Celeste Ng

Kleine Feuer überall

Roman
Cover: Kleine Feuer überall
dtv, München 2018
ISBN 9783423281560
Gebunden, 384 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit. Es brennt! In jedem der Schlafzimmer hat jemand Feuer gelegt. Fassungslos steht Elena Richardson im Bademantel und den Tennisschuhen ihres Sohnes draußen auf dem Rasen und starrt in die Flammen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Erfahrung gemacht, "dass Leidenschaft so gefährlich ist wie Feuer". Deshalb passte sie so gut nach Shaker Heights, den wohlhabenden Vorort von Cleveland, Ohio, in dem der Außenanstrich der Häuser ebenso geregelt ist wie das Alltagsleben seiner Bewohner. Ihr Mann ist Partner einer Anwaltskanzlei, sie selbst schreibt Kolumnen für die Lokalzeitung, die vier halbwüchsigen Kinder sind bis auf das jüngste, Isabel, wohlgeraten. Doch es brennt. Elenas scheinbar unanfechtbares Idyll - alles Asche und Rauch?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.04.2018

In Shaker Heights verläuft alles nach Plan und das schon seit Jahren und Jahrzehnten, erklärt Rezensentin Sofia Glasl. Alles hat hier seine Ordnung: Die Häuser mit ihren Vorgärten ebenso wie die Verbrechen. Dieser Ordnungsfanatismus spiegelt sich in der Anlage des Romans wieder, doch schafft es die Autorin, versichert Glasl,  mit ihrem Feingefühl für das Seelenleben der Figuren die Spannung zu halten. Schon zu Beginn der Erzählung wird die Scheinidylle in dem amerikanischen Vorort gestört durch einen Hausbrand. Die einzige Verdächtige - Tochter der Hausbewohner - ist verschwunden. Skandal! Dass Celeste Ngs Geschichte in den Neunzigern spielt, erfährt der Leser nur durch wie zufällig eingestreute Schnipsel von Radio- oder TV-Berichten, die dem Roman laut Glasl eine zusätzlich würzende "dramatische Ironie" beigeben. Ng bietet diese Welt dem Leser als "düstere Vorbotin" der aktuellen Verhältnisse dar, so die Rezensentin, die das genossen hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.04.2018

Hätte sie ihr beim Schreiben ihres neuen Romans "Kleine Feuer überall" über die Schulter geschaut, hätte Rezensentin Katharina Borchardt Celeste Ng vermutlich angefeuert. Denn grundsätzlich hätte die Geschichte darüber, wie ein unkonventionelles Mutter-Tochter-Paar die wohlhabende Kleinstadt Shaker Heights aufstört, in ihren Augen sehr lesenswert werden können. Die beiden Paradiesvögel landen durch den wohl nicht vollkommen durchdachten Akt der Nächstenliebe einer aufgeräumten Bürgerin in dem "aufgeräumten Städtchen", berichtet Borchardt. Dass die auktoriale Erzählerin jegliche Verstörung totanalysiert, findet die Rezensentin ebenso schade wie die Tatsache, dass Ng einen konstruiert wirkenden Adoptionsstreit braucht, um die Mentalitäten aufeinanderprallen zu lassen. Vorher plätschere die Geschichte trotz des hohen Konfliktpotenzials und des Witzes der Autorin leider nur so dahin. Insgesamt hätte sich die Rezensentin von der Autorin mehr Mut und weniger sauberes Handwerk gewünscht.