Heinz Schilling

Karl V.

Der Kaiser, dem die Welt zerbrach
Cover: Karl V.
C.H. Beck Verlag, München 2020
ISBN 9783406748998
Gebunden, 457 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Heinz Schillings Biografie befreit Karl V. aus dem Habsburgermythos des 19. Jahrhunderts und führt ihn wieder zurück in seine historische Welt - das kulturell reiche Burgund seiner Jugend und Spanien mit dem atlantisch-überseeischen Raum. Auch dem verschlossenen Menschen Karl spürt dieses Buch nach, seiner Erotik, seinen kurzen Liebesbeziehungen, seiner unterschätzten musischen Seite. Es räumt Karl einen fairen Platz in den Religionskämpfen der Zeit ein und porträtiert ihn als zutiefst religiösen Menschen - hierin Luther ebenbürtig. Vor allem aber zeigt Schilling die Tragik der Macht: Im Herzen ein Friedenspolitiker, kommt der Kaiser während seiner Herrschaft nur selten aus dem Militärlager, weil er sich dynastischen und religiösen Zielen verpflichtet fühlt, die er in einer Welt, die immer komplexer wird, nicht mehr verwirklichen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.07.2020

Nach einer Luther-Biografie und einer Globalgeschichte des Jahres 1517 schließt der Berliner Historiker Heinz Schilling sein "Triptychon" ab und ist damit der erste Lutherbiograf der auch Karl V. porträtierte, weiß Rezensent Thomas Kaufmann. Der Kritiker zieht den Hut vor dieser Biografie, denn Karl war keine besonders charismatische Figur und die mehr als hunderttausend überlieferten Briefe geben auch wenig Auskunft über den Menschen, erklärt er. Dennoch gelinge es Schilling, dem Mann, der unzählige uneheliche Kinder zeugte und eine Vorliebe für kaltes Bier, Wildbret und das Sammeln von Uhren hegte, Farbe zu verleihen, staunt der Kritiker. Er liest hier nach, wie Karl V. zum Mittelpunkt der Herrschafts-, Dynastie-, Kriegs-, Entdeckungs- und Wirtschaftsgeschichte des 16. Jahrhunderts wurde, lobt, wie der Autor biografische Daten mit historischem Kontext verwebt und erfährt, wie der Kaiser die Hispanisierung "forcierte" und mit Italien und den Osmanen rang. Die Heiratspolitik Karls V., der an alle wichtigen europäischen Höfe Verwandte verheiratete, kann Schilling dem Rezensenten ebenso beleuchten wie den Konflikt um die Kirchenspaltung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.04.2020

Für historisch minder Informierte bringt Andreas Kilb die entscheidende Information erst am Schluss: In Deutschland kennen wir Karl V. höchstens als Gegenspieler Luthers. Insgesamt erzählt er die Geschichte des Herrschers nach, der hier eher als Scheiternder dargestellt wird, und die Einheit von Kirche und Europa nicht erreichte, die er wiederherstellen wollte. Der Kritiker lobt den Fokus der Darstellung auf biografische und politische Schlüsselszenen, wenn auch mit einem kleinen Seitenhieb auf Schillings Beratungstätigkeit beim Geschichtsfernsehen. Immerhin, "anschaulich" werden Leben und Politik geschildert. Am Ende seiner Besprechung ironisiert der Rezensent ein wenig die von Schilling vorgestellte Auffassung, dass Luther und Karl V. zwar politische Gegner, sich geistig aber nahe verwandt gewesen seien.
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