Roman Jakobsons Gedichtanalysen: Eine Herausforderung an die Philologien

Cover: Roman Jakobsons Gedichtanalysen: Eine Herausforderung an die Philologien
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892446378
Broschiert, 336 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Hendrik Birus, Sebastian Donat und Burkhard Meyer-Sickendiek. Elf Beiträge zur linguistischen Poetik Roman Jakobsons. Der russische Sprach- und Literaturwissenschaftler Roman Jakobson (1896-1982) ist zu Recht der 'Picasso der Sprachwissenschaft' genannt worden. Sein monumentales Alterswerk 'Poetry of Grammar and Grammar of Poetry (Selected Writings III)' hat den Nationalphilologien wie der Komparatistik die Sprache verschlagen. Das liegt vor allem an Jakobsons interdisziplinär weit gespannten theoretischen Bezügen, der langen und alles andere als monolithischen Entwicklung seiner linguistischen Poetik, der einschüchternden Vielsprachigkeit seiner Gedichtanalysen sowie ihrer scheinbaren Disparität. Grund genug, den vielerorts als scheinbar verstaubt beiseite gelegten Jakobson endlich einmal genau zu lesen und theoretisch zu reflektieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.04.2003

Der Sammelband über Roman Jakobsons Gedichtanalysen scheint den "arm." zeichnenden Rezensent allemal überzeugt zu haben. Die Radikalität von Jakobsons Position sieht er im Anschluss an Hendrik Birus darin, dass Gedichte grammatische Erscheinungen sind und ihre Bedeutung in ihrer Funktionsweise liegt. Jedoch wäre es nach Ansicht des Rezensenten falsch anzunehmen, es gäbe den literaturwissenschaftlichen Gemeinplatz der "wechselseitigen Verflechtung" (Sebastian Donat) von Form und Inhalt bei Jakobson. Mit Roman Jakobson ein Gedicht lesen heißt, seinen nach Gleichheit und Kontrast geordneten Bau lesen, so der Rezensent, daraus ergebe sich das Bedeutungsgeflecht im Einzelnen wie im Ganzen. Jakobson ist laut Rezensent damit als Vorläufer beziehungsweise Mitstreiter derjenigen literaturwissenschaftlichen Positionen anzusehen, die Bedeutung nicht als eine jenseits des Textes auffindbare Wesenheit bestimmen. "Vielmehr ist für ihn Bedeutung ein Produkt der materiellen (sinnlichen) Eigenschaften der Sprache selbst", hält der Rezensent fest. "In diesem Sinne machen Roman Jakobsons formale Gedichtanalysen und ihre Darstellung Sinn, den Sinn des Gedichts aus."