Rachel Cusk

Lebenswerk

Über das Mutterwerden
Cover: Lebenswerk
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518428894
Gebunden, 220 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eva Bonné. Mutterschaft ist eine paradoxe Erfahrung, zugleich prosaisch und rätselhaft, monoton und bizarr, komisch und katastrophisch. Mutterschaft bedeutet, die Hauptrolle in einem dramatischen Schauspiel menschlicher Existenz zu spielen, zu dem allerdings kaum Zuschauer erscheinen. Es ist ein Prozess, in dem sich ein gewöhnliches Leben in ein Chaos aus mächtigen Leidenschaften verwandelt.  Rachel Cusk erzählt ein Jahr aus ihrem Leben als Mutter, und ihr Bericht wird zu vielen Geschichten - zu einem Abgesang auf Freiheit, Schlaf und Zeit, zu einer Lektion in Demut und harter Arbeit, zu einer Reise zu den Urgründen der Liebe, zu einer Mediation über Wahnsinn und Sterblichkeit und zu einer éducation sentimentale über Babys, Stillen, schlechte Ratgeberbücher, Krabbelgruppen und Schreiheulen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.11.2019

Anders als die Rezensentinnen vor ihr hebt Miryam Schellbach nicht auf die literarischen Qualitäten von Rachel Cusks "Lebenswerk" ab. Den 2001 in Großbritannien veröffentlichten Text, der in der deutschen Übersetzung als Roman geführt wird, liest die Kritikerin denn auch eher als Essay mit autobiografischen Bezügen. Ein wichtiges Buch erkennt aber auch Schellbach in Cusks Text, zeigt er ihr doch in radikaler "Selbstentblößung" auf, wie die Autorin mit Beginn ihrer Mutterschaft soziale Kontakte, Selbstfürsorge und Intellektualität gegen Isolation und Resignation eintauscht. Wie Cusk Körper und Geschlechtsidentität zunehmend fremder erscheinen, sie die Trennung von Leib und Seele schließlich aber im Schreibprozess überwindet, liest Schellbach hier ebenfalls.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2019

Andrea Köhler schätzt die zarte Sprache, die funkelnde, luzide Prosa, den Witz und die Tiefe von Rachel Cusks Bericht von ihrer Mutterschaft. Seltene Einsichten zum Thema Mutter und Kind, eine Liebesgeschichte und der Umstand, dass die Autorin mit Schrecken nicht spart, um die Ambivalenz des Mutterseins zu beschreiben, heben den Essay von 2001 für Köhler noch immer aus der Menge der Mütter-Ratgeber heraus.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.11.2019

Julia Friese empfiehlt die Lektüre von Rachel Cusks Buch über ihre Mutterschaft 18 Jahre nach seinem Erscheinen im englischen Original vor allem wegen seiner sprachlichen Schönheit. Radikal und schockierend im Hinblick auf die Gefühle und Bedürfnisse einer (selbst-)kritischen Mutter erscheint ihr das Buch heute nicht mehr, auch wenn Cusks Beschreibungen von Babygeschrei, Schlafentzug, Selbstauflösung und Missverstandensein, von Entfremdung und ihrem Hadern mit der zugeschriebenen Rolle sich für Friese weiterhin richtig anhören. Dass der Band ohne das aktualisiertes Vorwort der Autorin von 2007 erscheint, findet Friese ärgerlich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.11.2019

Rezensentin Meike Fessmann findet Rachel Cusks 2001 im Original erschienenes Buch über das Mutterwerden so besonders wie interessant. Mit der Radikalität und Deutlichkeit eines Kriegsberichts, so Fessmann, erzählt der Roman von den teils auch verstörenden Erfahrungen des Mutterwerdens, etwa der Selbstentfremdung. Die Rezensentin lobt zudem, dass Cusk mit ihrem essayistisch-biografischen Stil und einer nicht linear, sondern thematisch angelegten Struktur eine ganz eigene Form gefunden habe, die zur "Kartografie der widersprüchlichen Emotionen" des Mutterwerdens passe. Auch wenn die 1967 geborene Autorin den zeitgeschichtlichen Kontext in ihrem Buch weitgehend ausklammert, wie Fessmann anmerkt, erfreut sich die Rezensentin daran, wie "apart" einzelne historische Merkmale wie Telefonzellen aus heutiger Sicht erscheinen. Die deutsche Übersetzung von Eva Bonné hält die Kritikerin ebenfalls für gelungen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 26.10.2019

Auf Anne Waak wirkt das im Original bereits 2001 erschienene Buch von Rachel Cusk wie ein Verhütungsmittel. Die Qualen der Mutterschaft hat sie selten so plastisch und plausibel beschrieben bekommen wie hier. Dass die Autorin nach der Veröffentlichung Anfeindungen ausgesetzt war, wundert sie nicht. Das Thema liegt für Waak auf der Hand: Biopolitik und eine Ideologie, die es Müttern schwer macht, die Mutterschaft nicht als pures Glück empfinden. Dass die Autorin ihr Kind liebt, ist für Waak übrigens völlig unzweifelhaft, nur schreibt sie darüber ohne jede "Gefühlsduselei", meint sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

Endlich erscheint der Urtext der hohen Mutterliteratur auf Deutsch, jubelt Rezensentin Meredith Haaf. Weit entfernt von rührseligem Kitsch oder zynischer Verunglimpfung der Mutterschaft hat Rachel Cusk ein herrliches Buch über ihre langsame Identifizierung mit ihrer Mutterrolle, die wachsende Beziehung zu ihrem Kind und ihre Rolle als Schriftstellerin geschrieben, lobt die Kritikerin. Von Eva Bonné hervorragend übersetzt, sei der Text eine dramaturgisch perfekt zwischen anrührenden Beschreibungen des Alltags mit dem Kind und scharfsinnigen philosophischen Gedanken abwechselndes Dokument von den Wandlungsprozessen, die eine Frau nach der Geburt ihres Kindes durchmacht. Und dabei auch noch voller Humor. Unbedingt lesen, empfiehlt Haaf.
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