Das schönste Proletariat der Welt

Junge Erzähler aus Russland
Cover: Das schönste Proletariat der Welt
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518126370
Kartoniert, 210 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen und herausgegeben von Christiane Körner. In Russland meldet sich eine neue Generation von Autoren zu Wort. Sie waren noch Kinder, als das Imperium 1991 zusammenbrach. Anders als ihre älteren Kollegen kennen sie keine sowjetische Vergangenheit mehr, die sie verklären, bekämpfen oder dekonstruieren müßten. Doch ein riesiges Land wälzt sich um, die gewaltige Bewegung setzt sich bis in die Kapillaren des einzelnen fort. Indem sie - sei es im Fernzug nach Samara oder in den Basarvierteln von Machatschkala am Kaspischen Meer - vom jähen Ende jeglicher Gewissheit erzählen, zeichnen die jungen Schriftsteller, die dieser Band vorstellt, die Erschütterungen der Gegenwart auf. Längst kommen die aufregenden neuen Stimmen der russischen Literatur nicht mehr aus Moskau und Petersburg, sondern aus Perm, Ufa und Kazan, aus Städten und Landschaften, in denen der Einfluss des Zentrums geringer, die konfliktträchtige Heterogenität aber um so größer ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2011

Judith Leister freut sich über diese Anthologie junger russischer Autoren. Spannend findet sie die vielen verschiedenen Perspektiven und Erzählhaltungen, mit denen sich die Autoren dem Thema der Suche und der Orientierungslosigkeit in ihrer zwischen Tradition und Moderne steckenden Welt nähern. Ob in Taschkent, Perm oder Kasan - fremd sind die Orte dieser Texte der Rezensentin, aber überall begegnet sie zwischen den Generationen und den Trümmern des Sozialismus umherirrenden Menschen, immer unterwegs, immer gefährdet. Das Formen-Repertoire der Geschichten reicht von experimentierfreudig bis engagiert, eine Vielfalt, die Leister ebenfalls begrüßt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.10.2011

Bei den Autoren dieser Anthologie handelt es sich sämtlich um Debüt-Preisträger, informiert Rezensent Jörg Plath - eine Auszeichnung, die ausschließlich Nachwuchsliteraten unter 25 zuteil wird. Schon dieser Tatsache wegen bringt Plath dem Band großes Interesse entgegen, denn die russische Gegenwartsliteratur - zumindest die übersetzte - hält er ansonsten für reichlich überaltert. Abgesehen von ihrer Jugend haben die Autoren noch die Gemeinsamkeit, aus entlegenen Winkeln der Russischen Föderation zu stammen, so Plath. Außerdem konstatiert der Kritiker eine verbreitete Abneigung ironisierender Verfahren ebenso wie einen in seinen Augen unglaubwürdigen Optimismus. Denn bei den Schauplätzen der Geschichten handelt es sich um heruntergekommene Großstädte, in denen Mord, Totschlag und Vergewaltigung an der Tagesordnung sind, wie der Rezensent erzählt. Nicht jedes der sechs Prosastücke ist Plath daher eine Empfehlung wert. Alissa Ganijewas "Salam, Dalgat!" jedoch - eine in Dagestan angesiedelte Story voller "Sex, Drugs und Religion" - hat dem Kritiker ausnehmend gut gefallen.
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