Dirk Jäckel

Der Herrscher als Löwe

Ursprung und Gebrauch eines politischen Symbols im Früh- und Hochmittelalter
Cover: Der Herrscher als Löwe
Böhlau Verlag, Köln 2006
ISBN 9783412210052
Gebunden, 377 Seiten, 47,90 EUR

Klappentext

Mit 23 schwarz-weiß Abbildungen auf 16 Tafeln. Unverkennbar ist das Hochmittelalter ein Zeitalter der "Löwen". Der Sachsenherzog Heinrich der Löwe und der englische König Richard Löwenherz sind nur die bekanntesten Beispiele. Löwen begegnen uns auf Schilden, Mosaiken und Seidenstoffen, an Portalen und Kapitellen. Auch bevölkern sie die Welt der Epen und symbolisieren dort Stärke und Großmut der Helden. In Bestiarien verkörpern sie herrscherliche Weisheit, Milde und Gerechtigkeit. Zugleich steht der Löwe in Herrscherprophezeiungen für den endzeitlichen christlichen Streiter gegen den Islam. Der Verfasser spannt einen weiten chronologischen Bogen vom Alten Orient über die Antike, Byzanz und die frühe islamische Welt bis ins 13. Jahrhundert, um die Wurzeln der herrscherlichen Löwensymbolik aufzuzeigen. Neben historiografischen und theologischen Quellen kommt die volkssprachliche Literatur ebenso in den Blick wie Bildzeugnisse. Dabei werden sowohl die Kontinuitäten dieser Symbolwelt als auch das Spezifische der mittelalterlich-westlichen Löwensymbolik aufgezeigt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.04.2006

Gut gebrüllt, meint Andrea Gnam. Dieses Buch über die Motivgeschichte eines Herrschaftssymbols beeindruckt sie allein schon durch "die schiere Fülle der herbeigeschafften Belege" - von antiken und biblischen Bezügen bis in die Neuzeit, mit deutlichem Schwerpunkt auf der Panegyrik des Mittelalters, die "voll von herrschenden Löwen" ist. In allen Zeiten, dies zeige diese Studie, stand das Tier als Symbol für den überlegenen und doch nachsichtigen Herrscher, der den besiegten Gegner verschont. Und ganz nebenbei, so Gnam, erlaubt die Arbeit auch "en passant" einen Einblick in die Denk- und die Vorstellungswelt des antiken und mittelaterlichen Europas.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2006

Dirk Jäckels Studie über Gebrauch und Bedeutungsspektrum des Beinamens "der Löwe" bei den Herrschern im europäischen Früh- und Hochmittelalter hat Rezensent Michael Borgolte nicht wirklich überzeugt. Zwar beeindruckt ihn die immense Materialfülle, die Jäckel mit Hilfe digitalisierter mittelalterlicher Quellenbestände angehäuft hat und auch systematisch zu präsentieren weiß. Aber er vermisst schlicht eingehende Analysen der vorgelegten Zeugnisse. Die Ergebnisse von Jäckels Studie erscheinen ihm daher auch ziemlich bescheiden. Deutlich werden für Borgolte an dieser Arbeit die "Gefahren des neopositivistischen Rausches, in den die maschinengestützte Quellenrecherche versetzen kann." Seines Erachtens kann die Fülle des angehäuften Materials nicht die Urteilskraft, die Phantasie und Kritik des Historikers ersetzen. Und so urteilt Borgolte über die Jäckels Arbeit: "Mit seiner Syntheseschwäche lieferte er seine Leser halb verstandenen Überlieferungssplittern aus."
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