Ryan Gattis

In den Straßen die Wut

Thriller
Cover: In den Straßen die Wut
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016
ISBN 9783499270406
Broschiert, 528 Seiten, 16,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Sechs Tage im Jahr 1992. Polizisten misshandeln einen schwarzen Bürger und Los Angeles explodiert. Plünderungen, überall brennt es; ein Bürgerkrieg mitten im Herzen der westlichen Welt. Was passiert, wenn die Polizei eine Stadt den Armeen der Gangs überlässt? Rechnungen werden beglichen, noch und noch. Davon erzählt dieser Roman. Am Anfang ein unmenschlicher Mord: Wir erleben ihn aus der Sicht des Opfers. Dann kommen andere zu Wort: skrupellose und weniger skrupellose Gangster, rassistische Polizisten, Krankenschwestern, Junkies, jugendliche Mitläufer. Und es entsteht das Bild einer Gesellschaft, in der der Stärkere den Schwächeren frisst und die sich im Ausnahmezustand gänzlich enthüllt.

Im Perlentaucher: Bäng, Bäng, Quietsch

Bei Gangsterromanen ist die Kunst, Sympathie für die bösen Jungs zu schaffen, ohne dabei den Unterschied von Gut und Böse zu verwischen. Bei Gattis gibt es keine Moral, keine Gesellschaft, kein Gesetz. Es gibt nur das Recht des Stärkeren. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.02.2016

Sehr gespannt hat Fatma Aydemir diesen multiperspektivisch konstruierten Thriller gelesen, in dem Ryan Gattis eine bislang wenig beleuchtete Facette der gewaltsamen Ausschreitungen in Los Angeles im Jahr 1992 in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt: In Schutz der Wirren der Auseinandersetzungen kam es nämlich auch zu einigen, bis heute nicht aufgeklärten Morden innerhalb der Bevölkerung - wer damals Ärger hatte, nutzte die mitunter anarchischen Zustände in betroffenen Vierteln, um alte Rechnungen zu begleichen. Dass Gattis selbst, als Weißer aus Colorado Springs, kein unmittelbarer Zeuge der Riots wurde, heute aber über hervorragende Beziehungen zu Leuten aus den Vierteln verfügt, kommt dem Roman sogar zupass, meint die Rezensentin: Als Außenstehender, der in den teils "balkanisierten" Vierteln eben nicht sozial verstrickt ist, gewann er bei seinen ausgiebigen Recherchen vor Ort rasch das Vertrauen seiner Gesprächspartner, die ihm mitunter Haarsträubendes zu berichten wussten. Auf dieser Materialgrundlage gelingen dem Autor wahre "Glanzmomente", die HBO bereits in einer Serie umsetzen will, sowie ein facettenreiches Gesellschaftsbild der damaligen Umstände, versichert die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2016

Nicolas Freund erhält einen Blick in den Abgrund der Ereignisse in Los Angeles im  Frühjahr 1992 mit Ryan Gattis' Roman. Sechs Tage Ausnahmezustand, Krawalle, Gangrivalitäten, über 50 Morde, schließlich Ausgangssperre und Militäreinsatz. Angelehnt an die Fakten erzählt der Autor laut Rezensent multiperspektivisch und in Form eines rasanten Bewustseinsstroms aus Sicht von Polizisten, Krankenschwestern, Gangmitgliedern und Opfern, was sich abgespielt hat. Wie konzentriert und detailliert bei aller Komplexität sich die Realität in diesem Text entfaltet, hat Freund mitgerissen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.02.2016

Als Epitaph und Menetekel in einem bezeichnet Elmar Krekeler Ryan Gattis' auf Tatsachen und den ellenlangen Recherchen des Autors basierenden Dokuthriller. Finster und kaputt findet er den Text, manchmal lustig, vor allem aber blutig, sehr blutig. Dass Gattis weiß, worüber er schreibt, macht die Sache für Krekeler nicht besser. Die geschilderte Ganggewalt am Rand der Riots in Los Angeles im April 1992 lässt den Rezensenten hoffnungslos zurück. So nah dabei, sogar im Kopf eines Mordopfers, ist Krekeler, dass er die Explosion der Gewalt hautnah zu spüren meint.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.02.2016

Als Straßenkünstler kam Ryan Gattis in Los Angeles mit Zeugen der Aufstände von 1992 in Kontakt und ließ sich von ihnen ihre Geschichten erzählen, berichtet Rezensent Tobias Gohlis. Diese hat er jetzt in seinem Roman "In den Straßen die Wut" verarbeitet: siebzehn Figuren - von der Krankenschwester, einem Sprayer bis zu Polizisten und Gangmitgliedern - lässt er ihre Erlebnisse während jener sechs Tage erzählen, ohne dabei ein künstlich kohärentes Narrativ zu erzwingen, erklärt der Rezensent. Dadurch entsteht für Gohlis eher der Eindruck einer Dokumentation als eines klassischen Thrillers, was ihm aber eigentlich auch angemessener vorkommt.