Peter Schäfer

Weibliche Gottesbilder im Judentum und Christentum

Cover: Weibliche Gottesbilder im Judentum und Christentum
Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783458710134
Gebunden, 387 Seiten, 22,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen übersetzt von Christian Wiese und Claus-Jürgen Thornton. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erschien in Südfrankreich ein kleiner Traktat mit dem Titel "Bahir" (Licht). Dieser Traktat, das erste Dokument der Kabbala, verkündete wie mit einem Paukenschlag eine unerhört neue Sicht der Gottheit: Gottes Wesen besteht danach nicht nur aus zehn Potenzen, sondern eine von diesen Potenzen ist auch dezidiert weiblich. Peter Schäfer zeichnet zunächst die Vorgeschichte dieser Vorstellung von der biblischen Weisheitstradition bis zum Mittelalter nach und fragt dann gezielt nach den Gründen, warum sie ausgerechnet im mittelalterlichen Frankreich ihren ersten Höhepunkt erreichte. Die überraschende Antwort: Judentum und Christentum entdeckten die Weiblichkeit Gottes im 12. Jahrhundert fast zeitgleich wieder neu - das Christentum in einer geradezu explodierenden Marienverehrung und das Judentum in der Betonung einer weiblichen "Inkarnation" Gottes, die sich auf die Erde begibt und als Mittlerin zwischen Gott und seinen Geschöpfen fungiert. Im Unterschied zu dem in der Forschung vorherrschenden Trend, wonach die Wurzeln für die weibliche Dimension Gottes in der spätantiken Gnosis zu suchen seien, entwirft das Buch das Modell eines fruchtbaren interreligiösen Austausches zwischen Judentum und Christentum, jenseits gängiger Klischees von einer ewigen Verfolgungs- und Leidensgeschichte. Aus gemeinsamen Quellen gespeist, entwickelten sich Judentum und Christentum nicht ständig immer weiter auseinander, sondern verfolgten im Gegenteil neue und kühne Ideen, die beiden Religionen gemeinsam sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.02.2009

Okay, die Titelei des Verlags klingt zunächst ein bisschen großspurig, am Ende aber verzeiht Rezensentin Elke Pahud de Mortanges dem Verlag und dem Autor nicht nur, sie stimmt ihnen in höchsten Tönen zu. Erstmal sei die Enttäuschung zu verkraften, dass hier nicht die feministischen Forschungen über weibliche Aspekte des lieben Gotts resümiert werden. Vielmehr wende sich der Autor der Kabbalistik in Frankeich im 12. Jahrhundert zu, die einen weiblichen Aspekt der Gottheit ins jüdische Gottesbild einfügt, und dem gleichzeitig dort blühenden Marienkult. Und zwischen beiden findet er soviel Entsprechungen und Parallelen, dass er - und mit ihm die begeisterte Rezensentin - nicht umhin kann, hierin eine gegenseitige Befruchtung der beiden Religionen zu erblicken. Ein kühnes Buch, so Elke Pahud de Mortanges