Heinrich Hannover

Reden vor Gericht

Plädoyers in Text und Ton
Cover: Reden vor Gericht
PapyRossa Verlag, Köln 2010
ISBN 9783894384388
Gebunden, 276 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit einer Audio CD. Heinrich Hannover hat als Strafverteidiger Geschichte geschrieben. Hier sind Plädoyers aus dem Bereich des politischen Strafrechts wie dem der "nichtpolitischen" Kriminalität zusammengestellt und zeitgeschichtlich eingeordnet. Etliche Verfahren haben aufgrund der Prominenz der Beteiligten große Beachtung gefunden. So die gegen Lorenz Knorr wegen "Beleidigung" von Hitler-Generälen als Massenmörder (1964), gegen Daniel Cohn-Bendit wegen Landfriedensbruch (1968), gegen Karl Heinz Roth (1977) und Astrid Proll (1979 / 80), die trotz falscher Zeugenaussagen von Polizeibeamten von der Anklage des Mordes und Mordversuches freigesprochen wurden, und gegen Hans Modrow wegen Wahlfälschung (1993). Internationales Aufsehen erregte insbesondere der Prozess gegen einen SS-Funktionär wegen Beteiligung an der Ermordung von Ernst Thälmann im KZ Buchenwald. Hier vertrat Hannover die Nebenklage (1982 - 1987). Die CD mit Tonaufnahmen aus dem Gerichtssaal ist eine einmalige Dokumentation bundesdeutscher Justizpraxis und macht den jeweiligen Zeitgeist unmittelbar spürbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.02.2011

Rezensent Helmut Kerscher schätzt Heinrich Hannover, seine juristische Arbeit ebenso wie die Kinderbücher. "Stark" nennt Kerscher denn auch diese Sammlung von Plädoyers, die Hannover im Laufe seiner Tätigkeit vor Gericht gehalten hat; siebzehn von ihnen sind auf einer beigefügten CD zu hören. Zu den Höhepunkten des Bandes zählt Kerscher Hannovers versuch, einen SS-Kapo für die Ermordung von Ernst Thälmann zu belangen, aber mit Interesse hat er auch verfolgt, wie Hannover Kriegsdienstverweigerer, Kommunisten oder Sitzblockierer verteidigte. Keinen Hehl macht Kerscher allerdings aus der Tatsache, dass mit Hannover auch immer ein Alt-Sozialist spricht, der etwa bei der Verteidigung von Hans Modrow von einer "Abstrafung aller kommunistischen Funktionäre" sprach. Trotzdem hat der Rezensent viel über die bundesdeutsche Geschichte sowie über das Handwerk des Juristen gelernt, wie er abschließend lobt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.09.2010

Dass der Autor bei aller Erfahrung als linker Anwalt in der restaurativen Zeit der BRD in den Jahrzehnten nach '45 trotzdem Menschenfreund geblieben ist, empfindet der Rezensent als ein kleines, erfreuliches Wunder. Liest Peter Henkel die von Heinrich Hannover hier zusammengestellten Fälle von Komplizenschaft, Korpsdenken, hochrichterlicher und sämtlichen Fakten Hohn sprechender Infamie und getricksten und verschleppten Verfahren an den Gerichten nach, wird ihm selbst ganz anders. Hannovers damals gehaltene Plädoyers für Pazifisten und linke Rebellen wie Daniel Cohn-Bendit richten ihn durch ihre kritische Sicht und ihre Menschenfreundlichkeit wieder auf.