Michael Guggenheimer

Görlitz. Schicht um Schicht

Spuren einer Zukunft
Cover: Görlitz. Schicht um Schicht
Lusatia Verlag, Bautzen 2004
ISBN 9783936758122
Paperback, 288 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Görlitz ist die östlichste Stadt Deutschlands. Gleichzeitig ist sie die westlichste Stadt Polens. Görlitz ist die größte Stadt Europas, die in zwei Ländern liegt. Die an der Lausitzer Neiße gelegene Stadt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt. Der polnisch gewordene Teil der Stadt heißt Zgorzelec. Lange Zeit haben beide Stadthälften nur spärliche Kontakte miteinander unterhalten. Gemeinsam bewerben sie sich heute um die Nominierung als europäische Kulturhauptstadt 2010. Michael Guggenheimer geht in seinem Buch der Situation in der zweigeteilten Stadt nach. In einem ersten erzählerischen Teil schildert er die Geschichte einer Familie, die 1933 eine der damals wohlhabendsten Städte Deutschlands fluchtartig hat verlassen müssen. In einem zweiten Teil zeigt er die Probleme auf, mit denen die Stadt heute konfrontiert ist: die zweifache Randlage, die rund 9000 leeren Wohnungen, die hohe Arbeitslosenrate... Gleichzeitig zeigt er auf, wo die Chancen dieser Stadt liegen könnten, deren Bausubstanz den Weltkrieg und die Jahre der DDR-Zeit unversehrt überstanden hat. In zahlreichen Porträts geht Michael Guggenheimer Menschen, Bauten, Plätzen und Betrieben der deutsch-polnischen Stadt nach. Trotz ihrer Randlage und trotz der hohen Arbeitslosenrate glaubt der Autor an die Zukunft der Brückenstadt an der Sprachgrenze.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.01.2005

Das große persönliche Engagement Michael Guggenheimers für sein Projekt scheint Markus Ackeret fast mehr zu beeindrucken als alles andere. Motiviert durch die Verbindung zur Stadt Görlitz durch die Vergangenheit seiner Familie mütterlicherseits, habe sich der Schweizer daran gemacht, die Stadt in all ihren Facetten zu präsentieren, mit ihrem Reichtum an Denkmälern, ihrer Sonderstellung als Pendant zum polnischen Zgorzelec, dem Alltag ihrer Bewohner in einer ostdeutschen Randregion mit all ihren wirtschaftlichen Problemen. Keine Reportage habe der Autor vorgelegt, vielmehr den Blick durch ein Kaleidoskop, ein Panorama aus vielen kleinen Stückchen. Dabei habe Guggenheimer einen Drahtseilakt bestehen müssen, nämlich der Gefahr auszuweichen, die Stadt dem Leser durch ihre Darstellung als Anderes zu entfremden. Dennoch habe er es geschafft, dem Leser Görlitz näher zu bringen und sein Interesse daran zu wecken, meint Ackeret, auch wenn in letzter Konsequenz ein Stadtplan für diejenigen fehle, die sich nach der Lektüre auf den Weg machen wollten.

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