Kevin Phillips

Die amerikanische Geldaristokratie

Eine politische Geschichte des Reichtums in den USA
Cover: Die amerikanische Geldaristokratie
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783593373126
Gebunden, 476 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn. Der amerikanische Ölmagnat Rockefeller war um 1900 der reichste Mann der Erde. Sein Sohn schenkte 1947 der UNO das Gelände für ihren heutigen Sitz in New York. Die Verknüpfungen zwischen den Inhabern der großen Vermögen und den Schaltstellen der Macht sind in den USA bis heute offensichtlich - auch die Familie des jetzigen Präsidenten George W. Bush hat zahlreiche Verbindungen zu den reichsten Familien der USA. Kevin Phillips schildert, wie die großen Vermögen entstanden sind. Er deckt dabei eine subtile Form der Korruption auf, die nicht auf Bestechungen beruht, sondern auf der kulturellen Wertschätzung von Reichtum und finanzieller Macht und einem daraus abgeleiteten politisch-ökonomischen System im Namen von freiem Unternehmertum und nationaler Sicherheit. Phillips bezeichnet die USA provozierend als Plutokratie, in der die Regierung die Interessen der Reichen schützt, und hat damit in den USA eine heftige Kontroverse ausgelöst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.02.2004

Kevin Philipps' "wütendes" Buch über die amerikanische Plutokratie hat die Rezensentin Julia Hanich mit gemischten Gefühlen gelesen. Denn einerseits sieht sie hier eine "schweißtreibende Faktenarbeit", die den Leser mit einer Menge "erschütternder" Zahlen (etwa was die Einkommensentwicklung der Armen und Reichen angeht) versorgt, doch andererseits lässt Philipps, wie die Rezensentin findet, die Zahlen nicht genug für sich sprechen und ergeht sich in teilweise "nervenaufreibenden Wiederholungen", die das Buch insgesamt "schwer verdaulich" machen. Oft scheinen ihr allerdings Philipps' Diagnosen zu kurz gegriffen, etwa wenn er in seinen Attacken gegen die Wall Street, die "Megaunternehmen" und die "Erbaristokratie" unterschlägt, dass sich gerade die Steinreichen - und dies oft durch Millionenspenden - "philanthropisch" betätigen. Neben der "Upper Class" nehme sich Philipps auch die "Politiker-Kaste" zur Zielscheibe und werfe ihr eine "inzestuöse Nähe" zum Big Business vor. Besonders seltsam allerdings findet die Rezensentin Philipps' Neigung zur Geschichtsphilosophie des Spenglerismus, die ihn dazu verleitet, aus Parallelen mit vergangenen Epochen zu schließen, dass Amerika "kurz vor dem Untergang" steht. Schlicht unsäglich sei aber die Schlampigkeit der deutschen Ausgabe, die es sogar fertig bringe, den Erfinder Thomas Alva Edison als "Thomas Anderson" zu schreiben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.01.2004

Kevin Phillips Darstellung der permanenten Wechselwirkung von Kapitalismus und sozialer Gerechtigkeit in den USA muss endlich auch in Europa Gehör finden, meint Reinhard Blomert. Er glaubt, dass dies dank der Übersetzung von Andreas Wirthensohn nun leichter der Fall sein wird. Bekannt als Verfasser von politischen Büchern und Kommentaren unter anderem im "Wall Street Journal" und der "New York Times" stelle der von Arthur Schlesinger jr. und Fernand Braudel beeinflusste Analyst das sich ständig wiederholende Muster von "Aufstieg, Gipfelpunkt und Abstieg der bisherigen Weltmächte im Vergleich mit den Vereinigten Staaten" heraus. Von Theodore Roosevelt über den Wirtschaftsboom und die Wirtschaftskrise der zwanziger Jahre hin zu einem ungekannten Maß an demokratischer Gleichheit unter Franklin D. Roosevelt konzentriere sich Phillips historisch fundierte Darstellung auf eben diese "Pendelbewegungen". Wer seinem "ungewohnten Blick" nachgehen möchte, muss allerdings den Unterschied "zwischen Kapitalismus und Demokratie" schon kennen, schreibt Blomert. Die Chancen, die Phillips in einem amerikanischen Regimewechsel sieht, dürften auch für Europa eine überraschende Neuorientierung bedeuten, hofft unser Rezensent.
Stichwörter