Erwin Berner

Erinnerungen an Schulzenhof

Cover: Erinnerungen an Schulzenhof
Aufbau Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783351036157
Gebunden, 272 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Nach außen schien es eine Idylle, das Leben des Schriftstellerpaars Eva und Erwin Strittmatter in Schulzenhof. Ihrem ältesten gemeinsamen Sohn war es zeitweilig ein "Alptraum in schöner Landschaft". Er heißt Erwin wie sein Vater, seinen Familiennamen hat er längst abgelegt. Im Jahr 2001 beginnt er, in Briefen von seiner Kindheit und Jugend zu erzählen: Wie auch seine Brüder wurde er schon als Kleinkind der Großmutter in Obhut gegeben. Bei den Besuchen und als er später dort lebte, musste er sich dem strengen "System Schulzenhof" des Vaters fügen, der alles seinem Werk unterordnete. Mal hart, mal heiter schildert Berner, wie zerrissen die Mutter zwischen der Liebe zu ihren Söhnen und der Bewunderung für den Mann war. Während er sich nun erinnert, rücken ihm die alten Konflikte und Verletzungen schmerzlich nah. Er hält es aus, er verändert sich, er differenziert, streitet und findet endlich die innere Freiheit, die Eltern zu akzeptieren, wie sie waren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.08.2016

Ulrich Baronn gewinnt einen Eindruck vom Dasein in einer Literatenfamilie und von der Tragikomödie von Eltern und Kindern mit Erwin Berners Erinnerungsbuch. Das "System Schulzenhof" als um die Schriftstellerexistenz des Vaters herum gebaute Regime der Mutter vermittelt der Autor dem Rezensenten in all seiner Brutalität und Traurigkeit. Das anhand von autobiografischen Briefen verfasste Buch deckt laut Rezensent die Lebenslügen einer Familie auf, behandelt den Fluch des Schreibens und die Fluchtmöglichkeiten des Kindes aus der Diktatur des Elternhauses.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2016

Ein Blick auf den Klappentext verrät Rezensentin Sabine Brandt, dass es sich bei dem hier sich an "Schulzenhof" erinnernden Autor um niemand geringeren handelt als den Sohn von Eva und Erwin Strittmatter. Warum Berner den Namen seiner Urgroßmutter annahm, vermag die Kritikerin nicht genau zu sagen, auch weiteres bleibt ihr in diesem Erinnerungsband unklar. Das Buch ist überwiegend in Briefen gehalten, die an einen Freund namens "Herzchen" gerichtet werden, erklärt Brandt, die Berners Erinnerungen aber doch einige Intimitäten entnimmt, die sie im Hause Strittmatter nicht vermutet hätte. Dass bei acht Kindern und zwei ambitionierten Schriftsteller-Karrieren nur wenig Raum für elterliche Liebe blieb, insbesondere der Vater als Tyrann auftrat und Berners Homosexualität auf familiären Unmut stieß, erfährt die Kritikerin hier. Das Buch vermittelt ihr in jedem Fall "lehrreiche Bilder" aus dem Leben eines "Unglücksraben".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.05.2016

Christian Eger sieht eine starke Lektüre in Erwin Berners Buch über seine Kindheit als ältester Sohn Eva und Erwin Strittmatters. Die als Briefe formulierten Erinnerungen sind für Eger keine billige Abrechnung, sondern die genaue Analyse eines repressiven Familien-"Systems" durch den klarblickenden Autor. Neben dem Dank für Kunst- und Ordnungssinn, enthalten sie laut Eger freilich vor allem die Klagen des Sohnes über die Diktatur des Vaters und die repressive Gefühlspolitik der Mutter, die Schweigen und Lügen hervorbrachte.