Felicitas Hoppe

Verbrecher und Versager

Fünf Porträts
Cover: Verbrecher und Versager
Mare Verlag, Hamburg 2004
ISBN 9783936384123
Gebunden, 154 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Felicitas Hoppe nimmt sich fünf historische Figuren vor, fünf Fälle von seltener Hoffnungslosigkeit. Sie folgt den krummen Lebenslinien von Gaunern, Aufschneidern, Maulhelden und Pechvögeln, die eines vereint: Um sich weitestmöglich vom Ort des eigenen Versagens zu entfernen, trieb es sie hinaus aufs Meer.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2004

Derart hingerissen ist Nico Bleutge von den fünf "Verbrechern und Versagern", die Felicitas Hoppe vom Barock bis zum 20. Jahrhundert in ihrem Buch vorstellt, dass er am liebsten auf die Knie fallen würde. Es handelt sich bei den Porträtierten um Abenteurer, die es aus der Enge der Heimat als Soldaten, "Schiffsgärtner" oder Botaniker in ferne Länder zog, erklärt der Rezensent. Bleutge preist das "feine sprachliche Gespür", mit dem die Autorin die Protagonisten ihrer Porträts in die entlegendsten Teile der Welt erzählend begleitet, und schwärmt von den Charakterzeichnungen als so "genau wie unberechenbar, so klug und zugleich versponnen", dass er Hoppe nach eigenem Bekunden "überall hin folgen" würde. Dabei spiele sie derart geschickt mit ihrer "Wunderkammer der Metamorphosen", dass man am Ende kaum mehr beurteilen könne, was erfunden und was wirklich ist in diesen "Meeresgeschichten, so Bleutge begeistert. Und so verzeiht er Hoppe auch, dass sie ein bisschen zu oft "suggestive Fragen" in ihre Geschichten einspinnt, und er ist auch bereit, über die "Modefloskel 'nicht wirklich'" hinwegzusehen, die an einigen Stellen des Buches auftaucht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.08.2004

Beim "Volkstanz zu fünft" tanzt Kai Martin Wiegandt fröhlich mit. In dem Buch gibt es "fünf herb-lyrische Porträts" von unbekannten, flüchtigen schwarzen Schafen verschiedener Familiengeschichten aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert zu lesen. Jedes der "schönen Porträts" ist dabei historisch eingefärbt, so der Rezensent, und in einem zupackenden, paradoxen Stil geschrieben, der Unterschiedliches aneinander rücke und den Leser mit Rhythmen weitertrage, wie die Geschichten ihre Helden davontragen. Ein Held, der das Abenteuer letztlich als Soldat in Übersee sucht, ist ein Freund Schillers. Hier gefällt Wiegandt besonders der "Überschwang des Sturm und Drangs", der eingefangen wurde. Die Sprache, so der begeisterte Wiegandt, wäge immer Fakten und poetische Zier ab und so kann er wohl auch deshalb allen Geschichten eine hohe Qualität bescheinigen. Die Verdichtung sei dabei aber der hauptsächliche Urheber, denn Hoppe schreibe auf dreißig Seiten, woraus ein dickes Buch gemacht werden könne.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.06.2004

Diesem Text möchte die Rezensentin Frauke Meyer-Gosau nicht mit einer Literaturkritik antworten, denn diesem Text gebührt in ihren Augen nur eine Liebeserklärung. Wenn die fünf Porträts, die Felicitas Hoppes in "Verbrecher und Versager" zusammengetragen hat, zunächst ein wenig an die Bremer Stadtmusikanten erinnern, die auszogen, um gemeinsam das Glück zu finden, sieht die Rezensentin jedoch bald den entscheidenden Fehler in diesem Vergleich. Denn die fünf historischen Figuren (der Thüringer Schiffgärtner Georg Meister (1653-1713), der Hasardeur und Schiller-Kumpan Kapf (1759-1791), der Arzt wider Willen und getriebener Naturforscher Franz Wilhelm Junghuhn (1809-1864), der Carl-Hagenbeck-Bruders John (1866-1940), und schließlich, im Zwiegespräch der Ich-Erzählerin, Wilhelm Raabes Abenteuer-Romanfigur Leonhard Hagenbucher), um die es Hoppe geht, ziehen nicht als kraftvolle und frohgemute Abenteurer aus. Traurige Gestalten seien sie jedoch auf keinen Fall, von allen geht das "Bejahende" jener aus, die das "tun, was sie tun müssen". Stimmig wird das Bild jedoch für die Rezensentin jedoch erst durch die Figur der Ich-Erzählerin, die am Flughafen warten muss und ihre Angst vergessen will. Sie, so die Rezensentin, ist der Schlüssel der Geschichte, der auch die anderen als "Abenteurer wider Willen" erkennen lässt, als Figuren, denen keine Heimat, keine "Geborgenheit" beschieden ist, und die sich daraufhin "ihr Leben selbst erdichten" müssen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.03.2004

Von diesen fünf Porträts von historisch verbürgten Verbrechern und Gescheiterten, die sich auf ihrem wechselvollen Leben zu unterschiedlichen Zeiten "auf den Weltmeeren herumtrieben", ist Michael Kohtes einfach hingerissen. Er preist die Autorin Felicitas Hoppe für ihre lebensnahen Schilderungen, in denen sie jeweils eine Erzählerfigur über einen der Abenteurer berichten lässt. Als Autorin von Romanen, in denen es Menschen hinaus in die Fremde treibt, ist Hoppe dem Rezensenten bereits bekannt, nun stellt er fest, dass sie auch mit der Darstellung von historischen Fakten "hervorragend" zurecht kommt. Kohtes findet es sehr gelungen, wie Hoppe die historischen Fakten "fiktionalisiert", indem sie einen "sprunghaft-assoziativen" Erzählstil wählt. Die "schrägen Vögel", die sie porträtiert, verlangen eben nicht nach plumper "Rekonstruktion" ihres so gar nicht gradlinigen Lebensweges, sondern nach "Imagination", so der Rezensent zufrieden. Er lobt die "kraftvolle" Erzählweise Hoppes und findet, dass sie Fakten und Fiktionales derart "kunstvoll" miteinander verknüpft, dass am Ende wirklich lebendige Personenschilderungen dabei entstehen. Warum, fragt Kohtes abschließend, kann es hierzulande nicht mehr solcher Bücher geben, die so "welthaltig" und "klug" sind und "Erkenntnis stiften" ohne deshalb "episch in die Breite" gehen zu müssen? Dieser 150 Seiten starke Band bietet mehr als "fünf Romane", versichert der begeisterte Rezensent.