Johannes Willms

Talleyrand

Virtuose der Macht 1754 - 1838
Cover: Talleyrand
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406621451
Gebunden, 384 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

"Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen" - so ließ der wohl berühmteste Diplomat der Weltgeschichte einmal den spanischen Gesandten wissen, als dieser ihn an ein nicht eingehaltenes Versprechen erinnerte. Johannes Willms geht in seinem neuen Buch dem rätselhaften Genie jenes Mannes nach, der es mit unnachahmlicher Geschmeidigkeit verstand, in sechs verschiedenen Regimen sechsmal eine führende Rolle einzunehmen und das vollständig besiegte Frankreich ohne die geringste Gebietsabtretung durch den Wiener Kongreß zu lotsen. Talleyrands Opportunismus mit seinen geradezu mythischen Dimensionen hat ihm bis heute bei den Historikern eine schlechte Presse und heftige moralische Verurteilungen eingetragen. Anders als das gängige Bild vom skrupellosen Verräter porträtiert Johannes Willms Talleyrand erstmals jenseits aller Klischees als Phänotyp seiner Zeit - einer Epoche gewaltiger sozialer und politischer Umbrüche, von der seine hochadlige Gesellschaftsschicht besonders stark betroffen war.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.05.2012

Mit Lob bedenkt Rezensent Matthias Weichelt diese Biografie über den französischen Diplomaten Talleyrand (1754-1838) von Johannes Willms. Den Fehler früherer Biografen, den Mythos Talleyrand durch weitere Mythen und Anekdoten weiter zu festigen, begeht der Autor seines Erachtens nicht. Er attestiert Willms stattdessen, einen Blick hinter die Maske des einflussreichen Politikers zu werfen. Die Schilderung des Verhältnisses Talleyrands zu Napoleon - von der anfänglichen Vertrautheit über die zunehmende Entfremdung bis zum Bruch - ist für Weichelt ein beeindruckendes Glanzstück des Buchs. Angetan hat es ihm zudem die jargonfreie, klare Sprache des Autors.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Charles Maurice de Talleyrand diente als Außenminister dem Ancien Regime, der Revolution, Napoleon und schließlich der Restauration. Rezensent Clemens Klünemanns kann darin weniger die Umsicht und Klugheit eines Staatsmannes erkennen als blanken Opportunismus, und deshalb folgt er Johannes Willms nur mit gebremster Begeisterung, wenn dieser seiner Bewunderung für die "Winkelzüge" des undurchsichtigen Strippenziehers freien Lauf lässt. Auch die Galanterie des Aristokraten will Klünemann Talleyrand nicht unbedingt zugestehen, dem Autor billigt er aber trotz dieser Vorbehalte zu, dank souveräner Erzählung für großes Lesevergnügen zu sorgen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2011

Äußerst "lesenswert" findet Rezensent Jochen Schimmang diese Biografie, in der sich Johannes Willms daran macht, den Mythos um den Meisterdiplomaten Charles-Maurice Talleyrand zu erhellen. Neben zahlreichen Bonmots - etwa, dass die Sprache dem Menschen gegeben sei, um seine Gedanken zu verbergen - sei von Talleyrand vor allem das Bild eines verschlagenen Opportunisten im Schatten Napoleons überliefert. Willms hingegen, so der Kritiker, zeichne das Porträt eines Mannes, der durchaus seine Prinzipien gehabt habe. So habe dieser Napoleon nicht, wie angenommen, verraten, sondern sich nach anfänglicher Bewunderung erst abgewandt, als jener aus Machtkalkül ganz Europa mit Krieg überzog. Amüsiert hat der Rezensent nebenbei erfahren, dass auch Talleyrands Ruf als Frauenheld nicht ganz der Wahrheit entspreche: mit seinen Liebhaberqualitäten sei es nicht weit hergewesen, berichtet er. Darüber hinaus lobt Schimmang, dass der Autor dieser "elegant" geschriebenen Biografie nicht davon ausgehe, die europäische Geschichte zwischen 1789 und 1830 sei dem Leser präsent, sondern die Ereignisse kurz darstelle.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.08.2011

Exzellent findet Rezensent Andrew James Johnston diese Biografie Talleyrands, die Johannes Willms vorgelegt hat. Er hebt hervor, dass der berühmte Diplomat und zeitweilige Außenminister Napoleons, der fast 50 Jahre in der französischen Politik in sechs verschiedenen Regimen eine herausragende Rolle spielte, noch heute polarisiert. Während ihn die einen als meisterhaften Strategen feiern, sehen die anderen in ihm einen korrupten Opportunisten. Dagegen schlägt Willms seines Erachtens einen "klugen Mittelweg" ein. So bescheinigt er ihm, Talleyrand bei aller Sympathie auch kritisch zu sehen. Zudem lasse sich Willms nicht von den Legenden, Anekdoten und Selbststilisierungen blenden, sondern räume mit zahlreichen Mythen um Talleyrand auf. Das Ergebnis - ein "auf menschliches Maß gestutzter Talleyrand" - ist zur Freude des Rezensenten dann auch deutlich spannender als das Klischee vom "genialen Meisterdiplomaten".