30.08.2014 1200 Seiten und kein einziger abgenutzter Satz, jubelt die SZ über Nino Haratischwili große Georgien-Saga "Das achte Leben", die sich über hundert Jahre und von Tbilissi über Berlin nach London erstreckt. Die Literarische Welt erhebt Einspruch gegen Thomas Hettches "anachronistischen" Roman "Pfaueninsel". Die NZZ lobt Peter Hamms Schweizer Literaturgeschichte "Ins Freie". Geradezu ansteckend findet die FAZ den Optimismus in Hans Zenders Musikessay "Waches Hören". Ähnlich geht es der taz mit Gereon Klugs durchgeknallten Pop-Newslettern "Low Fidelity". Mit seinem neuen Brenner-Roman katapultiert Wolf Haas seine Fans auf unterschiedliche Glückniveaus.
29.08.2014 Die SZ folgt in Sherko Fatahs Roman "Der letzte Ort" gebannt der Entführung zweier Männer im Nordirak. Die FAZ erlebt mit Achim Landwehr die "Geburt der Gegenwart" im 17. Jahrhundert. Außerdem liest sie Judith Hermann. Und die NZZ plaudert mit Berghain-Türsteher Sven Marquardt über Sucht und Suche.
28.08.2014 Ganz verliebt in Zwerge spaziert die Zeit mit Thomas Hettche über die "Pfaueninsel". Bei John Garth lernt sie, dass J. R. Tolkien seine Fantasie dem Ersten Weltkrieg verdankt. In epischer Breite widmet sich die FAZ mit Antony Beevor lieber dem Zweiten Weltkrieg. Die FR liest gleich zehn Übersetzungen von Gedichten des portugiesischen Dichters Luís de Camões und fragt: "Mit welcher Stimme?" Und die NZZ preist zwei Romane aus Kambodscha.
27.08.2014 Die
FAZ fährt amüsiert mit
Marion Brasch und "Wunderlich nach Norden" und entdeckt Märchenhaftes. Die
FR verliebt sich in einem neuen Bildband noch einmal in die wunderbare
Jean Seberg. Die
SZ entdeckt mit
Esther Kinsky "Am Fluss" bildgewaltige Landschaften. (Hier unser
Vorgeblättert.) Außerdem lauscht sie in den Gedichten
Eugenio Montales' ganz neuen Lauten und Rhythmen. Und die
NZZ lernt in
Nadifa Mohameds "Garten der Verlorenen Seelen" auch die schönen Seiten
Somalias kennen.
26.08.2014 Klug und leidenschaftlich findet die
FR Richard Powers' Komponistenhuldigungsroman "Orfeo". Die
FAZ empfiehlt
Robert Warshows Essaysammlung "Die unmittelbare Erfahrung", die sie in die Welt der
New York Intellectuals zurückversetzte (hier unser
Vorgeblättert). Außerdem reist sie mit
Julio Cortazar und
Carol Dunlop von Paris nach Marseille, den Autonauten auf der Kosmobahn". Die taz liest mit Gewinn
Tom Holerts Analysen zur Gegenwartskunst "Übergriffe".
25.08.2014 Die FR verdankt Julia Trompeters "Mittlerin" einen aufschlussreichen Einblick in das schöpferische Wesen einer Romanwerkstatt. Die SZ feiert noch einmal Robert Seethalers bereits vielgelobten Alpenroman "Ein ganzes Leben". Und die FAZ wünscht Roman Herzogs Schrift "Europa neu erfinden" vor allem viele Leser in Brüssel.
23.08.2014 Königin Luise, Riesen, Zwerge, Sex und ein Tötungsfall - findet alles seinen Platz in Thomas Hettches Roman "Pfaueninsel", freut sich die SZ. Die Welt rühmt die poetischen Qualitäten Truman Capotes. Die FAZ lernt von Michael Pollan, die Welt als Garten zu sehen. Die NZZ singt eine Hymne auf Eduoardo Halfons Roman "Der polnische Boxer". Und versinkt mit Charles Lewinskys "Kastelau" in einem erstklassigen Zweite-Weltkriegs-Roman über einen erfundenen Filmdreh.
22.08.2014 Traumverloren wandelt die
FAZ mit
Esther Kinsky "Am Fluss" entlang und berauscht sich an Naturbeschreibungen von
Goethescher Kraft. (Hier:
Vorgeblättert) Die
FR lauscht amüsiert den
Eskapaden, die Zeitgenossen aus "
Truman Capotes turbulentem Leben" erzählen. Und die
SZ liest bei
Sally Nicholls ungeschönte Schilderungen der
Pest im 14. Jahrhundert.
21.08.2014 Sein Roman "Kruso" katapultiert Lutz Seiler in die erste literarische Garde, jubelt die Zeit und schwärmt gleich weiter von Karen Köhlers Sensations-Debüt "Wir haben Raketen geangelt". Die FAZ liest in Kristof Magnussons "Arztroman" wie Berufliches und Privates kollidieren. Die NZZ fühlt sich nach der Lektüre von Silke Scheuermanns poetischer "Skizze vom Gras" wieder ganz menschlich. Und die SZ lernt aus dem Briefwechsel Günter de Bruyns mit einem Bausoldaten Verantwortung.
20.08.2014 Die FAZ vergnügt sich mit Thomas Hettche, Zwergen und Riesen auf der "Pfaueninsel". Die FR reist lieber durch Russland und die Ukraine und schlürft mit der Satirikerin Teffy "Champagner aus Teetassen". Die NZZ entdeckt den zu Unrecht vernachlässigten Philosophen Oskar Neurath wieder. Und die SZ schwelgt mit Peter Handke in Erinnerungen ans Theater.
19.08.2014 Literarische Selbstreflexion at its best findet die FAZ in Thomas Kapielskis voluminösem Roman mit dem schönen Titel "Je dickens destojewski". Außerdem lernt sie, Statistiken zu lesen und "Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet". Die FR rechnet es Hanser Berlin hoch an, dass der Verlag Swetlana Alexijewitschs düsteres Kriegspanorama "Die letzten Zeugen" neu herausgibt. Als Parabel auf Idealismus und Realitätsverlust liest die SZ Arnon Grünbergs Roman "Der Mann, der nie krank war".
18.08.2014 Hingebungsvoll folgt die FAZ den Helden von Jim Nisbets Noir "Der Krake auf meinem Kopf", wenn sie zugedröhnt, aber Marx und Dostojewski zitierende durch San Francisco ziehen. Die SZ preist den großen, genauen Ernst in Michael Kleebergs "Vaterjahren". Die FR liest Verena Güntners Sommerjugendroman "Es bringen".
16.08.2014 Die NZZ lobt Tatjana Gromacas Kurzroman "Eines Tages", der scharfsinnig und bitter von einer Jugend während der Jugoslawienkriege erzählt. Den Marquis de Sade als empathielosen Aufklärer lernt die taz in Volker Reinhardts Biografie kennen. Sehr gern gelesen hat sie Aharon Appelfelds Roman "Auf der Lichtung" über eine Gruppe jüdischer Partisanen in der Ukraine. Sehr kritisch nimmt die Literarische Welt Jeremy Rifkins "Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft" auf, dagegen hat sie Nic Pizzolattos düsteren Roman "Galveston" verschlungen.
15.08.2014 Kein Dave Eggers heute, aber: Karl Kraus' Erster Weltkriegs-Drama "Die letzten Tage der Menschheit", welches von der NZZ für die Dissonanz des Komischen gefeiert wird. Die FAZ lernt bei Tim B. Müller wie sich moderne Demokratien "Nach dem Ersten Weltkrieg" entwickelten. Außerdem meint sie bei Michael Kleeberg einen Hauch von Proust zu vernehmen.
14.08.2014 Uneinigkeit über Judith Hermanns Neuen: Die SZ lässt sich von der Energie eines Kammerspiels fesseln, kunstvoll, aber egozentrisch, findet die taz und die Zeit erstickt im Formkorsett. Außerdem: Die FAZ bewundert Elfen-Fotografien von Sherlock-Holmes-Erfinder Conan Doyle. Die Zeit geht mit Mark Rowlands joggen und plaudert über Platon und Aristoteles. Und: Die SZ über Dave Eggers.
13.08.2014 Die
FAZ vergnügt sich im "Liebesbestiarium" und liest herrlich Absurdes über
Biber und Frauen. Außerdem versucht sie mit
Jim Holt die Rätsel des Universums zu lösen und lässt sich von den argentinischen Cronicas in "Strange Fruit" mitreißen. (Hier:
Vorgeblättert) Die
NZZ begibt sich mit der anarchistischen Künstlergruppe "Wojna" auf Spurensuche in
Russland. Ein "Verlorenes Wochenende" zwischen Depression, Übermut und Alkohol verbringt die
SZ mit
Charles Jackson. Und die
FR schreibt über
Dave Eggers "Der Circle".
12.08.2014 Die NZZ liest sehr bewegt Lidia Ginsburgs neu edierte "Aufzeichnungen eines Blockademenschen". Sehr aufschlussreich findet die FAZ, wie Sean McMeekin die Interessenlage der europäischen Großmächte im "Juli 1914" darlegt. Die FR liest Sadakat Kadris Geschichte der Scharia "Himmel auf Erden". Und die SZ informiert sich bei Klaas Voß über "Washingtons Söldner".
11.08.2014 Figuren mit Verstand und einen scharfen Blick auf die Ehe findet die SZ in Stewart O'Nans Roman "Die Chance". Außerdem wappnet sie sich mit René Pfeilschifters Geschichte der "Spätantike" für die kommenden Dinge. Solides Wissen und einen Hauch Zukunft verspricht die taz mit dem Band "Bücherdämmerung"
09.08.2014 Reichhaltige Auslese heute: Die NZZ schwelgt in gleich zwei Bänden vital-erhabener Essays von Virginia Woolf. Provokante Gegenwartsliteratur über Xenophobie und Holocaust liest sie in "Böse". Die Welt liest bei Robert Seethaler beeindruckt nach, wie leidvoll "Ein ganzes Leben" sein kann. Lieber noch schaut sie allerdings mit Richard Yates in "Eine strahlende Zukunft" und rettet mit Silke Scheuermann das Naturgedicht ins 21. Jahrhundert. Und die FR amüsiert sich prächtig über "Weltverbesserer" Thomas Bernhard als gezeichneten kleinen, meckernden Wicht.
08.08.2014 Besser als Adorno, besser auch als Diederichsen ist - Daniel Martin Feiges "Philosophie des Jazz", jubelt die NZZ. Die FR blättert lieber im "Richard Strauss Handbuch" und schmunzelt über seine Arroganz. Und die SZ liest mitfühlend die homoerotischen Liebesbriefe des gelehrten, aber doch so verhöhnten Johannes von Müller.
07.08.2014 Die Zeit streift mit Nathan Larson gebannt durch das postapokalyptische New York und erholt sich danach mit Wilhelm Genazino "Bei Regen im Saal". Die FAZ schaut gemeinsam mit "Johnny und Jean" Teresa Präauer dabei zu, wie sie langsam den Literaten-Olymp erklimmt. Die NZZ feiert mit Karin Kiwus' Gedichten die flimmernde Icherkundung. Und die SZ amüsiert sich prächtig mit Martin Lechners "Kleine Kassa".
06.08.2014 Wo überall und wieviel im
Ersten Weltkrieg gedichtet wurde, hätte die
FAZ nie gedacht, liest es aber bei
Geert Buelens interessiert nach. (Hier:
Vorgeblättert) Die
FR bleibt beim Thema, liest aber statt Gedichten lieber Tagebucheinträge. Die
NZZ empfiehlt Liebhabern und Generalstabchefs eine biblische Reise nach
Israel. Und die
taz denkt mit
Herz.
05.08.2014 Bedrohlich und tröstlich zugleich findet die FAZ Silke Scheuermanns Gedichte in dem Band "Skizze von Gras". Empfehlen kann sie auch Brigitte Hamans Biografie der Pazifistin Bertha von Suttner und Ernst Pipers "Nacht über Europa". Die NZZ liest Alice Munro. "Das Bettlermädchen". Die taz genießt mit dem Jubiläumsband zum Wiener Filmmuseum fünfzig Jahre Kinoleidenschaft auf 800 Seiten.
04.08.2014 Die SZ vergnügt sich königlich mit den Memoiren der Kurfürstin Sophie von Hannover. Sehr lachen muss sie auch mit Anthony McCartens "Funny Girl". Die FAZ stellt neue Kinderbücher vor, darunter Shaun Tans vor Lebensfreude vibrierende Geschichte "Die Regeln des Sommers".
02.08.2014 Ergriffen und erschüttert ist die taz von Robert Seethalers Heimatroman "Ein ganzes Leben". Einleuchtend erscheint ihr auch Ulrike Haiders Bilanz der sexuellen Revolution. Düster, aber poetisch findet die Welt Said Sayrafiezadehs "Kurze Berührungen mit dem Feind", außerdem reist sie mit Rüdiger Dingemann an der früheren Grenze entlang "Mitten durch Deutschland". Die FR reist mit Christian Muhrbeck und Ilija Trojanow zu den zu den Abgehängten und Abgewickelten in Bulgarien - "Wo Orpheus begraben liegt". Die NZZ feiert noch einmal ausgiebig Andrzej Barts irrwitzige Novelle "Knochenpalast".
01.08.2014 Die Zeitungen sind heute ein bisschen sommermüde: Nur die SZ hat gleich vier mal hintereinander William Faulkners monströs-virtuoses Familien-Epos "Schall und Rauch" gelesen, so begeistert ist sie. Und die FAZ steht mit Julia Korbiks "Stand up" für feministische Alltagspower auf.