Santiago Roncagliolo

Roter April

Roman
Cover: Roter April
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518419649
Gebunden, 191 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Angelica Ammar. Es ist Karwoche in Ayacucho, ein düsteres Spektakel von Blut und Exzess. Als der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Felix Chacaltana, noch neu auf dem Posten in der Andenprovinz, mit seiner ersten Leiche konfrontiert wird, hofft er auf rasche Abwicklung. Erst aber muss er versuchen, mit den hiesigen Machtverhältnissen zurechtzukommen - der Militärkommandant jedenfalls gibt ihm deutlich genug zu verstehen, dass an einer Aufklärung des Falls hier niemand interessiert ist. Doch die Leiche ist so grausig verstümmelt, die Umstände ihres Auftauchens sind so dubios, dass Chacaltana, der an Gesetz und Ordnung glaubt und alles andere als ein Draufgänger ist, nicht anders kann, als weiterzuforschen. Was sind das für Spuren, die auf die Terrororganisation Leuchtender Pfad hinweisen? Und warum drückt ihm der Militärkommandant eine Dienstwaffe in die Hand? Schon bald hat Chacaltana alle Gewissheiten verloren und sieht sich unversehens selbst in einen Strudel aberwitziger Gewalt gezogen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2008

Auf den ganz großen Roman über den Terror des Leuchtenden Pfades, wartet Walter Haubrich noch immer. Santiago Roncagliolo, lässt Haubrich uns wissen, hat dieses Ziel trotz großer Begabung knapp verfehlt. Allerdings zeigt sich Haubrich dennoch beeindruckt von Roncagliolos düsterer, angstgesättigter Geschichte über einen kämpferischen Staatsanwalt, die, wie er erklärt, nun in einer gelungenen Übersetzung vorliegt. Dafür, dass der Roman Haubrich nicht restlos zu überzeugen vermag, sorgt der Autor mit seinem Anliegen, das Buch als Thriller zu verkaufen. Dafür, weiß Haubrich, ist Roncagliolo das Schicksal seines Landes jedoch viel zu wichtig, überwiegt der Wunsch, es differenziert und ausführlich darzustellen. Mit Spannung wird der Rezensent daher erst im letzten Teil des Buches beglückt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.05.2008

Santiago Roncagliolos "Roter April", in dem ein Staatsanwalt Serienmorde im peruanischen Ayacucho aufklären soll, die man der maoistischen Guerillabewegung "Leuchtender Pfad" zuschreibt, kann Leopold Federmair nicht aus vollem Herzen loben. Das Buch ist ohne Frage ein spannungsgeladener Thriller, der seine Leser stets auf falsche Fährten lockt und diejenigen, die lediglich Unterhaltung suchen, auf ihre Kosten kommen lässt, gibt der Rezensent zu. Allerdings stören ihn die religionsphilosophischen Gedanken, denen der Autor nebenbei nachgeht, als allzu schlicht, und insbesondere die Entwicklung der Figuren überzeugt den Rezensenten ganz und gar nicht. So scheint es ihm vollkommen unglaubwürdig, dass aus dem biederen, pflichtbewussten Staatsanwalt am Ende ein mordender Vergewaltiger wird. Und dass eine "engelhafte" Zwanzigjährige sich mit dem alternden Ermittler einlässt, will Federmair genauso wenig realistisch erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.04.2008

Im Gewand des klassischen Politthrillers kommt dieser Roman von Santiago Roncagliolo daher, der sich mit seinen absurden, mythischen und komischen Elementen aber immer mehr zu einer modernen Form des magischen Realismus mausert, preist Ulrich Baron. Staatsanwalt Chacatana will gegen die Widerstände der örtlichen Politik eine Mordserie aufklären, die auf beunruhigende Weise an die Taten der Guerilla "Leuchtender Pfad" erinnert, die vor 20 Jahren brutal niedergeschlagen worden war. Was man zunächst für einen geradlinigen Politkrimi halten könnte, entpuppt sich nicht zuletzt wegen der bizarren Persönlichkeit des Ermittlers und der "grotesken Komik", die seine seltsam verschobene Wahrnehmung erzeugt, als höchst ambivalentes Konstrukt, das zwar im Jahr 2000 spielt, aber immer wieder eine von Mythen und vergangenen Kämpfen geprägte "archaische Welt" aufscheinen lässt, so Baron fasziniert.
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