Jia Tolentino

Trick Mirror

Über das inszenierte Ich
Cover: Trick Mirror
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783103970562
Gebunden, 368 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Margarita Ruppel. Jia Tolentino setzt sich schonungslos mit den Konflikten, Widersprüchen und Veränderungen auseinander, die uns und unsere Zeit prägen. In ihrer Essaysammlung, die von Furchtlosigkeit getragen wird, geht sie den Kräften nach, die unseren Blick verzerren. Ein Trip durch die Selbsttäuschungen des Internetzeitalters und die Schwierigkeiten, sich in einer Kultur, die sich um das "Ich" dreht, klar zu sehen. Tolentino schreibt über den Albtraum des sozialen Internets, über den Betrug als Ethos der Millennials, über den bittersüßen Traum von der Selbstoptimierung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.06.2021

Brillant findet Rezensentin Vera Linß die Essays der "New-Yorker"-Autorin Jia Tolentino, die wir uns als typische Millenial vorstellen müssen, wie Linß meint, gebildet und technikaffin. Dass Tolentino die Welt ohne Internet nicht kennt, prädestiniert sie in den Augen der Rezensentin aber auch dafür, dessen Fallstricke zu erkunden. Absolut einleuchtend findet die Rezensentin, was Tolentino über die Kluft von Schein und Sein schreibt, die Irrwege des Feminismus oder die Verzerrungen des Ichs schreibt, das permanent angestachelt werde, sich selbst zu überschätzen, sich aufzublähen und maximal zu polariseren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.04.2021

Rezensentin Marie Schmidt steigt nicht ein in den Hype um Jia Tolentino. Sie fühlt sich von ihr an die verhinderte Essayistin aus Lena Dunham "Girls" erinnert, die die die Stimme ihrer Generation hätte werden können: "Oder zumindest eine Stimme einer Generation." Positiv anrechnen möchte sie der Autorin des New Yorkers, die zuvor bei den Internetmagazinen Jezebel und Hairpin schrieb, dass sie nicht die typische Ostküsten-Biografie mitbringt. Aber auch wenn Tolentino sehr konkret und dank viel eigener Erfahrung gegen die übergroßen Egos der Millennials und das "fratzenhafte" Selbst des Konsumkapitalismus anschreibt, ist das der Rezensentin zu moralisierend und letztlich auch zu überheblich. Schmidt sieht darin weniger eine Nähe zu Susan Sontag oder gar Montaigne, sondern auch stilistisch zum deutschen Soziologiestudenten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2021

Rezensentin Melanie Mühl durchschaut die Tricks des Social-Media-Profis Jia Tolentino und erliegt ihr doch. Das Kunststück besteht für Mühl darin, dass die Autorin in ihrem Buch all das verdammt, womit sie als Influencerin ihren Lebensunterhalt verdient, während sie mit der anderen Hand in ihr Smartphone tippt und auf allen digitalen Kanälen simultan veröffentlicht. Übel nehmen kann Mühl ihr das nicht. Einerseits, da Tolentino einfach zu scharfsinnig den (eigenen) Selbstinszenierungswahn durchschaut, andererseits, weil ihr nicht der Humor fehlt und sie gerade so viel von sich preisgibt, wie es braucht, um die Rezensentin auf ihre Seite zu ziehen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.02.2021

Rezensentin Eva Tepest hat es beeindruckt, wie scharfsinnig Jia Tolentinos Essays die "Strategien weiblicher (Selbst-)Inszenierung" sezieren, obwohl sie zugleich wenig über die Autorin preisgeben. Dass Autobiografisches höchstens am Rande auftaucht, könnte die Weiterentwicklung feministischer Essayistik bedeuten, hofft die Kritikerin, der es sauer aufstößt, dass junge Frauen für ihren Erfolg heute gewöhnlich mit der Veröffentlichung von Persönlichem zahlen. Gelangweilt hat Tepest nur Tolentinos Kritik an Millenials im Internet, die sie klischeehaft und unterkomplex fand.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.02.2021

Erhellend und "literarisch kraftvoll" findet Rezensentin Juliane Liebert Jia Tolentinos im Original bereits 2019 erschienene Essays. Und wohldosiert, anschlussfähig. Das ist, wenn man so mag, der einzige Einwand, den Liebert formuliert. Davon abgesehen scheinen ihr die Texte durchaus in die Tradition von Susan Sontags Essays zu passen, "feminin geprägt" und stark, wie sie sind. Die hochfrequente Selbstbespiegelungsarie der Autorin im Kurzschluss mit Gedanken über die Ehe, Reality-Fernsehen oder eben Feminismus scheint Liebert zudem sprachlich flüssig, theoriefest und dennoch auch angenehm undogmatisch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.02.2021

Rezensent Harald Staun kann nicht finden, dass Jia Tolentino es sich mit ihrem Rückblick auf die eigene frühe Mitarbeit in einer Reality-Show, auf Selbstinszenierung und Metareflexion im Zeitalter der sozialen Medien leicht macht. Das Buch aus 2019 zeugt für ihn gar nicht von allzu großem Narzissmus bei der Autorin, sondern schafft es, aus Gedanken über Selbstbespiegelung Zeitdiagnose abzuleiten. Wie Tolentino immer wieder vom eigenen Empfinden und Erleben auf gesellschaftlich und medial Grundsätzliches zu sprechen kommt, auf Trump, Religion und Ecstasy, und den Weg auch wieder zurückfindet zum Ich, das findet Staun tatsächlich stark und von ganz eigener Qualität. Nicht zuletzt auch, da allen Erkenntnissen in den hier versammelten Texten immer auch das Bewusstsein ihrer Fragwürdigkeit eignet, wie der Rezensent feststellt.