Najem Wali

Soad und das Militär

Roman
Cover: Soad und das Militär
Secession Verlag, Zürich 2021
ISBN 9783966390354
Gebunden, 400 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Christine Battermann. Ein Mann begegnet in Kairo scheinbar zufällig einem alten Freund, dem Amerikaner Simon Syros. Drei Jahre sind seit den Protesten auf dem Tahrir-Platz vergangen und dreizehn seit ihrer letzten Begegnung. Damals verschwand Simon spurlos aus einer Bar. Jetzt erzählt ihm der wiedergefundene Freund die Geschichte seiner großen Liebe zu Soad, einer berühmten ägyptischen Schauspielerin und Sängerin, mit der er in London bis zu ihrem Tod zusammenlebte, seiner gefährlichen Freundschaft zum Geheimdienstoffizier Sherif und seines Versuchs, Soad aus den Fängen des Militärs zu retten. Elf vollgeschriebene Hefte hat seine Geliebte zurückgelassen, als sie aus dem sechsten Stock ihres Wohnhauses in London in den Tod gestürzt war. War es der ägyptische Geheimdienst, war es Soads Depression? Hartnäckig hielt sich das Gerücht, sie habe ihre Memoiren geschrieben, in denen sie mit der Rolle des Militärs, das ihr Leben gesteuert und zerstört hat, abrechnet. Simon übergibt dem Erzähler die elf Hefte, und es wird klar, warum er nach Kairo zurückgekehrt ist: Er will Rache nehmen. Najem Wali hat Figuren wie die Sängerin Soad oder die des Geheimdienstoffiziers Sherif, der sie seit ihrer Kindheit für seine Machenschaften erpresst, nach realen Vorbildern gezeichnet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2021

Wie man in einem autoritär geführten Staat kritisch schreibt, zeigt Najem Wali mit seinem Roman "Soad": Der Schlüssel, erklärt Rezensent Moritz Baumstieger, liegt in der Verschlüsselung der Realität durch die Fiktion. "Faktion" nennt Wali selbst die komplizierte Beziehung seiner Texte zur Wirklichkeit. Nun erzählt er etwa von der ägyptischen Sängerin und Schauspielerin Soad, deren Berühmtheit vom militärischen Geheimdienst ausgenutzt wurde. Als sie schließlich in ihren Memoiren davon berichten will, stirbt sie urplötzlich - ein Unfall? Kaum zu glauben, lesen wir. Soads Geschichte basiert auf realen Ereignissen, Soad hat es wirklich gegeben, und all die Formen, in denen sie erpresst und missbraucht wird, sind zwar nicht konkret belegt, aber dennoch realistisch, erklärt Baumstieger. Die Sachlichkeit, in der Wali davon erzählt, findet der Rezensent zwar etwas befremdlich, kann sie aber offenbar angesichts der politischen Bedeutsamkeit des Romans verzeihen. Einen zusätzlichen und besonders tragischen Realitätsgehalt hat das Buch übrigens gewonnen, als der Roman im faktisch militärisch beherrschten Ägypten erst der Selbstzensur der Verleger zum Opfer fiel und schließlich indiziert wurde, weiß der überzeugte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.09.2021

Rezensentin Lena Bopp ahnt anhand der deutschen Fassung von Najem Walis Roman über die ägyptische Schauspielerin und Sängerin Soad Hosny, warum das Buch in Ägypten auf dem Index steht. Der Autor beschreibt laut Bopp in gekonnter Verbindung von Fakten und Fiktion, wie die Künstlerin vor allem zwischen 1960 bis 1990 vom ägyptischen Staat und Geheimdienst instrumentalisiert wurde, ohne dass sie ihre Rolle zu begreifen imstande war. Eine echte Entwicklung der Figur vermisst Bopp allerdings im Text. Hosnys Porträt bleibt leider redundant und unscharf, stellt die insofern leicht enttäuschte Rezensentin fest.
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