Klaus Roth

Genealogie des Staates

Prämissen des neuzeitlichen Politikdenkens. Habil.
Cover: Genealogie des Staates
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783428111176
Gebunden, 940 Seiten, 126,00 EUR

Klappentext

Das europäische Politikdenken der Neuzeit kreiste um den Begriff des Staates. Dieses Denken scheint heute an sein Ende zu gelangen. Klaus Roth erforscht die Grundlagen und Gründe für den Aufstieg und die steile Karriere der auf den Staat fixierten Ideenwelt - um dadurch zugleich mögliche Ursachen für ihr Verblassen und ihren Niedergang zu beleuchten. Der Autor analysiert die Vorläufer des Staates (Polis, Reich, Ekklesia) und die in ihrem Rahmen entwickelten Politikvorstellungen, die durch Vermittlung der Politischen Philosophie in modifizierter Gestalt in die neuzeitliche Staatsidee eingeflossen sind. Er arbeitet die Prämissen des neuzeitlichen Politikdenkens und ihren geschichtlichen Wandel heraus, untersucht die Genese und die Metamorphose des abendländischen Ordnungsdenkens und rekonstruiert die Erfahrungen und Erwartungen, die sich im Gang der europäischen Geschichte im Staatsbegriff verdichtet haben. Gegenstand ist nicht die realgeschichtliche Entwicklung des europäischen Staatensystems, sondern die konzeptionelle Vorbereitung in der Politischen Theorie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.08.2004

Das Urteil von Rezensent Bernd Ladwig über diese Studie von Klaus Roth fällt zunächst recht gemischt, am Ende dann aber sehr positiv aus: Wer sich von den zuvor aufgezählten Problemen nicht beirren lasse, werde "mit einer ungemein materialreichen theoriegeschichtlichen Verfremdung reich entschädigt". Gestört hat der Rezensent sich vor allem daran, dass Roth seine Geschichte "im Hegelschen Geist" erzähle - was so gar nicht zu dem im Titel ausgewiesenen Programm einer "Genealogie" passen wolle. Und hegelianisch sei an der Studie zudem ihr Hang zur Überschätzung von Begriffen in der Geschichte sowie, damit zusammenhängend, das fast völlige Fehlen von "Realgeschichte". Im Hinblick auf die erhebliche Spannweite und enzyklopädische Fülle des Buches dagegen verweist der Rezensent erklärend auf seine "doppelte Zielsetzung": Roth zeichne nicht nur nach, was begründend zum neuzeitlichen Staat hinführte, sondern würdige auch Vorläufer und Gegenmodelle, das "ganz Andere" also, das "nicht in zweckhafter Hinordnung zum Staat begreiflich wird". Auf diese Weise werde das Buch, lobt Ladwig, zu einer Fundgrube für alle, die in der Geschichte des politischen Denkens Anregung suchten, um vom "methodologischen Nationalismus" der deutschen Politikwissenschaft wegzukommen. Vor allem in der Einleitung allerdings, findet Ladwig, drohen allen Vorzüge des Buches in einer Überfülle von theoretischen Verweisungen unterzugehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2004

Herfried Münkler lobt zwar unter anderem, dass diese außergewöhnlich umfangreiche Habilitationsschrift von Klaus Roth "ein Werk von großer Bildung und stupender Belesenheit" darstelle, das "so ganz und gar nicht" in die "vorherrschende Tendenz der Segmentierung und Spezialisierung von Wissenschaft passen will", und auch dass "dabei kluge Beobachtungen" und "überraschende Zusammenhänge" hergestellt würden. Dies alles aber kann die zahlreichen Kritikpunkte nicht wettmachen, die der Rezensent anführt. So nennt Münkler etwa die ideengeschichtliche Methode Roths, die alle anderen Faktoren bei der Herausbildung des "institutionellen Flächenstaates", um die es dem Autor eigentlich geht, wie man erfährt, ausblende - weshalb er, anstatt sein Problem zu bearbeiten, dann auch vor allem "die Weiten der politischen Ideengeschichte durchmessen" habe. Außerdem hat den Rezensenten gestört, dass "immer wieder die hegelsche Annahme" durchscheine, dass sich alles Beschriebene "vernünftig entwickelt habe", und es zudem bei Roth dann auch noch "einen sich untergründig vollziehenden Fortschritt" gebe.
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