Ina Boesch

Gegenleben

Die Sozialistin Margarethe Hardegger (1882-1963) und ihre politischen Bühnen
Cover: Gegenleben
Chronos Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783034006392
Gebunden, 360 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Margarethe Hardegger war eine außergewöhnliche Frau. Sie lebte den Sozialismus hier und jetzt. Sie predigte und praktizierte die freie Liebe. Sie verkehrte in der Münchner Boheme und in der Berliner Anarchistenszene. Sie agitierte für Empfängnisverhütung und half bei Abtreibungen. Sie engagierte sich gegen den Faschismus und kämpfte für den Frieden. Sie lebte viele Jahrzehnte im Tessin im Schatten des Monte Verita und war international vernetzt. Sie hielt zu ihren Freunden und saß deswegen im Gefängnis. Zudem war sie Ehefrau und Mutter, die erste Arbeiterinnensekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Geliebte der anarchistischen Schriftsteller Gustav Landauer und Erich Mühsam, Freundin des Arbeiterarztes und der Chemikerin und Pazifistin Gertrud Woker. Sie verkörperte die sozialen und politischen Ideale einer Szene, die man heute links nennt.
In Margarethe Hardeggers Biografie kommen sozialistische, lebensreformerische und friedenspolitische Lebensentwürfe zusammen. Das Augenmerk gilt darum ihrer Biografie und diesen Entwürfen, ihrer Lebensgeschichte und der Geschichte der Organisationen, in denen sie aktiv war. Deshalb hat die Autorin nicht nur einen Zugang gewählt, um sich Margarethe Hardeggers Biografie zu nähern, sondern zwei; sie konzentriert sich nicht allein auf eine Erzählung, sondern bietet viele Erzählungen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.06.2004

Antje Schrupp begrüßt es sehr, dass nun endlich die Schweizer Sozialistin Margarethe Hardegger mit zwei Biografien gewürdigt wird, wenn sie auch findet, dass beide Bücher dieser bedeutenden Protagonistin der Schweizer Arbeiterbewegung nicht wirklich gerecht werden. Ina Boesch hat sich bei ihrer Biografie an den zahlreichen überlieferten Fotografien Hardeggers orientiert und kommentiert die darin von ihr "vermuteten Seelenzustände", stellt die Rezensentin fest, die dabei manches ziemlich "weit hergeholt" findet. Nach dem ungefähr ein Drittel des Buches einnehmenden biografischen Abriss beschreibt Boesch die 23 politischen Organisationen, in denen Hardegger aktiv war, informiert Schrupp, die den Eindruck hat, dass die Autorin hier schließlich vor der "Komplexität der Persönlichkeit" Hardeggers "kapituliert" hat. Sie findet es sehr verwirrend, dass die politischen Organisationen nicht chronologisch aufgeführt werde und sich somit in den Lebenslauf Hardeggers einfügen, sondern alphabethisch geordnet sind. Hier wird die Biografie plötzlich zum Nachschlagewerk, das als solches wohl ganz nützlich ist, als mit Genuss zu lesende Lebensbeschreibung aber nicht mehr anzusehen ist, so Schrupp unzufrieden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.11.2003

Ina Boeschs Biografie der Schweizer Sozialistin Margarethe Hardegger (1882-1963) hat den "lx." zeichnenden Rezensenten durchaus überzeugt. Er lobt das Buch als "einfühlsam" und mit "bestrickender Energie" geschrieben. Nah am Menschen und mit den Methoden einer "empathischen Spurensicherung" schildere Boesch darin die Lebens- und Interessenwege der Nonkonformistin Hardegger, die neben Clara Zetkin, Lily Braun und Rosa Luxemburg zur Creme der Internationalen Sozialistinnen gehörte. Der Rezensent hebt hervor, dass Boesch in ihrer Hardegger-Biografie zugleich ein "reichhaltiges Kapitel" der jüngeren Schweizer Sozialgeschichte aufblättert.