Robin Robertson

Wie man langsamer verliert

Roman
Cover: Wie man langsamer verliert
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446265714
Gebunden, 256 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anne Kristin Mittag. Der Veteran Walker will nicht mehr zurück in die Provinz. Traumatisiert vom Krieg sucht er in der Metropole nach Freiheit, Anonymität und Schutz. In New York trifft er den Regisseur Robert Siodmak, der ihm von Hollywood vorschwärmt. Also beginnt Walker eine Odyssee durch ganz Amerika, zu dem Ort, an dem gerade Filmgeschichte geschrieben wird: Es ist die Zeit des legendären Film Noir. Hier erfährt Walker, wie gespalten die Gesellschaft des neuen Amerika ist, wie sehr der amerikanische Traum bereits bröckelt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.09.2021

Rezensent Claus-Jürgen Göpfert spürt die Intensität in diesem 2018 erschienenen Text von Robin Robertson, laut Göpfert eine Mischung aus Gedicht und Erzählung. Die zwischen 1948 und 1957 in Los Angeles spielende Geschichte eines von seinen Gewalterfahrungen während des D-Days gepeinigten Kriegsveteranen findet der Rezensent beeindruckend. Vor allem die Schilderungen der Stadtlandschaft und ihrer Randexistenzen, aber auch der Musik- und Film-Szene in Bunker Hill findet Göpfert überzeugend, weil sie an die bis in die Gegenwart reichenden politischen Auseinandersetzungen rühren und z. B. das Problem der Spekulation aufgreifen. Etwas weniger gelungen scheinen ihm die "Flashbacks" in die Normandie 1944 und Erinnerungen des Protagonisten an seine Jugend in Kanada.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.06.2021

Rezensent Dirk Knipphals gerät ins "Schwelgen und Schwärmen" bei diesem epischen Roman des Lyrikers und Verlegers Robin Robertson. In freien Versen, ergänzt durch eingeschobene erzählerische Passagen, erzählt er von den Reisen des Kriegsveteranen Walker zwischen Los Angeles, San Francisco und New York in der Nachkriegszeit. Wie Robertson durch seinen spannungsgeladenen "Beobachtungsstrom" einerseits die Geschichte des Umbaus von Los Angeles zur Autometropole und andererseits die des Film Noir erzähle, aus dem auch der Protagonist die Städte bereits kennt, so Knipphals, fesselt den Rezensenten. Da stört es ihn auch nicht, dass die Figur des durch die Großstadt streifenden Veteranen altbekannt ist. Nur das Ende des Romans, das Walkers Kriegserlebnisse mit dem Abriss der Innenstand von L.A. parallel führt, scheint dem Kritiker etwas konstruiert. Seinem eigenen Anspruch als Verleger, einer ganz neuen Sprache begegnen zu wollen, werde Robertson aber allemal gerecht: ein "Sprachkunstwerk aus Härte und Schönheit", wie "losgelassen", aber trotzdem wohlkontrolliert, preist der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2021

Rezensent Michael Schmitt erzählt gut gelaunt den Inhalt von Robert Robertsons "Wie man langsamer verliert" nach. Es geht um einen aus Nova Scotia stammenden ehemaligen Soldaten, lesen wir, den Reporter "Walker", der für eine lokale Zeitung über obdachlose Bekanntheiten, das Milieu und die Veränderung in Los Angeles recherchiert, informiert der Rezensent. Schmitt kann die Motive im Buch leicht identifizieren, aber der Zugang, den der Autor gewählt hat, ist ihm neu. "Wie man langsamer verliert" sei nämlich ein Prosagedicht, das "stets hoch verdichtet" bei dem Rezensenten reichlich Assoziationen, Erinnerungen und Melancholie erwecke, auch in der gelungenen deutschen Übersetzung von Anne-Kristin Mittag. Dass der Protagonist hierbei eher als Medium statt als handlungsbestimmende Figur fungiert, störe hierbei nicht, denn es ermögliche Schmitt zufolge einen sprachlich fließenden Übergang von einer Szenerie in die nächste. "Eine Zusammenschau von Ereignis, Reflexion und künstlerischer Verarbeitung" und das ganz ohne Prahlerei, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.03.2021

Rezensent Michael Watzka ist begeistert über den Mix aus Epik, Film, Lyrik, Tagebuch mit dem Robin Robterson seine Geschichte um einen D-Day-Veteranen erst im New York der 1940er Jahre, dann im Los Angeles der 1950er Jahre gestaltet. Liest sich wie Chandler, wie Fauser, meint Watzka, jedenfalls mitreißend, vor allem auch in der Übersetzung von Anne Kristin Mittag, findet er. Sozialkritik entdeckt Watzka auch im Text, am bellizistischen Amerika etwa, am autoaffinen Umbau von L.A. Gebannt folgt er dem verlorenen Helden, den außer seiner Gegenwart auch Kriegstraumata plagen.