang Benz herausgegebenen Sammelband zur Geschichte der Ukraine. Die NZZ verdankt Marta Kijowskas Biografie ganz neue Erkenntnisse über die polnische Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska. Und der Dlf schlendert mit Joachim Sartorius durch das sizilianische Syrakus.
14.07.2023 Die FR liest mit Igal Avidans "Nach dem Bürgerkrieg" ein Porträt der arabischen Oberschicht in Israel. Die Welt erkundet mit Olivia Laing die Einsamkeit von Künstlern in New York. Die SZ erfährt von dem Historiker Jürgen Luh, dass Wilhelm von Preußen 1932 öffentlich dazu aufrief, für Hitler zu stimmen. Außerdem empfiehlt sie Kinder- und Jugendbücher. Dlf Kultur kehrt mit Gabriele Adameşteanu nach langen Jahren nochmal in die rumänische Heimat zurück. Mit Fabian Geier und Sebastian Rosengrün denkt er über ein Menschenrecht auf Digitalisierungsverzicht nach.
13.07.2023 Die FAZ lernt mit Stanislaw Baranczaks Schriften aus den Siebzigern, wie man unter Bedingungen des politischen Drucks als Dichter wahrhaftig bleiben kann. Die Zeit lernt von Marina Zwetajewa, dass man ein ekstatisches Genie und zugleich ein menschliches Monster sein kann. Der Dlf lernt von David Chalmer, dass virtuelle Realität sehr real sein kann. Dlf Kultur ergibt sich mit Ulrich Woelk "Mittsommertagen", die in die Vergangenheit einer ehemaligen Linksaktivistin führen.
12.07.2023 Der FAZ liest mit angehaltenem Atem, wie treffend die legendäre Reporterin Dorothy Thompson Hitler beschrieb und sich trotzdem in ihm irrte. Außerdem begeistert sie sich für die Idee einer fluiden KI. Die FR stöbert fröhlich in Thomas Böhms "Die Wunderkammer des Lesens". Die SZ erkundet mit zwei prächtigen Bildbänden die Geschichte Wiener Zinshäuser. Dlf Kultur liest gefesselt Michael S. Kargs Kulturgeschichte des Knotens.
11.07.2023 Die SZ genießt die ruhig dahinfließende Prosa in Esther Kinskys Roman "Weiter Sehen", in dem ein altes Kino wieder zum Leben erweckt werden soll. Die FAZ streift in Heinrich Deterings neuem Gedichtband "An der Nachtwand" durch apokalyptische Landschaften und ergründet das Vergebliche des Menschseins. Von Emilienne Malfattos wuchtigem Roman "Möge der Tigris um dich Weinen" lässt sie sich mitreißen. Dlf Kultur geht mit Hans-Jürgen Feldhaus neuem Jugendbuch auf einen durchgeknallten Roadtrip.
10.07.2023 Die SZ ist schwer beeindruckt von Peter Wensierskis Buch "Jena-Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk", das den bis heute nicht aufgeklärten Tod des Bürgerrechtlers in Stasi-Haft beleuchtet. Die NZZ begibt sich mit den Erinnerungen des Dichters Egon Bondy auf einen wilden Ritt durch die fünfziger Jahre in Tschechien. Die taz empfiehlt Biljana Jovanovićs unkonventionellen Roman "Hunde und Andere" über eine homosexuelle Liebe in Serbien.
08.07.2023 Bemerkenswert findet die FAZ Elizabeth Duvals Buch "Nach Trans - Sex, Gender und die Linke", das sich auf keines der Klischees der Trans-Debatte einlasse und alle Position fair widerspiegele. Die taz lernt aus Anthony Beevors Buch über den russischen Bürgerkrieg einiges für die unmittelbare Gegenwart. In höchsten Tönen lobt die taz außerdem Tommi Parrishs Graphic Novel "Menschen vertrauen". Die FAZ empfiehlt außerdem noch einen unbekannten Agatha-Christie-Krimi für den Strand.
07.07.2023 Die FAZ staunt, wie fantasiereich Harry Walter Alltagsfotos aus den dreißiger bis fünfziger Jahren in die Gegenwart transportiert. Die FR streift mit Jonathan Garfinkel durch das georgische Künstlermilieu der nuller Jahre. Zu einem der stärksten Debüts des Jahres kürt der Dlf Cecilia Joyce Röskis Sexarbeiterinnen-Roman "Poussi". Außerdem bewundert er die Sprachkraft, mit der Mina Hava die Gewalt im serbischen Gefangenenlager Omarska während des Bosnienkrieges schildert. Die NZZ empfiehlt Ha Jins Biografie des chinesischen Jahrhundertdichters Li Bai.
06.07.2023 Der Dlf liest bei Ariel Magnus, wie Nazis und Juden in Argentinien seit 1945 "Tür an Tür" leben. Die Zeit hüpft mit Tess Guntys
"Der Kaninchenstall" flirrend, assoziations- und überraschungsreich durch den Rust Belt Amerikas. Sehr empfehlenswert findet sie außerdem Cynthia Fleurys "Hier liegt Bitterkeit begraben", eine Theorie des Ressentiments. Die NZZ lernt von Eva von Redecker, dass ein "Bleiberecht" ein Freiheitsrecht ist. FAZ und Welt gehen mit Bodo Kirchhoff in Tunis unter die "Nachtdiebe".
05.07.2023 Der Dlf verfällt den Liebesgedichten Doris Runges. Dlf Kultur durchwandert angeregt das Sonnensystem mit der Illustratorin Aina Bestard. Die SZ lernt in Hugo Lindenbergs Roman "Eines Tages wird es leer sein" mit einem Zehnjährigen, wie man als Familie nach dem Holocaust weitermacht. Die FAZ überlegt mit einer 25-jährigen Studentin in Esther Schüttpelz'
"Ohne mich", wie sich Karriere und Systemkritik vereinbaren lassen.
04.07.2023 Die SZ schwelgt in Paul McCartneys Amateuraufnahmen aus dem Auge des Wirbelsturms der Beatle-Mania. Die FR freut sich über ein weibliches Mehrgenerationenporträt in Annika Reichs Roman "Männer sterben bei uns nicht." Der Dlf liest atemlos Giuliano Turones Buch "Geheimsache Italien" über die Verstrickungen der italienischen Politik mit der Mafia. Dlf Kultur empfiehlt Jen Wangs sensible und märchenhafte Graphic Novel "Der Prinz und die Schneiderin" über einen queeren Königssohn.
03.07.2023 Die SZ vertieft sich in Anthony Beevors historisches Panorama über die russische Revolution. Die FAZ liest Krimis: Kotaro Isakas Roman "Suzukis Rache"erinnert sie an amerikanische Actionfilme. In Yasmin Angoes Debüt "Echo der Gewalt" verfolgt sie einen blutigen Rachefeldzug, der gerade durch seine Drastik fesselt. Und Yves Raveys "Taormina" überzeugt sie mit tragikomischer Gesellschaftskritik.
01.07.2023 Die FAZ empfiehlt eine von Marion Poschmann und Yoko Tawada herausgegebene Anthologie mit japanischer Gegenwartslyrik und entdeckt mit Yuko Tsushimas „Räume des Lichts" einen feministischen Klassiker japanischer Literatur. Die taz lernt in Reiner Möckelmanns Studie „Transit Istanbul-Palästina“ ein bisher wenig bekanntes Kapitel des Zweiten Weltkriegs kennen. Einen mächtigen Gesellschaftsroman liest die Welt mit Tess Guntys Debütroman „Der Kaninchenstall“. Donat Blum und Valentin Moritz verdankt sie eine Bestandsaufnahme heutiger Männlichkeit.