Joseph Roth

Heimweh nach Prag

Feuilletons - Glossen - Reportagen für das Prager Tagblatt
Cover: Heimweh nach Prag
Wallstein Verlag, Göttingen 2012
ISBN 9783835311688
Gebunden, 640 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und kommentiert von Helmuth Nürnberger. Für keine andere Zeitung hat Joseph Roth so lange geschrieben wie für das seinerzeit weit über die Grenzen der Tschechoslowakei hinaus gelesene Prager Tagblatt: Der erste Beitrag des damals noch ganz unbekannten Germanistikstudenten, ein Gedicht, erschien 1917, der letzte 1937, als der mittlerweile berühmte Journalist und Romancier schon seit Jahren im Exil lebte. Das Prager Tagblatt war für seine liberale und demokratische Gesinnung ebenso bekannt wie für sein vorzügliches Feuilleton - hier schrieb in den zwanziger Jahren, was in der deutschen Literatur Rang und Namen hatte. Die Edition, die mit über 150 Beiträgen eine weit umfangreichere Mitarbeit Roths beim Prager Tagblatt erkennen lässt, als bisher erschlossen wurde - auch mit noch unbekannten Texten -, folgt den Drucken im Prager Tagblatt in unveränderter Textgestalt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2013

Von 1917 bis 1937, also während seiner ganzen literarischen Betätigungszeit, reichen Joseph Roths hier gesammelten Feuilletonarbeiten für das "Prager Tagblatt", informiert Hans-Albrecht Koch, der sich beim Durchlesen der - zum beträchtlichen Teil seit ihrer Erstveröffentlichung erst hier wieder aufgelegten - Artikel darüber wundert, wie wenig die Stadt an der Moldau selbst darin eine Rolle spielt. Stattdessen öffnen sich "dem Leser die Augen für eine ganze Welt", befasst sich Roth doch mit einer enormen Bandbreite ganz unterschiedlicher Themen, denen er genau auf den Grund geht. Neben der wiederholten Lektüre anerkannter journalistischer Filetstücke des wegen Geldmangels notorisch dauerschreibenden Joseph Roth freut sich Koch vor allem auch darüber, dass es diese Sammlung auch wegen ihres zeitlich großen Rahmens gestattet, Roths schriftstellerischen Werdegang nachzuvollziehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.03.2013

Mark Siemons zweifelt an der "Journalistenpreistauglichkeit" eines Joseph Roth, schriebe er heute noch. Selten findet man in seinen Reportagen einen ordentlichen, szenischen Einstieg, aktuelle Themen bleiben außen vor oder verstecken sich im letzten Drittel, und auch zugespitzte Thesen sucht man vergeblich, berichtet der Rezensent. In "Heimweh nach Prag", einer Anthologie aller Arbeiten, die Roth für das "Prager Tagblatt" schrieb - oder wenigstens dorthin verkaufte - gemahnt Siemons an die Geschäftstüchtigkeit des Autors - in dieser Anthologie lasse sich wunderbar nachvollziehen, "was am Journalisten Joseph Roth so großartig ist", erklärt der Rezensent. Roth hat einmal geschrieben, er könne nicht beschreiben, er könne nur erzählen, was in ihm vorging, weiß Siemons, der genau darin seine Stärke erkennt. Roth versetzt sich in einen Millionär, indem er sich in ein Luxushotel setzt, Eindrücke sammelt und sie erzählt, er stellt sich ganze Lebenswege vor, während er auf dem Polizeipräsidium Fotoreihen durchblättert, er findet Bilder, die Begrifflichkeiten ersetzen. Der eine oder andere Preisträger könnte sicher noch etwas von Joseph Roth lernen, meint der Rezensent.
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