Günther Anders

Musikphilosophische Schriften

Texte und Dokumente
Cover: Musikphilosophische Schriften
C.H. Beck Verlag, München 2017
ISBN 9783406706615
Gebunden, 417 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Reinhard Ellensohn. Dieser Band versammelt sämtliche Schriften zur Musik von Günther Anders aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren. Biografie und Werk des Philosophen erscheinen durch diese Texte in einem neuen Licht. Darüber hinaus liefert der Band einen wichtigen Beitrag zur musikphilosophischen Ideengeschichte. Der umfangreichste und wichtigste Text ist die 1930/31 im Umfeld der Frankfurter Schule fertiggestellte Studie "Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen", die als Habilitationsschrift geplant war, von Anders aber nicht eingereicht wurde und unveröffentlicht blieb - nicht zuletzt, weil sie noch stark vom Einfluss seines ehemaligen Lehrers Martin Heidegger geprägt war. Ergänzt wird sie durch einige Aufsätze zur Musiksoziologie vom Anfang der Dreißigerjahre, als Anders mit Hanns Eisler in Kontakt stand, sowie einige bereits von ihm publizierte Beiträge - darunter eine Studie zum Hören impressionistischer Musik, ein Artikel über Musik und Radio, dem etwa Theodor W. Adorno einige Aufmerksamkeit gewidmet hat, sowie die "Pariser Musikbriefe" aus der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.11.2017

Ludger Lütkehaus verfolgt in der von Reinhard Ellensohn "vorzüglich" edierten Gesamtausgabe der musikphilosophischen Schriften von Günther Anders, wie der Philosoph eine Theorie der Musik entwirft, dabei aber an Dissonanzen mit Adorno scheitert. Das schwierige Thema, so der Rezensent, versucht der Autor mit Rückgriff auf seine Dissertation zu meistern, indem er der Musikphilosophie eine "co-existentielle", weltzugewandte Volte zu geben versucht: Dasein wäre ein "In-der-Musik-Sein".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.09.2017

Rezensent Laurenz Lütteken stellt sich ein Leben ohne Adorno, dafür mit Günther Anders vor. Dass Anders möglicherweise auch durch die Intrigen Adornos um seine Frankfurter Habilitation gebracht wurde, bringt ihn auf. Schließlich entdeckt er in den vorliegenden Schriften eine andere Musikästhetik, die auf das Unscharfe und Widersprüchliche des Musikalischen abhebt anstatt auf die Autonomie und Logik des Materials. Die Genauigkeit und der Kenntnisreichtum des Autors verblüffen Lütteken, auch wenn er mit dem akademischen Stil etwas hadert. Lohnend scheint ihm die Lektüre allemal. Der Apparat des Bandes scheint ihm in Teilen ergänzungs- und korrekturwürdig.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.03.2017

Rezensent Helmut Mauro ist glücklich, dass Günther Anders' viel zu wenig bekannte "Musikphilosophische Schriften" nun dank des Herausgebers Reinhard Ellensohn, aber auch dank staatlicher Unterstützung Österreichs in einer exzellenten Edition vorlegen. Diese Schriften offenbaren eine ganz neue, ebenso "schillernde" und innovative Seite des querdenkenden Philosophen, meint der Kritiker. Angeregt liest er in dieser einst abgelehnten Habilitation und in den weiteren, wunderbar unverkrampften Aufsätzen der zwanziger und dreißiger Jahre Anders' Gedanken zu einem musikalischen Zeitbegriff, Hegels Zuordnung von Bild und Klang, Grenzüberschreitungen bei Johann Sebastian Bach oder zu "Unserer Musik - wie ein Inder sie hört". Zeitlos erscheint dem Rezensenten vor allem der Aufsatz Phänomenologie des Zuhörens" von 1927, den er als Abhandlung zur Kultur der Aufmerksamkeit liest.
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