Heiko Christians

Der Traum vom Epos

Romankritik und politische Poetik in Deutschland (1750-2000)
Cover: Der Traum vom Epos
Rombach Verlag, Freibug 2004
ISBN 9783793093688
Kartoniert, 310 Seiten, 49,80 EUR

Klappentext

Dieses Buch verfolgt den Traum vom Epos von Herder bis Handke, aber es bietet keine Theorie des Epos. Nur die Beobachtung der Unterscheidung von Epos und Roman, so seine Argumentation, gibt Auskunft über den Gegenstand. Die seit dem 18. Jh. forciert getroffene Unterscheidung beider Gattungen ist jenseits von Standesdistinktionen lesbar. Sie trennt nicht einfach zwei Literaturen voneinander, sondern konstituiert zwei hochgradig voraussetzungsreiche und anschlussfähige Wertungshinsichten, die mit denen von Dichtung und Unterhaltung oder Gemeinschaft und Gesellschaft leicht zur Deckung gebracht werden können. Von Interesse ist das Epos als uneigentliche Gattungsgestalt und Konzeption im Widerstreit mit dem Roman genannten emphatischen Individualitätskonzept. Dem so von soziologisch-historisch begründeter Normativität frei gewordenen Gattungssystem können nun ohne Ausschließlichkeitsanspruch konkurrierende Programme aus den gleichermaßen benachbarten politischen, religiösen oder ethischen Debatten eingepflanzt werden. Eine machtvolle Gattungspoetik und ein deutscher Sonderweg zeichnen sich ab.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.03.2005

In einer "fundierten und luziden Darstellung" beschäftige sich Heiko Christians mit den literarischen Formen von Epos und Roman, befindet der "kru" zeichnende Rezensent. Traditionell gelte der Roman als Unterhaltung, das Epos dagegen als Dichtung, wobei letzteres tendenziell als höherwertig eingeordnet werde. Da das Epos nur schwer zu definieren sei, unterlasse es der Autor, eine Theorie desselben vorzulegen und untersuche es stattdessen in seinem Verhältnis zum Roman. Dabei stellt sich jedoch heraus, dass die Grenzen mit der Zeit verschwimmen, wie der Autor am Beispiel Peter Handkes deutlich macht: Das den Roman charakterisierende Unterscheidungsmerkmal der Selbstsuche des Helden spielt für ihn schlicht keine Rolle mehr. Jeder weiteren Beurteilung oder Meinung zum Werk enthält sich der Rezensent leider.