Edward W. Said

Das Ende des Friedensprozesses

Oslo und danach
Cover: Das Ende des Friedensprozesses
Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783827004192
Gebunden, 304 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Meinhard Büning. Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern zählt nun schon seit Jahrzehnten zu den brisantesten Krisenherden der Weltpolitik und scheint heute angesichts der nicht abreißenden Gewalt auf beiden Seiten unlösbarer denn je. Edward W. Said,einer der einflussreichsten Intellektuellen unserer Zeit, der zuletzt mit seiner Autobiografie für Furore sorgte, hat diesen Konflikt auch auf Grund seiner eigenen Herkunft und Geschichte immer wieder kommentiert. Sein neues Buch versammelt etliche journalistische Texte, mit denen er den so genannten "Friedensprozess" seit dem Abkommen von Oslo bis heute gewohnt kritisch und engagiert begleitet hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.05.2002

"Der Osloer Friedensprozess ist gescheitert." Diese Grundthese vertritt der amerikanisch-palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said in seinem Essay-Band. Ein "gut lesbares" Gesamtbild des zwangsläufigen Scheiterns, meint die Rezensentin Beate Seel. Saids Meinung nach enthält das Osloer Abkommen den schweren Fehler, dass alle für die Palästinenser zentralen Fragen auf später verschieben werden, so Seel. Entsprechend radikal sei Saids Schluss: "So haben wir dank palästinensischem Verhandlungsgeschick ironischerweise den zionistischen Traum erfüllt, den Palästinensern die Herrschaft und die lokale Verwaltung über ihr eigenes Volk zu überlassen, ohne ihnen dafür Land zu geben." Bei aller Schonungslosigkeit bleibt Saids Kritik jedoch nicht einseitig, meint Seel: Auch Arafat und dessen Autonomiebehörde werden angegriffen und der Inkompetenz und der Korruption bezichtigt. Dass Said aus dieser "vernichtenden Bilanz" heraus die Frage stellt, ob es nicht besser wäre, es hätte die Oslo-Vereinbarung nie gegeben, erscheint der Rezensentin nur schlüssig, und sie warnt vor dem falschen Rückschluss, dass Said ein "Friedensfeind" sei. "Ist es also richtig, Oslo derartig scharf abzulehnen?", fragt sie dennoch und unterstreicht die historische Bedeutung der Osloer Verhandlungen als Zeichen des Friedenswillen. Aus palästinensischer Sicht könne man dem Autor in vielen Punkten folgen, doch lasse er die Auswirkungen des Osloer Abkommens auf israelischer Seite außer Acht, so dass kein Gesamtbild der beidseitigen Enttäuschung entstehen könne, bemerkt die Rezensentin und schreibt: "Die politische Lösung muss am Anfang, nicht am Ende stehen". Dem würde auch Said nicht widersprechen, glaubt sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.03.2002

Edward Said war, von Anfang an, einer der schärfsten Kritiker des "Osloer Friedensprozesses" und hat in immer neuen Aufsätzen auf die ihm zugrunde liegenden "Illusionen und Defizite" aufmerksam gemacht. Diese Artikel und Aufsätze sind nun in diesem Band versammelt und erweisen sich, wie Rezensent Rudolf Walther feststellt, als unverändert aktuell und, trotz unvermeidlicher Wiederholungen, von hoher "analytischer Qualität". Die Ausklammerung entscheidender Fragen konnte, so Said, zu nichts anderem als einem "Scheinfrieden" zwischen Israelis und Palästinensern führen, der in Wahrheit nichts anderes als die "Kapitulation" Arafats vor dem Diktat Israels gewesen sei. Heftig kritisiert wird der Nationalismus auf beiden Seiten. Die Autonomiebehörde unter Arafat ist für Said ein "scheußliches Regime", ein undemokratischer Spitzelstaat. Die einzige Lösung des Problems sieht Said im gleichberechtigten Miteinander von "Juden, Moslems und Christen" in einem demokratischen Staat.