Angelika Ebbinghaus (Hg.), Karl Heinz Roth (Hg.)

Rote Kapellen, Kreisauer Kreise, Schwarze Kapellen

Neu Sichtweisen auf den Widerstand gegen die NS-Diktatur
Cover: Rote Kapellen, Kreisauer Kreise, Schwarze Kapellen
VSA Verlag, Hamburg 2004
ISBN 9783899650877
Gebunden, 320 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Karl H. Roth und Angelika Ebbinghaus. Dieses Buch bietet neue Sichtweisen auf den Widerstand gegen die NS-Diktatur. Karl Heinz Roth und Angelika Ebbinghaus beschreiben den langen Weg zum bürgerlichen Widerstand und wie schwer sich die militärische und zivile Opposition damit tat, sich zu einer kompromisslosen Gegnerschaft zum NS-Regime durchzuringen. Wohingegen, so Ludwig Eiber, Widerstand aus den Reihen der Unterschichten, der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung von Anbeginn der NS-Diktatur existierte. Ein besonderer Spannungsbogen ergibt sich zwischen den Aussagen der Zeitzeugen wie Angehörigen und der historischen Analyse. Stefan Roloff und Hartmut Schulze-Boysen dekonstruieren den Mythos "Rote Kapelle", und Freya von Moltke beantwortet Fragen zu der von Anfang an europäisch und basisdemokratisch orientierten Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.03.2005

Erhellend scheint Rezensent Volker Ullrich dieser von Karl Heinz Roth und Angelika Ebbinghaus herausgegebene Band, der einen "neuen Blick" auf den bürgerlichen Widerstand gegen Hitler und die Opposition der Offiziere verspricht. Zunächst geht Roth der Frage nach, warum der bürgerliche Widerstand im Vergleich zu dem von Kommunisten und Sozialdemokraten so lange auf sich warten ließ. Eine Ursache sieht er laut Ullrich darin, dass das Bündnis, das die bürgerlichen Funktionseliten 1933 mit der NS-Bewegung eingingen, keineswegs eine reine Zweckallianz war, sondern auf weitreichenden mentalen und politischen Gemeinsamkeiten ruhte, etwa der Ablehnung der Weimarer Republik. Als einen Verdienst des Bandes lobt Ullrich, dass hier immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, wie "qualvoll langsam" sich der Prozess der Bildung eines bürgerlichen Widerstands vollzog. Ebbinghaus schreibe insbesondere dem Kreisauer Kreis um Helmut James von Moltke und Peter Yorck von Wartenburg eine Sonderstellung im bürgerlichen Widerstand zu, da diese "entscheidende Impulse für eine Perspektive demokratischer Erneuerung" gesetzt hätten. Dabei verschweige die Autorin nicht, dass auch von Wartenburg in "kriegsrechtswidrige Handlungen verstrickt" war. Überhaupt sieht der Rezensent hier einen "neuralgischen Punkt", auf den wiederum Roth eingeht: die Beteiligung von Männern des bürgerlichen Widerstands, oppositionellen Offizieren, an Kriegsverbrechen. "Trotz mancher Überpointierung", resümiert der Rezensent, "dieser Band löst den eigenen Anspruch, neu an das Thema heranzugehen, (...) durchaus ein."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.01.2005

Ein "facettenreiches Bild" des deutschen Widerstands gegen Hitler, das über die Bewegung des 20. Juli hinausweist, findet Hans Mommsen in Heinz Roths und Angelika Ebbinghaus' Band "Rote Kapellen, Kreisauer Kreise, Schwarze Kapellen". Neben Beiträgen zur Vorgeschichte des 20. Juli, zur "Offiziersopposition" und zum "Kreisauer Kreis", hebt der Rezensent Stefan Roloffs Abhandlung zur "Roten Kapelle" sowie Angelika Ebbinghaus' Briefwechsel mit Freya von Moltke hervor. Ein "verdienstvoller Überblick" am Ende des Bands erinnere an den Widerstand der "kleinen Leute", einschließlich des jüdischen Widerstands. Er betont, dass sich auch dieser Beitrag gegen die Tendenz richtet, "bei diesem Thema nur das Agieren von Angehörigen der Eliten und der Oberschicht zu beachten und damit die Breite des oppositionellen Spektrums aus den Augen zu verlieren". Der Band befindet sich nach Einschätzung Mommsens auf dem Niveau der jüngsten Forschung und bringt "scharfsinnige, aber überwiegend kritische Kommentare zu dem bisher vorliegenden Bild des Widerstandes, ohne den Gegenstand zu destruieren".