Jan Rehmann (Hg.), Thomas Wagner (Hg.)

Angriff der Leistungsträger?

Das Buch zur Sloterdijk-Debatte
Cover: Angriff der Leistungsträger?
Argument Verlag, Hamburg 2010
ISBN 9783867543071
Kartoniert, 252 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Der Ausdruck "Leistungsträger" polarisiert laut Allensbacher Institut für Demoskopie die Deutschen stark. Gibt man das Wort bei Wikipedia ein, so erfährt man zunächst, es sei ein politisches Schlagwort, das die "Besserverdienenden" bezeichne. Weiter liest man, eine verbindliche Definition gebe es nicht, aber wer das Wort "Leistungsträger" benutze, tue dies, um in der politischen Diskussion eine Senkung der Spitzensteuersätze zu begründen. Der Begriff führt also unmittelbar ins Zentrum der Verteilungskämpfe des gesellschaftlichen Reichtums. In einer ökonomischen Krise, wo die Frage, wer für die Werteverluste und leeren Staatskassen zahlen soll, wieder neu aufgeworfen wird, hat Peter Sloterdijk die üblichen Steuersenkungsparolen utopisch überboten, als er in seinem FAZ-Beitrag vom 13. Juni 2009 den "produktiven" Schichten der Leistungsträger das Ziel einer Abschaffung der Steuern und ihre Ersetzung durch freiwillige Gaben vor Augen führte und sich erstaunt zeigte, dass sie nicht zum "plausiblen" Mittel eines "antifiskalischen Bürgerkriegs" griffen. Mit Sloterdijks gezielter Provokation kam die im Mai 2009 eröffnete FAZ-Artikelserie zur Zukunft des Kapitalismus so richtig in Fahrt. Und mit der Antwort von Axel Honneth in der Zeit kam es zum Medienereignis einer "Sloterdijk-Honneth-Debatte", an der sich alle größeren Zeitungen Deutschlands beteiligten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.09.2010

Rezensent Hans-Martin Lohmann nimmt kein Blatt vor den Mund in seiner Besprechung dieses von Jan Rehmann und Thomas Wagner herausgegebenen Bandes, der Beiträge zur Debatte um einen 2009 in der FAZ abgedruckten Artikel von Peter Sloterdijk versammelt. Er rekapituliert die Debatte, die in seinen Augen völlig überzogene Ausmaße angenommen hat, und bezieht dabei eindeutig Stellung gegen Sloterdijk. Figuren wie Westerwelle, Sarrazin, Sloterdijk, Henkel, Baring usw. sind für ihn nur Komiker. Sloterdijks Überlegungen, wie man die Steuerzahler entlasten könnte, erscheinen dem Rezensenten gedanklich schlicht, letztlich sieht er darin "ranzige FDP-Ideologie", was auch jeder Leser, vorausgesetzt er ist "nur halbwegs bei Troste", sofort erkennen werde. Erst die öffentliche Aufmerksamkeit verschaffe Leuten wie Sloterdijk und Sarrazin die große Bühne, so Lohmann, ohne die wären sie "nichts". Nach Axel Honneths wohlbegründeter Entgegnung auf Sloterdijk war für Lohmann die Sache erledigt. Vorliegenden Band hält er insofern fast schon für überflüssig, macht er die Angelegenheit doch wichtiger als sie seiner Ansicht nach ist. Warum er mit einer Besprechung seinen Teil dazu beiträgt, erschließt sich dem Leser seiner Kritik allerdings nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2010

Die traurigen Überreste einer "Schwund-Linken" hat Rezensent Wolfgang Kersting mit diesem Sammelband vor Augen geführt bekommen, der die Reaktionen auf Peter Sloterdijks Essay "Die Revolution der gebenden Hand" bündelt. Kersting steht ganz klar auf Seiten Sloterdijks und schmettert die Kritik an ihm als unter Niveau ab. In Kerstings Augen ist Sloterdijks "Ethik der Freigiebigkeit" für die Verfechter des Sozialstaats deshalb so unangenehm, weil diese Ethik Ungerechtigkeit als Tatsache akzeptiert und den Geber preist, während für die Egalitaristen dessen Wohlstand eher ein Verdachtsmoment darstellt. Von Sloterdijks "lässigen Provokationen" sei in diesem Band jedenfalls wenig übriggeblieben, informiert Kersting, den Abdruck seines Essays habe Sloterdijk verboten. Schließlich sieht er hier noch eine "politische Steinigung" vollzogen, von Frankfurter Philosophen, die er nicht beim Namen nennt, über deren "moralische Großartigkeit" er aber erkennbar grundsätzlich lästert.
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