Konrad Meisig (Hg.)

Orientalische Erzähler der Gegenwart

Cover: Orientalische Erzähler der Gegenwart
Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1999
ISBN 9783447042123
Gebunden, 318 Seiten, 70,56 EUR

Klappentext

Der Sammelband gibt eine erste Einführung in Werk und Biografie der großen Erzähler und Erzählerinnen der indischen, chinesischen und arabisch-türkisch-persischen Welt. Über die berühmten Namen hinaus werden insbesondere auch junge, weithin noch unbekannte, aber vielversprechende Gegenwartsautoren vorgestellt. Trends und Tendenzen der modernen, teils realistischen, teils allegorischen, immer aber kritisch-engagierten Literatur Asiens laden zum internationalen Literaturvergleich ein. Die einheimischen Kurzgeschichten (11 davon hier in deutscher Erstübersetzung) und Romane in den Sprachen Hindi, Urdu und Tamil, in Chinesisch ebenso wie in Arabisch, Türkisch und Persisch setzen sich auseinander mit Fundamentalismus und religiösem Fanatismus, mit dem Widerstreit zwischen nationaler Orthodoxie und globaler Multikulturalität und mit der Identitätssuche des Individuums in der Anonymität der afro-asiatischen Megametropolen. Mit ihren aktuellen Inhalten und neu entwickelten Erzähltechniken behaupten die Autoren und Autorinnen Asiens ihren eigenständigen Platz in der Weltliteratur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.10.2000

Nicht ohne den Hinweis darauf, dass es sich hier, gemessen an den seit 1947 gerade mal 28 direkt aus dem Indischen ins Deutsche übersetzten Büchern, geradezu um eine Flut von Neuerscheinungen handelt, bespricht Martin Kämpchen drei neue Bände indischer Literatur in deutscher Sprache.
1) Dilip Chitre: "Worte des Tukaram" (A1 Verlag)
Bei diesem Band handelt sich um die Übersetzung des Mystikers Tukaram aus dem 17. Jahrhundert zunächst ins Englische, dann, im ständigen Abgleich mit dem Marathi-Original, ins Deutsche. Der Rezensent hält dieses Spiel über die Bande wegen der Marathi-Sprachkenntnis des deutschen Übersetzers für ganz und gar gelungen, für eine Wiedererschaffung des Originals. Die vishnuitische Mystik des Textes erscheine "gedanklich nachvollziehbar und überraschend zeitgemäß."
2) Konrad Meisig (Hg.): "Orientalische Erzähler der Gegenwart" (Harrassowitz Verlag)
Was das Konzept des Bandes angeht, äußert der Rezensent zunächst Bedenken: wo ist das Zielpublikum für eine Mischung von Übersetzungen aus dem Türkischen, Urdu, Hindi und Chinesischen, unter die dann noch wissenschaftliche Aufsätze gestreut sind. Gerechtfertigt, so Kämpchen, werde das fragwürdige Konzept durch die "hervorragend gelungenen" Übersetzungen, die auf "philologische Tüftelei" verzichten. Ein besonderes Verdienst sei es, dass die nobelpreiswürdige Hindi-Autorin Krishna Sobti mit zwei Erzählungen erstmals in die deutsche Sprache übersetzt wurde.
3) Mahasveta Devi: "Pterodactylus" (Bonner Siva Series)
In diesem Roman geht es um den Ureinwohner-Stamm der Adivasis, seine Vernachlässigung durch die indische Regierung. Ein Journalist besucht ein Adivasi-Dorf, in dem das Auftauchen eines urzeitlichen Vogels, des Pterodactylus, die Abergläubischen unter den Einwohnern beunruhigt. Die Autorin deutet ihn dagegen, so der Rezensent Martin Kämpchen, als "Symbol für das Aufeinanderprallen von archaischen Vorstellungen und den Lebensanforderungen der Gegenwart". Problematisch an diesem Stück engagierter Literatur sei nur, dass das Literarische mitunter zu kurz komme und von "essayistisch-belehrenden, anklagenden Passagen" überlagert werde. Dennoch empfiehlt der Rezensent dieses Buch. Manches Indien-Klischee lässt sich seiner Meinung nach durch die Lektüre überwinden.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de