Joshua Ferris

Männer, die sich schlecht benehmen

Erzählungen
Cover: Männer, die sich schlecht benehmen
Luchterhand Literaturverlag, München 2018
ISBN 9783630875606
Gebunden, 288 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay. Ein Pärchen bereitet sich auf die Dinnerparty mit einem anderen Pärchen vor, indem es über den zu erwartenden langweiligen Abend lästert - und wird unangenehm auf sich selbst zurückgeworfen, als die Gäste einfach ausbleiben. Ein Mann heuert einen Arbeiter für die Räumung seines Lagers an und lässt sich durch dessen Wortkargheit derart in Rage bringen, dass er ihn am liebsten tot sähe. Ein pensionierter Witwer in Florida erhält zum Geburtstag den Besuch einer Prostuituierten, den er schlecht verkraftet, ein hoffnungsvoller Fernsehautor verdirbt sich auf einer angesagten Hollywoodparty noch die letzten Chancen …

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2019

Tilman Urbach liest in Joshua Ferris Erzählungen von einer hippen Großstadt-Elite mit "fragilem Gefühlshaushalt": Ein Paar vermurkst sein Picknick im Central Park, ein anderes wartet sehr vergeblich auf die zum Essen geladenen Freunde, einem Mann kommt auf dem Weg zu seinen Schwiegereltern die Frau abhanden. Und mit einer geringfügigen Abweichung im Tagesplan gerät das ganze Gefüge aus dem Lot. Soll Ferris ruhig behaupten, er schreibe intuitiv, der Rezensent erkennt in den Geschichte sehr wohl das ästhetische Kalkül. Ihm gefällt's umso mehr. "Lebensentwürfe auf Abruf" sieht der Urbach von Ferris in Szene gesetzt, gewitzt und "beklemmend tiefschürfend".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.01.2019

Dass es sich bei Joshua Ferris Buch mit dem wunderbaren Titel "Männer die sich schlecht benehmen", um derart erquickliche, kluge und kritische Erzählungen über Männer und Männlichkeit handelt, hätte Rezensent Knut Cordsen nicht erwartet. Noch überraschender ist für ihn allerdings der genau beobachtende, selbstironische Blick, den Ferris auf die Protagonisten in diesem Buch und deren Beziehungen wirft, sowie auch auf den Gegenpart: die Frauen. Dass diese trotz aller männlichen Selbstgefällig- und -gerechtigkeit, aller Beschränkung und aller Egoismen ihrer Partner doch nicht völlig unbeteiligt am Beziehungszerfall sind, ist sowohl den weiblichen Figuren als auch dem Autor bewusst, erklärt der Rezensent. So sind Ferris Erzählungen laut Cordsen nicht nur unterhaltsam und witzig, sondern auch erhellend.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.01.2019

"Ferris kann Kurzgeschichte", stellt Rezensent Paul Stoop fest. Und er hat den kritischen Blick auf jene lächerliche Figur, die heutzutage ganz allgemein für Gespött sorgt, den mitteljungen oder -alten weißen Mann und seine emotionalen Nöte. Die Sammlung der Kurzgeschichten hat für Stoop geradezu programmatischen Charakter, denn Ferris scheint an einigen Standardsituationen - Ausrasten oder Kommunikationshemmung bei Partys, schief geratene Liebesgeständnisse - sein Thema gewissermaßen durchzudeklinieren. Nicht alle Kurzgeschichten sind gelungen, so Stoop, manche bleiben beliebig, dennoch hat er den Band mit Vergnügen gelesen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.10.2018

Einfach grandios findet Rezensentin Meike Fessmann diesen Erzählband des amerikanischen Schriftstellers Joshua Ferris. Wenn ihr der Autor hier von neurotischen New Yorkern erzählt, die meist um sich, ihre Ansprüche, Ängste und Beziehungen kreisen, amüsiert sich die Kritikerin nicht nur über Dialogwitz, Drive und Schlagkraft der einzelnen Szenen, sondern sie erkennt durchaus auch den melancholischen Grundton, mit dem Ferris die Verzweiflung seiner Helden am Selbstoptimierungswahn schildert. Wie Marcus Ingendaay Ferris' Erzählton, den Fessmann als "Abfolge von Variationen mit unklarem Wirklichkeitsstatus" beschreibt, ins Deutsche übertragen hat, ringt der Rezensentin ebenfalls größte Anerkennung ab.
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