Ralf Beil

Künstlerküche

Lebensmittel als Kunstmaterial von Schiele bis Jason Rhoades
Cover: Künstlerküche
DuMont Verlag, Köln 2002
ISBN 9783832159474
Gebunden, 296 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Die Einheit von Kunst und Leben ist eine der meisterhobenen und doch nur selten erfüllten Forderungen der Kunst der Moderne. Ralf Beil richtet den Blick auf den Einsatz von realen Lebensmitteln als Kunstmaterial und überrascht den Leser mit einer Topologie von Kreativität, der sich bisher noch kein Autor in dieser speziellen Form gewidmet hat. Von Egon Schiele, der 1912 in einer Gefängniszelle aus geknetetem und eingeritztem Brot das Bildnis eines St. Pöltner Häftlings formt, über den Futuristen Marinetti ('Obstbomben für Italien'), Salvador Dali ('Der surreale Hummer'), Meret Oppenheim, Dieter Roth, Joseph Beuys und Jason Rhoades geleitet Ralf Beil seine Leser. Dabei findet er Berührungspunkte zwischen der Kunst und der Literatur, schaut auf Psychologie, Alltagskultur und religiöse Rituale.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.04.2003

Dass von Künstlern in Museen gekocht werde, stellt dem Rezensenten, Rudolf Schmitz, zufolge einen aktuellen Trend dar, der durch das Buch von Beil nun allerdings "als Jahrhundertphänomen" ausgewiesen und relativiert werde. Das Buch geht offenbar zum einen der Frage nach, wo überhaupt Lebensmittel als künstlerisches Material vorkamen, und zum anderen untersucht es die besondere Rolle, die sie bei ausgewählten Künstlern spielten. Aus der Rezension erfährt man, dass es so dann unter anderem um Lebensmittel bei Beuys, Bourgeois, Dali, Duchamps, Manzoni, Rhoades, Schiele und Spoerri geht, sowie um ihre Rolle in Futurismus, Surrealismus und Neuem Realismus. Die so gebotene "anekdotenreiche Gemengelage" wird vom Kunsthistoriker und Kurator Beil, lobt Schmitz, "mit kunsthistorischem Besteck aufschlussreich seziert".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.06.2002

Ralf Beil ist der besonderen Verbindung von Kunst und Küche, Kunst und Lebensmitteln bereits in einer Dissertation nachgegangen, berichtet Nico Bleutge, die er für diesen, wie man so schön sagt, kulinarischen Kunstführer überarbeitet hat. Zum einen ist dieser Führer durch die Künstlerküche nun üppig bebildert worden, zum anderen hat Beil, so Bleutge, den akademischen Rahmen einer klassischen Abhandlung des Themas verlassen und erörtert stattdessen in elf monografischen Kapiteln den künstlerischen Einsatz von Lebensmitteln in Bild und Skulptur quer durch das 20. Jahrhundert. Schon die Futuristen hätten die ästhetisch-politische Botschaft der Nahrung erkannt und diese für ihre Programmatik instrumentalisiert. Weiter dabei: natürlich Salvador Dali, Marcel Duchamp, Joseph Beuys und Dieter Roth. Roth überließ, erzählt Bleutge, seine Zuckergussbüsten dem natürlichen Zerfall. Spätestens hier hat dem Rezensenten Beils These eingeleuchtet, dass alle Arten von kulinarischem Material durch Tabus und Rituale kulturell unterlegt sind.
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