Philip Pullman

Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus

Cover: Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783100590312
Gebunden, 231 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Adelheid Zöfel. Philip Pullman erzählt die Geschichte aller Geschichten: Die Zwillinge Jesus und Christus sind so unterschiedlich, wie nur Geschwister sein können. Jesus ist ein verträumter Visionär und Christus ein gerissenes Organisationstalent, der die Ideen seines Bruders umsetzt und so den Grundstein für das korrupte System Kirche legt. Es entsteht eine provokante Auslegung des Evangeliums. Teils Roman, teils Geschichte, teils Märchen, bietet der Roman eine radikal neue Interpretation der Mythen und Mysterien des Evangeliums und der Entstehung der Kirche, die den Verlauf der zwei letzten Jahrtausende geprägt hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.12.2012

Rezensentin Angela Schader hat Philip Pullmans 2010 erschienenen Roman "Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus" und C. K. Steads Roman "Mein Name war Judas" aus dem Jahre 2006 einer vergleichenden Lektüre unterzogen und festgestellt, dass beide Romane in ihrer "Radikalität und Dichte" nicht an ihre Vorlage, die Evangelien Christi, heranreichen. Dabei hatte Pullmans Roman dank seines "provokativen" Titels bereits im Erscheinungsjahr ein großes Echo ausgelöst, informiert die Kritikerin. Während die Rezensentin Jesus bei Pullman als guten Menschen erlebt, der die Botschaft von Gerechtigkeit und Liebe verkündet, erscheint ihr Christus als "schwächlicher Zwillingsbruder", der von einem bösartigen Fremden dazu verführt wird, ein "Königreich der Gläubigen" zu gründen. Nach der Lektüre muss die Kritikerin enttäuscht gestehen, dass Pullmans Kritik am Wahrheits- und Machtanspruch der Kirche leider an seiner viel zu "schlichten" Darstellungsweise gescheitert ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.02.2011

Was sich Philip Pullman mit diesem Buch gedacht haben mag, wird einem in Burkhard Müllers Besprechung nicht klar, sehr deutlich wird aber, dass der Rezensent es für "bodenlos banal" hält. Pullman haut in die große Kerbe des Christentums, die wacklige zweifache Natur Jesu Christi als Mensch und Gott, der in Todesangst stirbt, aber wiederaufersteht, der die Menschen nach ihm erlöst, aber der Gerechtigkeit halber auch die vor ihm, so dass sein Tod eigentlich überhaupt überflüssig ist. Aber so wie Pullman haut, meint Müller, fahre die Axt recht schief ins Holz: Pullman von Jesus und Christus als Zwillingsbrüdern, einer war populär und stirbt, der andere, schüchtern und vergrübelt, lebt weite, und Pontius Pilatus bekommt einen Auftritt als "brutale Dumpfbacke". Das findet Müller nicht nur theologisch unter Niveau, sondern auch literarisch und erinnert daran, dass ein Polemiker seinen Gegenstand nicht allzu klein machen darf, denn mit diesem schrumpfe auch die Kritik.
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